Letzte Aktualisierung: um 16:56 Uhr

Finnland

An Russlands Grenze fiel im Cockpit plötzlich das GPS-Signal aus

Piloten und Pilotinnen bemerkten in den letzten Tagen entlang der finnisch-russischen Grenze Störungen des GPS-Signals. Steckt Russland dahinter?

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Es sind ungewöhnliche Vorkommnisse. Mehr als zehn Mal meldeten Piloten und Pilotinnen von Finnair in den letzten Tagen Störungen des GPS-Signals. Und es passierte immer in der gleichen Region – entlang der Grenze zu Russland.

Auch Transaviabaltika spürte das Problem. Die Fluggesellschaft, die im Auftrag des finnischen Staates zwischen Helsinki und Savonlinna im Osten des Landes fliegt, konnte ihre Flüge während drei Tagen nicht durchführen. Insgesamt 18 Flüge fielen deshalb aus oder mussten auf dem Weg umkehren. Weil ein zuverlässiges GPS-Signal fehlte, war es nicht möglich, am kleinen Flughafen zu landen.

Behörde warnt vor Störungen

In einer Anordnung an Cockpitpersonal (Englisch: Notam) warnte deshalb die finnische Verkehrsbehörde Traficom vor Störungen des GPS-Signals in der Region der Städte Mikkeli, Jyväskylä und Kuopio. «Ich kann mich nicht erinnern, dass es in letzter Zeit solche Vorfälle gegeben hat», sagte Jari Pöntinen, Direktor für Luftfahrt bei Traficom, der Zeitung Helsingin Sanomat. Die Warnung gilt für Flughöhen bis zu 20.000 Fuß, also bis 6100 Meter.

Warum die Störung über mehrere Tage auftrat, ist nicht bekannt. Es gibt jedoch nur zwei mögliche Erklärungen. Sonnenstürme können zu Störungen des GPS-Signals führen. Oder das Signal wurde absichtlich beeinträchtigt. «Es besteht der dringende Verdacht, dass es sich um einen staatlichen Akteur handelt», erklärte die Informatikerin Laura Ruotsalainen von der Universität Helsinki dem Helsinkin Sanomat.

Zum Zeitpunkt fanden Nato-Diskussionen statt

Die Expertin fügte an: «Man könnte meinen, es handele sich um Cyber-Kriegsführung». Die Luftfahrt sei aber jedoch kaum das eigentliche Ziel der Angreifer gewesen, so Ruotsalainen. Sie glaubt, dass Russland hinter der Störung steht. Denn passiert ist sie just, als US-Präsident Joe Biden sich mit seinem finnischen Pendant Sauli Niinistö traf, um über eine engere Zusammenarbeit Finnlands mit der Nato zu besprechen.

Eine ähnliche GPS-Störung an Finnlands Ost-Grenze hatte es 2018 bereits einmal gegeben. Damals fand gerade eine Nato-Übung in Nordfinnland statt. Russland wurde als Täter verdächtigt.

Keine akute Gefahr für Flugzeuge

GPS wird in der Luftfahrt für die Navigation gebraucht, aber auch für Landungen an Flughäfen, an denen andere Hilfssysteme nicht vorhanden sind. Das satellitengestützte Ortungssystem ist aber nicht essentiell. Eine Gefahr bestand beim aktuellen Ausfall daher nicht.