Letzte Aktualisierung: um 18:36 Uhr

Azerbaijan Airlines

Aserbaidschan geht offenbar von russischem Beschuss der Embraer E190 aus

In Aserbaidschan hält man die Theorie für wahrscheinlich, dass die Embraer E190 von Azerbaijan Airlines versehentlich von Russland beschossen wurde. Und behauptet, dem Flieger sei die Landung verweigert worden.

Die Löcher gaben Rätsel auf: Schon kurz nach dem Absturz einer Embraer E190 von Azerbaijan Airlines machten Fotos die Runde, die Löcher in Leitwerk und Rumpf zeigen. Viele Beobachter vermuteten, dass es Einschusslöcher oder Schrapnell sein könnten. Laut dem lokalen Portal Caliber sehen das offenbar auch die Ermittler in Aserbaidschan so.

Es will aus zuverlässigen Regierungsquellen erfahren haben, dass die aserbaidschanischen Behörden davon ausgehen, dass Flug J28243 beim Anflug auf das Ziel Grozny vom russischen Raketenabwehrsystem Pantir-S beschossen wurde. Zum gleichen Zeitpunkt habe ein ukrainischer Drohnenangriff auf die tschetschenische Hauptstadt stattgefunden. Das hat die Regierung der Republik bestätigt. Jedoch soll es keine Schäden gegeben haben.

Starker Nebel nicht in Wetterdaten bestätigt

Die Embraer E190 mit dem Kennzeichen 4K-AZ65 hatte gemäß behördlichen Angaben wegen schlechter Sicht nicht in Grozny landen können. Offenbar waren mindestens zwei Versuche misslungen. Danach suchte die Cockpitcrew nach Alternativen. Doch für die russischen Ausweichflughäfen Makhachkala und Mineralnye Vody bekam sie gemäß Caliber keine Landeerlaubnis.

Die Embraer E190sei nach Aktau geschickt worden – also über das Kaspische Meer. Das bedeutet eine Strecke von rund 450 Kilometern. Am Tag nach dem Absturz hatte Azerbaijan Airlines bekannt gegeben, alle Flüge nach Tschetschenien und Dagestan einzustellen.

Luftraum war nicht gesperrt

Sollte es sich wirklich um einen versehentlichen Beschuss handeln, wäre Russland unter Erklärungsdruck. Denn besteht Gefahr eines Drohnenangriffs oder ist dieser sogar schon im Gange, muss der Luftraum im Gebiet für zivile Flugzeuge gesperrt werden. Das war zu diesem Zeitpunkt über Tschetschenien nicht der Fall. Russland weist die Vorwürfe eines möglichen Beschusses noch zurück.

Erwiesen ist offiziell bislang nur: Die Cockpitcrew von von Azerbaijan Airlines  hatte über dem Kaspischen Meer den Transpondercode 7700 abgesandt. Er steht für einen Luftnotfall. Videos, die am Flughafen aufgenommen wurden, zeigen, wie die 2013 ausgelieferte E190 schnell nach unten sinkt. Dann dreht sie sich nach rechts und knallt auf den Boden. Man sieht Flammen aufsteigen, später schwarzen Rauch.  Die Bilanz des tragischen Absturzes von Flug J28243 vom 25. Dezember: 40 Tote und 29 Überlebende.