Letzte Aktualisierung: um 20:23 Uhr

Airline-Luftschloss

Avatar Airlines meldet sich mit 30 Jahre alter Geschäftsidee zurück

Seit Anfang der 1990er will Barry Michaels mit einer Airline groß rauskommen. Zwar hat es bisher nie funktioniert, aber er sucht schon wieder Investoren. 300 Millionen Dollar will er einnehmen.

Es gibt Menschen, die trotz wiederkehrender Rückschläge einfach nicht aufgeben. In Deutschland hat es Menderes Bagci allein durch seine Hartnäckigkeit zu einer gewissen Berühmtheit geschafft. Menderes kann zwar nicht singen, aber er hat dennoch 17 Mal erfolglos an der Castingshow Deutschland sucht den Superstar teilgenommen.

Hartnäckig ist auch der US-Amerikaner Barry Michaels. Der gelernte Chiropraktiker versucht seit den 2000-er Jahren Politiker zu werden und kandidiert wahlweise für das US-Repräsentantenhaus oder den Senat – bisher ohne Erfolg. Noch hartnäckiger ist er allerdings nur bei dem Versuch, eine Fluggesellschaft zu gründen.

Bahnbrechende Preisstrategie

Mittlerweile arbeitet Michaels seit über 30 Jahren daran, seine Vision von einer Ultra-Low-Cost-Airline umzusetzen. Zwar hat es drei Dekaden lang nicht geklappt, aber nun meldet sich Michaels mit seinen Plänen erneut zurück. In einer Pressemeldung heißt es, dass mit dem kommenden Start von Avatar Airlines der nächste große Disruptor die Luftfahrtindustrie sein werde.

Trotz inzwischen völlig veränderten Rahmenbedingungen hält Michaels weiter an seiner 30 Jahren alten Idee fest: Mit Boeing 747-400, die, mit bis zu 581 Plätzen bestuhlt, US-Rennstrecken fliegen. Beispielsweise New York-Miami. Dank der angepeilten Masse an Kundinnen und Kunden seien Preise zwischen 19,99 Dollar und 99,99 Dollar möglich, wenn man mindestens 30 Tage vor Abflug bucht.

Gründer wegen Wertpapierbetrug verurteilt

Was weiterhin fehlt, ist das Geld. Bevor es losgehen kann, befindet sich das Unternehmen also wieder auf Investorensuche. Avatar Airlines bietet derzeit Wandelanleihen mit einer achtprozentigen Verzinsung für die kommenden 48 Monate an. Die Mindestinvestition beträgt 10.000 US-Dollar. So will man 300 Millionen Dollar einnehmen.

Den ersten Versuch startete der Gründer schon Anfang der 1990er-Jahre mit Family Airlines – mit einem identischen Konzept. 1993 lehnte das US-Verkehrsministerium den Antrag auf ein Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) ab. Der Traum war erstmal ausgeträumt. Michaels und seine Frau landeten schließlich auch noch 21 Monate in einem Bundesgefängnis. Verurteilt wegen Wertpapierbetrug und Steuerhinterziehung.

Zehn Jahre warten auf Absage

Doch Michaels blieb hartnäckig. 2008 reichte er beim Verkehrsministerium einen neuen 450-seitigen Antrag auf Gründung einer Fluggesellschaft ein, inklusive Businessplan und den Namen der wichtigsten Führungskräfte. 2010 modifizierte er den Antrag ein weiteres Mal. Aus Family Airlines wurde Avatar Airlines.

Laut Recherchen der Seattle Times soll das Department of Transportation (DOT) dann fast ein Jahrzehnt versucht haben, Informationen über die geplante Finanzierung von Avatar Airlines zu erhalten. Letztlich lehnte die Behörde 2017 den Antrag ab. Auch mit Hinweis auf Michaels Vergangenheit.

Corona-Hilfen beantragt

Zwei Jahre später kündigte er erneut den Start von Avatar Airlines an, inklusive einem neuerlichen Antrag auf ein AOC beim US-Verkehrsministerium. Zwar ist nie ein Flugzeug abgehoben, aber dennoch wollte Michaels in das Unterstützungsprogramm der US-Regierung für Corona-Hilfen aufgenommen werden. Die Forderung: 15 Millionen Dollar in Form von Zuschüssen und Krediten. Geklappt hat es nicht.

2021 machte das Projekt dann letztmals auf sich aufmerksam, als Michaelas versuchte von potenziellen Pilotinnen und Piloten Geld einzunehmen, anstatt sie zu bezahlen. Alle Interessierten sollten mindestens 75.000 Dollar, aber besser 150.000 Dollar in die Airline investieren, um einen Job im Cockpit zu ergattern.

Vielleicht doch lieber Politik

Dank seiner Hartnäckigkeit hat DSDS-Menderes 2016 das Trash-Format Ich bin ein Star – Holt mich hier raus gewonnen. Dschungelkönig statt Deutschlands neuer Superstar. Vielleicht läuft es für Möchtegern-Airline-Chef Barry Michaels ähnlich. Ob die Airline abhebt, ist zweifelhaft. Aber vielleicht klappt es zumindest mit der zweiten Karriere in der Politik.