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Dreharbeiten zu Goldfinger

Als James Bond auf Pilatus flog

1964 kam der legendärste aller James-Bond-Filme in die Kinos. In Goldfinger spielte die Werkshalle von Pilatus Aircraft eine wichtige Rolle. Wie es dazu kam.

«James Bond jagt Goldfinger», so heißt Ian Flemings im Jahr 1959 erschienener Roman auf Deutsch. In der Romanvorlage liegt das Hauptquartier des Edelmetal-Schmugglers Auric Goldfinger in Coppet – einem kleinen Städtchen am Genfersee. Fleming hatte dort gewohnt, als er sich an der Genfer Uni eingeschrieben hatte. In der im Jahr 1964 verfilmten Version jedoch fiel die Wahl des Produktionsteams auf ein Fabrikgelände in der Innerschweiz: Die Pilatus Flugzeugwerke in Stans.

Das kam so: Im Frühling des Jahres 1964 fuhren Regisseur Guy Hamilton, Set-Designer Ken Adam und Location-Manager Frank Ernst quer durch Schweiz. Das Goldfinger-Drehbuch verlangte nach einer modernen, unterhalb eines bewaldeten Hangs gelegenen Fabrikhalle, in unmittelbarer Nähe einer kurvenreichen Passstraße. Das Trio suchte in Genf, Neuenburg, Bern, Gstaad und Luzern nach einem geeigneten Ort. Schließlich wurde es in Stans fündig.

Das Dach gab den Ausschlag

Ausschlaggebend dabei war das Pultdach der Werkhalle der Pilatus-Werke. Set-Designer Ken Adam hatte nämlich ein Jahr zuvor für Stanley Kubricks Film Dr. Strangelove die Innenräume entworfen. Der «War Room ging dabei in die Filmgeschichte ein. Die gigantische, düstere unterirdische Kommandozentrale hatte im Aufriss die Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Adams’ oft asymmetrische und einseitig abgeschrägte Raumarchitektur entwickelte sich in der Folge zu seinem eigentlichen Markenzeichen.


Der War Room von Ken Adams: Bild: Screenshot

Auch für Goldfingers Schweizer Goldschmelze hatte Adams eine derartige Raumarchitektur vorgesehen. Und da passte das abgeschrägte Dach der Werkhalle von Pilatus Aircraft natürlich perfekt ins Konzept. Es verschaffte dem Schweizer Flugzeughersteller einen prominenten Auftritt im legendärsten aller James-Bond-Filme.

Innen wurden Kampfjets gewartet

Der Innendreh zur Szene von Goldfinger fand allerdings nicht in der Halle selbst statt. Dort wurden zu jener Zeit Schweizer Kampfjets des Typs De Havilland DH.112 Venom gewartet. Entstanden sind sie in den Pinewood-Studios nahe London.


Venom-Wartung in den Fabrikhallen. Bild: Pilatus Aircraft

Wie die britischen Filmleute jedoch mit dem Schweizer Flugzeughersteller von damals PC-6 oder PC-7 und heute Bestsellern wie PC-12 und PC-24 ins Geschäft kamen, ist nicht überliefert. Es darf angenommen werden, dass der schweizerische-britische Doppelbürger Frank Ernst die Verhandlungen führte. Gemäß Heinrich Stäbler, der als Set-Arzt für den Dreh amtierte, soll der Umbau das Bond-Produktionsteam die für damalige Verhältnisse riesige Summe von 14.000 Franken gekostet haben.


So sah die Fabrik im Film Goldfinger aus: Bild: Screenshot

Dabei wurde lediglich die Aufschrift Auric Enterprises AG an der Wand der Fabrikhalle angebracht. Es handelte sich dabei um einen mit grauem Stoff bespannten Holzrahmen, den man über dem dem Original-Schriftzug Pilatus Flugzeugwerke befestigte. Die Buchstaben wurden in der Pilatus-Typografie auf den Stoff gemalt.

Ein Thema bei jeder Betriebsführung

Der Auftritt verhilft Pilatus Aircraft bis heute zu einem Bekanntheitsgrad weit über die Branche hinaus. Man werde bei praktische jeder Betriebsführung auf den Filmauftritt angesprochen, so Sprecher Jérôme Zbinden. Deshalb diskutierte man, die Hallenwand wieder mit dem 19 Meter langen Original-Schriftzug aus dem Film zu versehen. Schließlich aber einigte man sich dann auf das 007-Logo und die Zeile: Goldfinger Filming Location.

Der Autor dieses Artikels hat zwei Bücher zu James Bond verfasst. «The Goldfinger Files: The Making of the Iconic Alpine Sequence in the James Bond Movie Goldfinger» ist eine illustrierte Geschichte der ikonischen Szenen des Films, die in der Schweiz gedreht wurden, gekrönt von der Verfolgungsjagd mit Bonds mit Gadgets ausgestattetem Aston Martin. Bestellung: «The Goldfinger Files».