Letzte Aktualisierung: um 7:41 Uhr

Ausnahmezustand

Ausgangssperre legt Flughafen Santiago de Chile lahm

Auf den Straßen von Chiles Hauptstadt wüten Protestierende und Militär. Die Ausgangssperre legt auch den Flughafen Santiago am Abend, in der Nacht und am Morgen lahm.

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In Chile gehen die Menschen gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straße. Die Proteste hatten sich an einer Erhöhung der U-Bahn-Preise entzündet, richten sich aber inzwischen generell gegen steigende Lebenshaltungskosten, magere Renten, ein kostspieliges Bildungssystem und eine große Kluft zwischen Arm und Reich. Bei den Demonstrationen kam es zu Ausschreitungen und die Polizei ging teilweise brutal gegen Protestierende vor.

Präsident Sebastián Piñera verhängte den Ausnahmezustand und schickte erstmals seit dem Ende der Pinochet-Diktatur 1990 das Militär auf die Straßen. Die Soldaten gehen gegen Plünderer vor, aber auch gegen friedliche Demonstrierende – und über Nacht gelten Ausgangssperren. Diese führen auch dazu, dass ankommende Passagiere den Flughafen von Santiago de Chile nicht verlassen können.

Fast alle Flüge vor 10 Uhr gestrichen

So sollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag rund 4500 Reisende am Aeropuerto Internacional Comodoro Arturo Merino Benítez festgesessen haben. Zudem kommen Arbeiter des Flughafens nicht zu ihrem Arbeitsplatz. Schon am Samstag und Sonntag wurden daher viele Flüge gestrichen oder verlegt.

Am Sonntagabend kündigte mit Latam die größte Fluggesellschaft Südamerikas für ihre chilenische Heimatbasis an: «Aufgrund der Ausgangssperre und der Verkehrsbeschränkungen haben wir unseren Betrieb von 19:00 bis 10:00 Uhr eingestellt.» Ausnahmen bildeten nur drei Flüge: einer nach Lima in Peru, einer über Lima nach New York und einer nach Madrid.

Wenig Alternativen bei vielen Inlandsflügen

Der Billigflieger Sky Airline strich für Sonntag und Montag insgesamt 50 Flüge von oder nach Santiago und alleine für Montag (21. Oktober) verlegte er 59 Flüge auf andere Uhrzeiten. Beim anderen Billiganbieter Jetsmart fallen am Montag zwölf Flüge aus und 18 werden verschoben. Insgesamt finden am Montag vor 10 Uhr am Flughafen Santiago kaum Flüge statt.

Da Chile zwar durchschnittlich weniger als 200 Kilometer breit aber mehr als 4000 Kilometer lang ist, sind die Chileninnen und Chilen auf vielen Strecken auch für Reisen im Inland auf Flüge angewiesen, wenn sie nicht mehr als 20 Stunden im Bus reisen wollen. Verbindungen wie Santiago – Punta Arenas sind über Land gar nicht zu erreichen, wenn man nicht erst die Anden überquert und im Nachbarland Argentinien nach Süden fährt.