Corona-Effekt
Amerikaner reisen in Corona-Zeiten gerne mit Pistole
Gemessen an der Zahl der Passagiere gibt es derzeit deutlich mehr Waffenfunde an Flughäfen in den USA. Eine Apokalypsen-Mentalität kann ein Grund dafür sein.
Waffenfunde der TSA: Auf dem Weg ins Flugzeug abgefangen.
Waffenfunde der TSA: Auf dem Weg ins Flugzeug abgefangen.
Es sind gefährliche Funde: Bei den Handgepäckkontrollen an US-Flughäfen stoßen die Mitarbeiter der Sicherheitsbehörde TSA regelmäßig auf Waffen. Dazu bekommen sie manchmal sehr spezielle Erklärungen zu hören. So stieß eine TSA-Beamtin kürzlich am Airport Boston beim Röntgen auf ein gut verstecktes Messer in einer Tasche. Der Besitzer erklärte, er habe es dort platziert, um der beschädigten Tasche Stabilität zu verleihen.
Doch es bleibt nicht bei Messern. So fand die TSA an den Flughäfen zwischen dem 22. März und 22. April 58 Schusswaffen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 346. Das ist zwar ein Rückgang, doch ein trügerischer. Denn da aufgrund der Corona-Krise sehr viel weniger Menschen fliegen, ist die Zahl der Funde im Verhältnis zur Passagierzahl gestiegen. So kommt derzeit eine Schusswaffe auf 80.000 Reisende statt zuvor auf 216.000.
«Apokalypse-Mentalität»
Während die Behörde keine Erklärung für diesen Anstieg der Funde gibt, hat die Nachrichtenagentur AP Luftfahrtsicherheitsexperten befragt. So vermutet Jeffrey Price von der Universität Denver verschiedene Gründe. Dazu gehören der kürzliche Anstieg der Waffenverkäufe in den Vereinigten Staaten sowie eine «Apokalypse-Mentalität», durch die Menschen sich berechtigt fühlen, eine Pistole mit ins Flugzeug zu nehmen.
Ebenfalls hätten die TSA-Beamten nun mehr Zeit, die Passagiere genauer zu durchsuchen, so Price. Wenn der Experte mit diesem Punkt recht hätte, würde das darauf hinweisen, dass sonst etliche Waffen die Kontrollen ungesehen passieren und in die Flieger gelangen.
Waffen meist geladen
Ein weiterer Sicherheitsexperte, Sheldon Jacobson von der Universität Illinois, nennt eine andere mögliche Erklärung: Menschen, die mit der Familie in die Ferien fliegen, würden keine Waffen mit zum Airport bringen. Und genau solche Reisen finden derzeit nicht statt.
Eines hat sich übrigens nicht geändert: Die meisten Schusswaffen, welche die TSA-Beamten finden, sind geladen – 2019 ebenso wie 2020. Von 317 Waffen, die zwischen dem 2. Februar und dem 22. April bei den Kontrollen auftauchten, waren 263 geladen. Ungeladen und verpackt dürften Passagiere Schusswaffen in den USA sogar legal mit an Bord nehmen.