Große Reichweite
American Airlines liebäugelt mit Airbus A321 XLR
Es wäre ein herber Schlag für Boeing. American Airlines könnte ihre alternden Boeing 757 mit Airbus' reichweitenstärkstem A321 ersetzen.
Airbus A321 Neo von American Airlines: Bald mit noch mehr Reichweite?
Airbus A321 Neo von American Airlines: Bald mit noch mehr Reichweite?
Die Luftfahrtbranche erwartet, dass Airbus Mitte Juni bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget den A321 XLR vorstellt. Schon jetzt hat die geplante reichweitenstärkste Version des A321 das Interesse etlicher Fluggesellschaften auf sich gezogen, darunter Jetblue, Level und Indigo. Und jetzt liebäugelt mit American Airlines auch die größte Fluggesellschaft der Welt mit dem Airbus A321 XLR.
American Airlines sehe die A321-Neo-Variante als potenziellen Ersatz für ihre 34 alternden Boeing 757-200, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Informanten. Eine Ankündigung bei der Paris Air Show ist demnach nicht geplant, dennoch könne ein potenzieller Deal schnell abgeschlossen werden, so eine der Quellen.
Von Dallas nach Mitteleuropa
Die maximale Reichweite des XLR ist noch nicht bekannt. Zuerst hieß es, er könne 400 bis 500 Seemeilen weiter fliegen als der A321 LR, der es auf maximal 4000 bringt. Mittlerweile wird sogar von einem Plus von 700 bis 900 gemunkelt. 4900 Seemeilen wären mehr als 9000 Kilometer. Auch mit einer Reichweite von 4700 Meilen oder 8700 Kilometern könnte American problemlos von ihrem Hauptdrehkreuz in Dallas bis nach Mitteleuropa fliegen.
Eigentlich hatte American Airlines im vergangenen Jahr eine Order der Langstreckenvarianten des A321 ausgeschlossen. Nun will sie sich genauso wenig äußern wie Airbus. Sollte sich die Airline für den XLR entscheiden, könnte sie Orders umschichten. Ende Mai hatte sie nämlich noch Bestellungen für 97 A321 Neo und 27 A321 Ceo bei Airbus offen. American könnte natürlich auch zusätzliche Flugzeuge kaufen.
XLR wohl ab 2023 oder 2024
Aufgrund der vorher ausgelasteten Produktion dürfte der XLR nicht vor 2023 oder 2024 ausgeliefert werden, sofern Kunden nicht andere Orders umschichten. In jedem Fall könnte der A321 XLR dem Airbus-Konkurrenten Boeing Kunden für dessen potenzielle 797 abgraben. Das sogenannte Middle-of-the-Market-Flugzeug soll – wenn es überhaupt gebaut wird – 2025 auf dem Markt sein. Boeing erste Zielgruppe wären Fluggesellschaften mit großen 757- und 767-Flotten, die ersetzt werden müssen.
Gerade eine XLR-Order von einem Airline-Riesen wie American wäre ein harter Schlag für Boeing. Selber wird der amerikanische Flugzeugbauer bei seiner Entscheidung für oder gegen eine 797 zurzeit behindert von der 737-Max-Krise, die viele Ressourcen bindet.
Erinnerungen an 737-Max-Entscheidung
Die Situation erinnert ein wenig an das Jahr 2011. Damals schockte American Airlines Boeing, als bei der Messe in Paris durchsickerte, dass die Fluglinie ihre erste Airbus-Order seit 1987 plant, etwa von A320 Neo. Boeing entschied sich auch unter diesem Eindruck, nicht einen gänzlich neues Kurz- und Mittelstreckenjet zu entwickeln, sondern kündigte die 737 Max an. American orderte schließlich 460 Flugzeuge: 260 Airbus A320 und 200 Boeing 737, jeweils die Hälfte davon Neo und Max.