Schwieriger Markt
Asien-Flüge machen Lufthansa Sorgen – Strecken stehen auf Prüfstand
Die deutsche Airline sieht «eine hohe Abhängigkeit von Asien» - und darin ein Problem. Warum das so ist, zeigen Zahlen von Lufthansa. Das Netzwerk steht auf dem Prüfstand.
Shanghai in China: Eines der Asien-Ziele von Lufthansa.
Shanghai in China: Eines der Asien-Ziele von Lufthansa.
China und andere asiatische Länder öffneten sich nach der Pandemie weltweit als letzte wieder für den internationalen Flugverkehr. Das war ein Problem auch für europäische Airlines. Während diese Herausforderung mit der Zeit verschwand, kam eine andere hinzu: Dass sie den russischen und den ukrainischen Luftraum nicht mehr nutzen können, verlängert Asien-Routen.
Auch für Lufthansa Group und speziell Lufthansa Airlines ist der asiatische Markt gerade eine große Herausforderung. Die Fluggesellschaft hat ihre aktuellen Schwierigkeiten in zwei Bereiche unterteilt. Der eine Bereich sind strukturelle Kosten, wobei Lufthansa unter anderem die veraltete Flotte und die Aufteilung der Jets auf die Gruppen-Airlines als Herausforderungen sieht. Den anderen Bereich bilden der Markt und Lufthansas Angebot.
«Eine hohe Abhängigkeit von Asien»
Herausfordernd sei dabei einerseits «eine hohe Abhängigkeit von Geschäftsreisen, die nur allmählich wieder ansteigen und zunehmend gegenüber Urlaubsreisen an Bedeutung verlieren», sagte Lufthansa-Vorstand Michael Niggemann am Mittwoch (30. Juli) in einem Pressegespräch. Die andere große Herausforderung: «Eine hohe Abhängigkeit von Asien, einem Markt mit zwar langfristigem Potenzial, der sich jedoch nur langsam erholt aufgrund von hohen Kapazitätssteigerungen und dem Preisdruck.»
Niggemann erklärte, in Asien habe die Branche «das größte Wachstum mit fast 28 Prozent, getrieben durch die großen chinesischen Fluggesellschaften». Zugleich gelte für Lufthansa Group: «Unsere Durchschnittserlöse sind auf Routen nach Asien um fast 10 Prozent gesunken.»
Mehr Wettbewerb, geringere Erlöse
Die Zahlen, die Niggemann nannte, zeigt Lufthansa auch im Detail in einer Präsentation, die das zweite Quartal 2024 mit dem 2023 vergleicht. Die «fast 28 Prozent» als Durchschnitt aller Airlines bedeuten: ein Plus von 27,7 Prozent in der Region Asien/Pazifik bei den ASK (Available Seat Kilometers oder verfügbaren Sitzkilometern). Der Wert berechnet sich durch die Anzahl verfügbarer Sitze, multipliziert mit den Kilometern der Flugstrecke. Die Airlines von Lufthansa Group kamen auf ein Plus von 20,6 Prozent – auch für sie weltweit der stärkste prozentuale Anstieg.
Daten zum zweiten Quartal 2024. Bild: Lufthansa Group
Zugleich verdiente der Konzern in dieser Region jedoch weniger Geld: Seine Durchschnittserlöse (Yields) gingen um 9,9 Prozent zurück. Das war zwar in allen Weltregionen so, aber nirgendwo so deutlich. Europa stand mit einem Minus von 3,7 Prozent am zweitschlechtesten da.
«Priorisierung von Erlösen gegenüber Wachstum»
Der Grund für den finanziellen Einbruch ist der große Wettbewerb, unter anderem durch die chinesischen Airlines, die im Gegensatz zur europäischen Konkurrenz durch den russischen Luftraum fliegen und damit Zeit und Triebstoff sparen. So sinken die Ticketpreise.
Niggemann ging auf die Konsequenzen nicht genau ein. Aber in der Lufthansa-Präsentation lautet ein Stichpunkt im geplanten Maßnahmen-Katalog für Lufthansa Airlines: «Unser Netzwerk optimieren, zum Beispiel Priorisierung von Erlösen gegenüber Wachstum.»
Bald weniger Flüge nach Asien?
Das könnte bedeutet, dass Lufthansa Richtung Asien/Pazifik womöglich bald weniger Flüge anbieten könnte. Danach gefragt, sagte eine Sprecherin, das gesamte Netzwerk werde überprüft, es gebe aber noch keine Entscheidungen.
Die Angaben zu verfügbaren Sitzkilometern und Erlösen beziehen sich auf die ganze Lufthansa Group. Die angekündigten Maßnahmen sind dagegen nur für Lufthansa Airlines vorgesehen. Denn: «Im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften aus unserem Portfolio ist Lufthansa Airlines den aktuellen Markt-Herausforderungen am stärksten ausgesetzt», so Niggemann.