Letzte Aktualisierung: um 17:17 Uhr

Omicron-Variante

Lufthansa macht bei Südafrika Service-Ausnahme

Die Fluggesellschaft hält trotzt Beschwerden der Crews am Hochfahren des Services an Bord fest. Das Argument: Die Ansteckungsgefahr steige nicht. Auf Südafrika-Flügen sieht Lufthansa das allerdings anders.

Seit einem Tag gibt es auf langen Flügen von Lufthansa das neue Angebot Onboard Delights. Reisende können zusätzlich zu den Mahlzeiten zwischendurch Snacks und Getränke kaufen. Auch in anderen Klassen wird der Service teils wieder hochgefahren. So gibt es unter anderem in der Premium Economy wieder einen Drink zur Begrüßung.

Nicht allen Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern gefällt das. Die Vertretung der Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bei Lufthansa kritisiert den Schritt während steigender Infektionszahlen. Lufthansa erwidert: «Die Annahme, durch das zeitliche Zusammentreffen von Service-Intensivierung und der Inzidenz-Entwicklung in Deutschland und anderen Ländern Europas, sei es an Bord auch wieder gefährlicher, ist falsch.»

Kein Garderobenservice

Das stößt einigen Angestellten wiederum sauer auf, denn. So berichtet eine Mitarbeitende aeroTELEGRAPH: «Auf den Flügen nach Südafrika bleibt ja genau wegen der gestiegenen Ansteckungsgefahr der Service eingeschränkt.»

Ein weiterer Flugbegleiter berichtet, dass es definitiv weniger Kontakte zwischen Crew und Passagieren gebe, weil man die Gefahr einer Ansteckung verringern wolle. So gebe es in der Business Class etwa derzeit keinen Garderobenservice und andere Schritte würden ebenfalls wegfallen. «Und wenn sich die Omicron-Variante weltweit durchsetzt, wird das ja auch auf anderen Flügen der Fall sein.»

Verfahren nach neuesten Erkenntnissen

Lufthansa bestätigt, dass das Angebot auf den Flügen von und nach Südafrika eingeschränkt bleibe. Das habe man bereits zu Beginn der Pandemie auf allen Flügen getan. «Die Einstufung von Südafrika als Virusvariantengebiet führt auf den Flügen von und nach Südafrika dazu, dass wir den dort bisher eingeschränkten Service fortsetzen», so die Fluggesellschaft.

«Die Sicherheit und Gesundheit ihrer Passagiere und Mitarbeiter hat für die Lufthansa Group oberste Priorität», so die Sprecherin weiter. «Daher wurden und werden fortführend sämtliche Verfahren während der gesamten Reisekette überprüft, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Diese basieren auf den neuesten Erkenntnissen und Hygienestandards von Experten und haben einen sehr hohen Standard.»

Lufthansa beobachtet Entwicklung

Und was passiert, wenn die Virusvariante, die zuerst in Südafrika entdeckt wurde, aber mittlerweile auch in zahlreichen anderen Ländern aufgetaucht ist, sich weltweit durchsetzt? Das Angebot Onboard Delights werde es auch weiterhin geben, so Lufthansa. Die Sprecherin fügt aber auch an: «Dabei werden wir auch künftig die Entwicklung sehr genau beobachten und uns dazu mit den zuständigen Behörden und unserem medizinischen Dienst abstimmen.»

Die Personalvertretung erhofft derweil, sich vor Gericht Mitspracherecht in der Risikobewertung in Sachen Pandemie zu erkämpfen. Das Verfahren zieht sich seit dem Sommer hin, weil der zuständige Richter erkrankt war. Noch dieses Jahr rechnet man aber mit einer Entscheidung.

Widersprüchliche Berichtslage bei den Crews

Doch einfach hat die Personalvertretung es dabei nicht. Ein bisschen trifft wohl der Spruch «Wie man es macht, macht man es verkehrt» zu. Denn: «Die einen 50 Prozent berichten von der Unmachbarkeit des Service», hieß es in einem Schreiben an die Belegschaft vergangene Woche. Es gebe zu viele Kontakte gleichzeitig mit einer minimierten Crew an Bord. Erschwert werde der Job auch durch Maskenverweigerung bei Personal und Reisenden, Zimmer- und Hotelquarantäne, aber auch «Diskussionen zwischen geimpften und ungeimpften Kolleg:innen, Angst vor Ansteckung – die Liste könnte unendlich fortgesetzt werden», hieß es.

Für die anderen 50 Prozent jedoch sei die Pandemie scheinbar vorbei. «Es kann gar nicht genug Service gemacht werden», sei die Devise. Mit einer solch widersprüchlichen Berichtslage im Rücken sei es nicht leicht, die Devise durchzusetzen, dass man mit minimalen Kontaktpunkten die Infektionsgefahr verringern wolle.