Trotz Sanktionen
Wie russische Airlines an westliche Ersatzteile kommen
Westliche Sanktionen sollen russische Fluggesellschaften von der Ersatzteilversorgung abschneiden. Doch inzwischen kommen Komponenten über Umwege nach Russland.
Jet von S7: Russische Airlines brauchen Ersatzteile.
Jet von S7: Russische Airlines brauchen Ersatzteile.
Auf Russlands Angriff auf die Ukraine reagierte der Westen mit Sanktionen. Und die sorgen unter anderem dafür, dass russische Airlines keine Ersatzteile mehr bekommen für ihre Flugzeuge – zumindest nicht direkt aus den Ländern, in denen die Hersteller sitzen.
Solange russische Unternehmen nicht in der Lage sind, entsprechende Teile nachzubauen, haben die Fluglinien des Landes zwei Möglichkeiten, wenn sie ihre Flieger flugtauglich halten wollen. Zum einen können sie eigene Maschinen als Ersatzteilspender nutzen. Bekanntestes Beispiel ist ein neuer Airbus A350, den Aeroflot ausschlachtete. Welche und wie viele andere Flugzeuge ebenfalls so genutzt werden, ist schwer zu bestimmen.
Thales-Teile aus Umm al-Qaiwain
Die andere Möglichkeit sind Grauimporte, die über Staaten ohne Sanktionen laufen. Das russische Rechercheportal Proekt hat diese Wege mithilfe der Datenbank Import Genius untersucht. Im analysierten Zeitraum von März bis Ende August 2022 zeigte sich: Importe aus den USA, Frankreich und Deutschland wurden ersetzt durch Einfuhren unter anderem aus China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan.
So lieferte etwa im Juni 2022 eine Firma namens Casper Aviation aus dem Emirat Umm al-Qaiwain an S7 Airlines für 42.000 Dollar ein elektronisches Teil für die Steuerung von Jets der Airbus-A320-Familie, hergestellt vom französischen Konzern Thales. Und für 144.600 Dollar ein Ersatzteil für die Kraftstoffzufuhr, gebaut von der Firma Woodward aus den USA.
Vereinigte Arabische Emirate vorne
Aeroflot kaufte im Juli neue Flugzeugreifen der Marke Michelin für 255.700 Dollar – möglich gemacht durch die Firma Arab Wadi Alrayan General Trading aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die russischen Firma Kvant.
Unter den zehn größten Lieferanten von Flugzeugteilen nach Russland in der Zeit von März bis Ende August 2022 waren demnach vier aus den Emiraten, drei aus Tadschikistan, eine aus Kirgisistan, eine aus China und eine aus Jordanien. Die Nummer eins war die Firma ATS Heavy Equipment aus Dubai mit Lieferungen im Wert von 2,6 Millionen Dollar.
Grünes Licht für vielmehr Länder
Viele der Ersatzteile, die russische Airlines importieren, sind nicht neuwertig, sondern stammen aus ausgeschlachteten Fliegern in anderen Ländern. Laut Proekt hat Russland vor dem Angriffskrieg und den Sanktionen nur Teile akzeptiert, die Zertifikate aus Kanada, den USA, der EU oder von den Bermudas vorwiesen. Mittlerweile haben unter anderem auch China, der Iran, die Emirate, Indien, Usbekistan, Ägypten und Südafrika grünes Licht.