Befristete Verträge
Auch bei Condor ist Deutsch im Cockpit nicht mehr zwingend
Erst City Airlines, jetzt Condor: Weil es an deutschsprachigen Bewerbenden mangelt, sucht der Ferienflieger englischsprachige Pilotinnen und Piloten. Allerdings zu anderen Bedingungen.
Airbus A320 von Condor: Bald mit englischsprachigen Pilotinnen und Piloten unterwegs.
Airbus A320 von Condor: Bald mit englischsprachigen Pilotinnen und Piloten unterwegs.
Deutsche Fluggesellschaften suchen Personal fürs Cockpit. Das ist soweit nichts Neues. Doch nach Lufthansas neuer Tochter City Airlines geht jetzt auch Condor einen Schritt, den man so noch kaum kannte: Sie setzt nicht zwingend Deutschkenntnisse voraus.
Das geht aus einer aktuellen Stellenanzeige der Ferienairline hervor. «Ab 2024 wird Condor 41 brandneue Flugzeuge des Typs A32X Neo in Empfang nehmen», heißt es darin auf Englisch. «Um dieses außergewöhnliche Wachstum bewältigen zu können, suchen wir für unsere A320-Flotte außergewöhnliche neue Mitarbeitende.»
Auf zwei Jahre befristet
«Aufgrund des kurzfristigen Bedarfs stellt Condor Anfang kommenden Jahres unter anderem eine begrenzte Anzahl an englischsprachigen Pilotinnen und Piloten für ihre A320-Flotte ein», bestätigt die Airline gegenüber aeroTELEGRAPH. «Das Bewerbungs- sowie Schulungsverfahren findet bilingual statt und verläuft identisch zu den aktuellen Prozessen unter Berücksichtigung aller geforderten Sicherheits- und Qualitätsstandards.»
In der Stellenanzeige ist zu sehen, dass die angebotenen Verträge auf zwei Jahre befristet sind. Ein unbefristeter Vertrag ist laut Inserat nur dann möglich, wenn fließende Deutschkenntnissen durch ein Zertifikat der Stufe B2 nachgewiesen werden oder es sich um Muttersprachler handelt.
«Sie haben es versäumt, rechtzeitig auszubilden»
Bei der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit sieht man ein, dass es einen Mangel an deutschsprachigen Cockpitcrews gibt. Doch daran seien die Airlines selbst schuld. «Sie haben es versäumt, rechtzeitig auszubilden. Die Flugschulen waren zu lange geschlossen. Und jetzt versucht man, am Markt alles zu bekommen, was man bekommen kann», so Präsident Stefan Herth.
Er sieht zwei Probleme bei der Maßnahme, die City Airlines und Condor ergreifen. Zum einen müsse garantiert sein, dass die Pilotinnen und Piloten auch tatsächlich sehr gut Englisch sprechen. «Denn im Cockpit muss man einwandfrei miteinander kommunizieren können.» Das sei ein lösbares Problem, wie man unter anderem bei den Golfairlines wie Emirates sehe.
Sind die Unternehmen bereit?
Das größere und schwieriger zu lösende Problem: «Die Organisation der Unternehmen in Deutschland ist noch gar nicht bereit dafür», so Herth. «Alle Vereinbarungen und Verträge, die ganze Kommunikation findet dort auf Deutsch statt.» Die Zweisprachigkeit so umzusetzen, dass die neuen englischsprachigen Mitarbeitenden gut abgeholt werden, sei ein langwieriges Unterfangen.
Bei der Gewerkschaft hofft man, dass es sich bei den aktuellen Maßnahmen um Ausnahmen handelt und dass die Airlines beginnen, kontinuierlich auszubilden – «vielleicht auch auf niedrigerem Niveau», so Herth.