Überschalljet
Als eine Concorde 74 Minuten in totaler Sonnenfinsternis flog
1973 konnten Wissenschaftler über Afrika eine totale Sonnenfinsternis lange beobachten - aus einer Concorde heraus. Der Einsatz des Überschalljets war eine Meisterleistung.
Die Concorde 001: Im Juni 1973 ging sie auf eine ganz besondere Mission.
Die Concorde 001: Im Juni 1973 ging sie auf eine ganz besondere Mission.
Die totale Sonnenfinsternis über Nordamerika am 8. April 2024 wird maximal vier Minuten und 28 Sekunden dauern. Das ist nicht wenig, aber mit einer maximalen Dauer von sieben Minuten und knapp vier Sekunden war die totale Sonnenfinsternis am 30. Juni 1973 noch deutlich länger. Doch auch das war Wissenschaftlern damals nicht genug. Sie wollten mehr.
Daher wandte sich der französische Astrophysiker Pierre Léna an den Concorde-Testpiloten André Turcat, mit der Idee, der Sonnenfinsternis mit dem Überschalljet zu folgen und sie von Bord aus zu beobachten. Der Wissenschaftler und der Pilot überzeugten Concorde-Hersteller Aérospatiale, der somit Aufmerksamkeit auf sein neues Flugzeug lenkte.
Präzise Zeitplanung des Hinfluges unabdingbar
So wurde der erste Prototyp, die Concorde 001, für das Projekt mit wissenschaftlicher Ausrüstung ausgestattet. «Abgesehen von vier Fenstern, die im Dach montiert wurden, brauchte das Flugzeug keine strukturellen Änderungen, da die Ausrüstung an den Standard-Bodenschienen befestigt wurde», schrieben die insgesamt sieben beteiligten Wissenschafter aus Frankreich, den USA und Großbritannien später in der Zeitschrift Nature. Nach der Aus-und Umrüstung absolvierte die Maschine fünf Testflüge.
Am Tag der Finsternis dann startete die Concorde in Las Palmas auf Gran Canaria und trat nach 45 Minuten Flugzeit über Mauretanien in die Bahn der totalen Sonnenfinsternis ein. Die Zeitplanung war dabei eine Meisterleistung. Denn wäre das Flugzeug nur zwei Minuten zu früh angekommen, hätte sich die Zeit in der Finsternis um 25 Minuten verkürzt, wie die Wissenschaftler später in ihrem Artikel erklärten. Doch alles gelang.
74 Minuten in der totalen Sonnenfinsternis
Die Concorde kam mit nur fünf Sekunden Verspätung an und flog dann 74 Minuten in der totalen Sonnenfinsternis. Dabei befand sie sich in Flughöhen zwischen 16.200 und 17.700 Meter. So vermied sie Wetterkapriolen und atmosphärische Störungen der Beobachtungen, die nach oben aus dem Jet heraus geschahen. Die Geschwindigkeit lag zwischen Mach 2.00 und 2.10. Schließlich landete der Jet in Fort Lamy (heute N’Djamena) im Tschad.
26 Jahre später, im Jahr 1999, hoben sogar drei Concordes ab – zwei von British Airways, eine von Air France -, und folgten einer Sonnenfinsternis über Europa. An Bord waren dieses Mal Fluggäste mit Spezialbrillen und keine Wissenschaftler und ihre Instrumente.
Nasa schickt dieses Mal zwei Flugzeuge los
Bei der totalen Finsternis über Nordamerika am 8. April werden dagegen wieder Flugzeuge in wissenschaftlicher Mission unterwegs sein. Die Nasa, US-Behörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft, wird zwei Flieger vom Typ WB-57 mit Spezialkameras einsetzen.
Im ersten der beiden folgenden Videos sehen Sie eine kurze, englischsprachige Dokumentation zum Concorde-Einsatz 1973. Im zweiten, ebenfalls englischsprachigen Video sehen Sie, was die Nasa für den 8. April 2024 plant: