Nagorni Karabach
Der abtrünnige Flughafen
Seit Jahren wartet der frisch renovierte Flughafen Stepanakert auf Flüge. Doch seine Lage im abtrünnigen Nagorno Karabach behindert jeglichen Flugverkehr.
Der Tower ist fertig, das Terminal ist offen: Der Flughafen Stepanakert hat noch nie ein Flugzeug gesehen.
Der Tower ist fertig, das Terminal ist offen: Der Flughafen Stepanakert hat noch nie ein Flugzeug gesehen.
Schön geputzt steht er da. Ein Terminal, ein Tower, eine schöne Zufahrt, Parkplätze. Der Flughafen von Stepanakert, Hauptstadt der nicht anerkannten Republik Bergkarabach, ist seit drei Jahren fertiggestellt – aber hat noch kein einziges Flugzeug gesehen. Und das hat einen simplen Grund: Aserbaidschan droht jedes Flugzeug – auch wenn Zivilisten an Bord sind – abzuschießen, das auch nur in die Nähe des Airports kommt.
Seit fast 25 Jahren streiten sich Aserbaidschan und Armenien um die Region, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, aber offiziell zu Aserbaidschan gehört. 1991 erklärte sich Bergkarabach für unabhängig, allerdings wird dies weder von den Vereinten Nationen noch dem Europarat anerkannt. Der neue Flughafen sollte eigentlich die Anbindung des Gebiets an die armenische Hauptstadt Eriwan sicherstellen, die nur 330 Kilometer von Stepanakert entfernt ist. Dazwischen liegt derzeit eine mehr als siebenstündige Autofahrt durchs Gebirge.
Einigung über Region nicht in Sicht
«Der Flughafen war für unsere Bürger gedacht, damit sie sich frei bewegen können», erklärt Ashot Ghoulian, Präsident des lokalen Parlaments gegenüber der belgischen Seite Le Vif L’Express. «Wir können nicht ewig auf den guten Willen der Aserbaidschaner warten. Wir könnten ja auch unseren Luftraum für sie sperren, aber wir wollen keine Spielchen treiben.» Es sei nur noch eine Frage von Wochen, bis endlich die ersten Flieger nach Stepanakert fliegen könnten.
Dafür müsste aber erst einmal der politische Konflikt gelöst werden. Und danach sieht es derzeit nicht aus: Erst letzten Monat traf sich Frankreichs Präsident François Hollande mit den Regierungschefs der Länder – die Verhandlungen endeten ohne echte Ergebnisse.