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Der Aufstieg von Embraer

Von null zum Weltkonzern in 20 Jahren

Weil Brasilien unabhängiger vom Ausland werden wollte, schuf die Militärregierung 1969 einen eigenen Flugzeugbauer. Ein Rückblick auf den Aufstieg von Embraer.

Ab Mitte der Sechzigerjahre herrschte in Brasilien Aufbruchstimmung. Die Wirtschaft wuchs jährlich um fast 10 Prozent und so wurde die Armut unter der Bevölkerung des größten südamerikanischen Landes stetig reduziert. Schnell wurde vom «brasilianischen Wunder» gesprochen.

Getrieben wurde der Boom von der Militärregierung. Sie tat dies auf Pump, was sich allerdings erst viele Jahre später rächen sollte. Erst einmal wirkte es bestens. Die Junta investierte in die Infrastruktur und baute eigene Industrien auf, um weniger abhängig vom Ausland zu sein. Auch in der Luftfahrt wollte das Regime selber mittun. Und so wurde am 19. August 1969 die Empresa Brasileira de Aeronáutica gegründet, abgekürzt Embraer.

Erster Erfolg

Vorarbeit hatte das der Armee angegliederte Centro Técnico de Aeronáutica CTA geleistet – mit Hilfe des deutschen Flugzeugkonstrukteurs Henrich Focke. Die Organisation hatte Mitte der Sechzigerjahre unter dem Projektnamen IPD-6504 ein Flugzeug entwickelt, das auf unbefestigten Pisten starten und landen und so abgelegene Kommunen in Brasilien erreichen konnte. Der Erstflug fand im Oktober 1968 statt.

Zur Serienproduktion brauchte es jedoch ein größeres Unternehmen, das konnte das CTA nicht. Dazu wurde Embraer geschaffen. Ihr erstes Produkt war die aus dem IPD-6504-Projekt abgeleitete Embraer EMB-110 Bandeirante mit 19 Sitzplätzen. 498 Stück des zweimotorigen Propellerfliegers wurden bis 1991 gebaut. Auch Agrar- und Schulungsflieger kamen schnell zum Angebot des Unternehmens hinzu, das getrieben von Aufträgen des Militärs, florierte.

In der Krise

Bis Mitte der Siebzigerjahre war Embraer allerdings voll aufs Inland ausgerichtet. Erst mit der EMB-120 Brasilia für 30 Passagiere richteten sich die Brasilianer auch an ausländische Abnehmer. Das Flugzeug flog 1983 zum ersten Mal und wurde zu einem Achtungserfolg. 354 Stück wurden verkauft.

Der Aufstieg zum ernstzunehmenden Hersteller von Regionalflugzeugen verlief danach nicht geradlinig. Mit der Entwicklung des Turbopropflugzeuges CBA 123 Vector scheiterte Embraer. Es wurde viel zu teuer und daher nie in Serie gebaut. Das Unternehmen rutschte in eine tiefe Krise. Drei Viertel der Belegschaft mussten abgebaut werden. Eine Folge davon: 1994 wurde der Konzern privatisiert.

Privatisiert mit neuem Schub

Das bekam Embraer gut. Der Konzern richtete sich konsequent am Exportmarkt aus. Er entwickelte entsprechend dem Trend zu Düsenfliegern eine neue Flugzeugfamilie, die Regional Jets. 1989 wurde als erstes Modell die ERJ 145 vorgestellt, am 11. August 1995 flog sie zum ersten Mal. Mehr als 1000 Exemplare wurden in der Folge abgesetzt.

Daran knüpften die Brasilianer mit ihren E-Jets an, die ab 2002 in der Luft waren. Rund 1400 Exemplare verkauften sie davon – es war definitiv der Durchbruch. 2005 stiegen sie auch ins Geschäft mit Businessjets ein.

Modernisierte Reihe

Der Erfolg der E-Jets will Embraer mit der modernisierten E2-Jet-Reihe wiederholen. Davon profitieren wird auch Boeing. Denn der amerikanische Konzern wird künftig das Sagen über die zivile Sparte von Embraer haben. Am 5. Juli 2018 stellten die beiden Konzerne ihren Plan für ein Joint Venture unter Führung der Amerikaner vor.

Sehen Sie in der oben stehenden Bildergalerie Aufnahmen aus der Geschichte von Embraer.