Aus Aufsetzzonen entfernt
Warum der Anti-Rutsch-Belag in Frankfurt nicht repariert werden konnte
Der Flughafen Frankfurt musste auf der Landebahn Nordwest Teile des Anti-Rutsch-Belags entfernen. Nun äußert sich der Hersteller - und verweist auf andere Airports mit dem Belag.
Ein Bild vom Aufbringen des Belages 2023: Nun an zwei Stellen entfernt.
Ein Bild vom Aufbringen des Belages 2023: Nun an zwei Stellen entfernt.
Die Arbeiten fanden statt, bevor das Winterwetter Einzug hält. Am Dienstag dieser Woche und am Dienstag vergangener Woche hat der Flughafen Frankfurt den Anti-Rutsch-Belag von den Aufsetzpunkten an beiden Seiten der Landebahn Nordwest entfernt. Dies geschah jeweils auf einer Länge von 500 Metern. Insgesamt ist die Landebahn 2800 Meter lang.
Der Belag war erst seit dem Sommer 2023 im Einsatz. Damals musste die Piste direkt nach Aufbringung des Anti-Skid-Belages nochmal kurz geschlossen und der Belag erneut geglättet werden, da es Meldungen über stark beanspruchte Reifen gegeben hatte. Viele Medien betitelten den Belag seitdem als «Reifen-Killer». Dass er nun in den Aufsetzzonen entfernt wurde, hatte aber einen andere Grund: In den vergangenen Wochen war es laut Flughafen vermehrt zu Schäden am Belag in diesen Aufsetzzonen gekommen.
An vielen Flughäfen im Einsatz
Jetzt äußert sich die Firma Possehl Spezialbau aus Rheinland-Pfalz, die den Belag herstellt, der seit dem vergangenen Jahr offiziell Fl8safe heißt. «Aktuell ist der Belag auf mehr als 30 Flughäfen in Europa ohne Probleme im Einsatz», so Michael Dirschedl, Bereichsleiter Sonderbeläge für Verkehrs- und Flugbetriebsflächen bei Possehl Spezialbau, zu aeroTELEGRAPH. Der Belag, der dank ständiger Weiterentwicklungen schon eine mehr als 50-jährige Geschichte habe, liege etwa an den Flughäfen in Amsterdam, Brüssel, Athen, Istanbul, Saarbrücken, Erfurt, Friedrichshafen, Dortmund und auf vielen Nato-Basen.
Die Landebahn Nordwest in Frankfurt «war vor Aufbringen des Belages schon viele Jahre im Betrieb und die Betonoberfläche vielfach mechanisch bearbeitet (Aufrauen) beziehungsweise chemisch beansprucht (Enteisung) worden», so Dirschedl. «Eine Maßnahme zur dauerhaften Erhöhung der Griffigkeit wurde dadurch unumgänglich.»
Mehr Reifenabrieb, dafür höhere Sicherheit
Der Ingenieur gesteht ein: «Höhere Griffigkeit bedingt naturgemäß etwas mehr Reifenabrieb.» Dafür biete sie aber auch deutlich mehr Sicherheit bei schlechter Witterung, wie Nässe und Wind. «Auf einem Anti-Skid-Belag kann bei Extremwetter noch sicher gelandet werden, wenn andere Bahnen längst geschlossen werden müssen.»
Zu den Schäden erklärt Dirschedl, diese Ablösungen habe man kurzfristig nicht sanieren können, da dafür Temperaturen von mehr als 12 Grad erforderlich seien. «Im Sinne eines professionellen Risikomanagements haben wir gemeinsam mit Fraport entschieden, den Belag in der gesamten Aufsetzzone zu entfernen.» Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Die restliche Bahn, also fast zwei Drittel, sei vollständig beanstandungsfrei.
Physikalische und chemische Untersuchungen
Nun folgt eine Analyse, die klären soll, warum es zu den Schäden kam. «Die entnommenen Materialproben werden physikalisch und chemisch auf mögliche Ursachen untersucht», kündigt Dirschedl an. Danach werde die weitere Vorgehensweise festgelegt.