Frachtflieger
Antonov gibt bei der An-178 Schub
Der ukrainische Flugzeugbauer setzt große Hoffnungen in seinen neuen Transporter. Bald will Antonov mit den Testflügen für die An-178 beginnen.
Antonov An-178: Bisher ist nur ein Prototyp gebaut worden.
Antonov An-178: Bisher ist nur ein Prototyp gebaut worden.
Es war eine so offene wie erschreckende Beichte. Seit fünf Jahren habe Antonov kein einziges Flugzeug mehr fertig gebaut, erklärte der Chef des ukrainischen Staatskonzerns Ukroboronprom, zu dem auch der Flugzeugbauer gehört, vor einem Jahr. Schuld ist vor allem das politische Zerwürfnis mit Russland.
Die größte Herausforderung für Antonov ist, russische Teile zu ersetzen, welche die Ukraine nicht mehr erhält. Dennoch versucht der Flugzeugbauer, die Produktion wieder anzuschieben. Neben den Passagierjets An-148 und An-158 setzt er vor allem Hoffnung in den militärischen Transporter An-178, der 2015 seinen Erstflug absolvierte und auch als Frachter erhältlich sein wird.
Rund 600 Testflüge nötig
Das erste Serienexemplar der auf der An-158 basierenden An-178 ist inzwischen fast fertig gebaut. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die Avionik einzubauen, so Antonovs stellvertretender Produktionschef Alexander Vitushko zum Magazin Fokus. Viele Teile seien neu gewesen. Bis im November werde man diese Arbeit abzuschließen versuchen.
Danach folge aber eine weitere wichtige Arbeit, so Vitushko. Es beginnen die Tests. Rund 600 Flüge würden nötig sein, um die Zertifizierung zu erhalten, erklärte er. Wenn diese vorliegt, so glaubt man beim Flugzeugbauer, würden weitere Bestellungen eintreffen. Der einzige bisher gebaute Prototyp hatte bis 2016 nur 77 Flugstunden gesammelt, danach kam das Projekt nicht mehr voran, bis es jetzt wieder aufgenommen wurde.
Hilfe vom Kunden Staat
Anschubhilfe bekommt Antonov Unterstützung vom Staat. Vergangenen Dezember hatte die Regierung in Kiew drei An-178 für die eigenen Streitkräfte bestellt. Und kürzlich hatte Vizepremier Oleg Uruskyi erklärt, man überlege sich drei weitere Exemplare in Auftrag zu geben. Weitere 13 Exemplare hat das Innenministerium geordert. Eine bereits seit längerem im Bau befindliche An-178 für Peru wird ebenfalls fertiggestellt.
Die Antonov An-178 soll bis zu 18 Tonnen 1000 Kilometer weit oder fünf Tonnen 4700 Kilometer weit transportieren können. Sie ist dafür gemacht, auch auf unbefestigten Pisten starten und landen zu können. Ihre Geschwindigkeit soll rund 825 Kilometer pro Stunde betragen.
Unklarer Status vieler Aufträge
Neben Peru und der Ukraine haben ein saudisches und ein chinesisches Unternehmen Absichtserklärungen für 25 beziehungsweise 30 Antonov An-178 unterzeichnet. Eine irakische Fluggesellschaft bestellte sogar ein Exemplar fest und die Frachtairline Silk Way Airlines gab 10 Stück fest in Auftrag.
Ob diese Aufträge noch umgesetzt werden, ist allerdings zumindest aktuell noch fraglich. Erst muss Antonov beweisen, dass der neue Flieger auch das hält, was er verspricht und die Produktion wieder anlaufen kann. Ab 2023 will der Flugzeugbauer zwölf An-178 pro Jahr bauen. Seit 2015 war nur ein Exemplar gebaut worden.