Letzte Aktualisierung: um 15:19 Uhr

Mutmaßlicher Betrug

Bavarian Airlines erweist sich als absurde Luftnummer

Bavarian Airlines wollte Lufthansa ab München angreifen. Medien und Investoren sprangen darauf an. Doch jetzt werden dem Gründer Lügen, unbezahlte Rechnungen und Dokumentenfälschungen vorgeworfen.

Die Lage könnte nicht besser sein. Terminalstraße Mitte 18 in 85356 München-Flughafen gibt Bavarian Airlines als Sitz an. An jener Adresse steht das München Airport Center mit Platz für Büros, Läden, Restaurants und Konferenzräumen. Vor Ort lassen sich trotz intensiver Suche allerdings keine Büros des Airline-Start-Ups finden.

Dennoch berichteten verschiedene, auch große deutsche Zeitungen und Magazine, in den letzten Monaten über Bavarian Airlines. Sie erzählten die Geschichte des vermeintlich 18-jährigen Mitgründers und Geschäftsführers A.K., der zusammen mit drei Partnern eine europäische Regionalairline aufbauen will. Noch 2023 soll sie ab München nach Berlin, Düsseldorf und Frankfurt ansteuern.

Angriff auf Lufthansa

Die Pläne der vier Gründer gehen indes deutlich weiter als Inlandsflüge. In einem zweiten Schritt wollen sie mit Bavarian Airlines ab München nach Amsterdam, Genf, London und Wien fliegen. Es sind keineswegs Nischenstrecken, sondern alles Routen, die auch Lufthansa bedient. Als Flotte wollen die vier Gründer zwölf Embraer E195-E2 leasen.

Die Berichterstattung ist auch eine Folge von Selbstmarketing. Vor Weihnachten trat der Junge Gründer an diverse Medien heran und bat um Interviews. Mit Erfolg. In einem deutschen Boulevardblatt kann er erzählen, man habe schon einen «zweistelligen Millionenbetrag» von Investoren eingesammelt.

Gründung im Vereinigten Königreich

Auf der professionell gestalteten Webseite der selbst ernannten Fluggesellschaft aufgeführt ist der offizielle Firmenname. Bayerische Fluggesellschaft mbH steht da. Im deutschen Handelsregister allerdings bis heute ist kein Unternehmen auf diesen Namen eingetragen worden. Seit Kurzem steht dahinter deshalb die Abkürzung i. G., in Gründung.

Auch ein Unternehmen im Vereinigten Königreich ist aufgeführt. Bavarian Airlines heißt es und hat seinen Sitz in London. Gegründet wurde es im September 2022 allerdings als Hessische Finanzgruppe. Im Dezember änderte es seinen Namen auf den heutigen. Das einbezahlte Kapital beträgt 150.000 Franken.

Strafanzeigen statt Airline-Chef

Doch knapp zwei Monate später ist der Traum von der eigenen Airline mehr als ausgeträumt für A.K. Gegen ihn liegen mehrere Strafanzeigen vor, unter anderem wegen der Vorwürfe des gewerbsmäßigen Betrugs, widersprüchlicher Ausweisdokumente sowie dem unrechtmäßigen Führen eines Doktortitels.

Aber der Reihe nach. Gemeinsamen Recherchen vom Portal Gründerszene und dem Air-Crash-Podcast zufolge ist A.K. nicht wie behauptet 18 Jahre alt, sondern erst 15 Jahre. Auch der von ihm geprellte Investor Michael Lampel bestätigt das. Er sagt gemäß dem Bericht, dass er sich seinen Ausweis habe zeigen lassen und er ein Alter von 15 Jahre gesehen habe. K. widerspricht dieser Darstellung.

Gefälschte Kontoauszüge?

Dafür spricht auch, dass mehrere Lokalzeitungen berichtet haben, dass K. 2018 in der C-Jugend eines Taekwondo-Vereins angemeldet war. Kinder in der Kategorie sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Und selbst gibt K. auf seinem Linkedin-Profil an, dass er im Jahr 2026 Abitur machen werde.

Schwerer als das wohl falsche Alter wiegt der Vorwurf des Betrugs. Allein Lampel fordert von dem vermeintlichen Airline-Gründer rund 165.000 Euro. Diese Summe ergebe sich aus Ausgaben für Flüge, Hotelaufenthalte, Geschäftsessen – sowie für Consulting, ein Security-Unternehmen und PR.

Schulden von rund einer halben Million Euro

Um die Summe zu bekommen, hat der wohl 15-Jährige als Sicherheit auf ein Konto bei der Schweizer Bank UBS verwiesen, auf dem drei Millionen Schweizer Franken liegen sollten. Den Kontoauszug soll K. jedoch mit Photoshop gebastelt haben, so der Vorwurf. Lampel ist nicht der einzige Geschädigte. Auch ein Immobilienmakler aus Frankfurt fordert rund 100.000 Euro für die Rückabwicklung des Kaufs einer Wohnung.

Bavarian Airlines sollte als virtuelle Airline operieren. Als durchführende Fluggesellschaft war die maltesische Universal Air mit De Havilland Canada Dash 8 vorgesehen. Bavarian Airlines sollte für den Wet-Lease-Vertrag 300.000 Euro zahlen. Auch die sind gemäß dem Bericht von Gründerszene nie geflossen.

Der Beschuldigte streitet ab

Insgesamt soll es der Junge geschafft haben, Schulden von rund einer halben Million Euro anzuhäufen. Bleibt noch die Frage nach dem falschen Doktortitel. K. soll diesen mehrfach genutzt haben, so auf Vertragsdokumenten oder bei der Anmeldung in einem im Co-Working-Space, heißt es. Der Beschuldigte selbst widerspricht allen Anschuldigungen.

Die Webseite von Bavarian Airlines existiert noch. Allerdings mit dem Hinweis «We are currently in maintenance mode and making some updates on the websiteing. More Information will follow soon.»