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Australien

Alliance Airlines sucht neue alte Flieger

Während Fluglinien weltweit leiden, profitiert Alliance Airlines von der Corona-Krise. Die australische Regionalairline will ihre Flotte sogar ausbauen.

Australien ist derzeit der vielleicht spannendste Luftfahrtmarkt weltweit. Denn die Corona-Krise hat dort nicht nur Fluggesellschaften in Schwierigkeiten gebracht, sondern auch dazu geführt, dass Regionalairlines und Investoren Chancen wittern. Während anderswo ängstliches Abwarten angesagt ist, gibt es in Australien eine Menge Bewegung im Markt.

Zentraler Baustein ist die Insolvenz von Virgin Australia. Trotz der Corona-Krise wurde die Fluglinie nicht etwa liquidiert, sondern es fanden sich etliche interessierte Investoren, die neuer Besitzer werden wollen. Derweil zeigt sich die Regionalfluglinie Regional Express Rex skeptisch, ob Virgin zu alter Stärke zurückfindet. Rex will entstehende Lücken nutzen und kündigte bereits einen Ausbau ihrer Flotte mit deutlich größeren Flugzeugen an.

Alliance will bis zu 25 weitere Flieger

Jetzt plant mit Alliance Airlines eine weitere australische Regionalfluglinie, ihren Flugzeugpark zu erweitern. Derzeit besteht er aus insgesamt 42 aktiven Fliegern der Typen Fokker F100, Fokker F70 und Fokker F50. Nun sollen 20 bis 25 gebrauchte Flugzeuge zu günstigen Preisen hinzukommen, wie der Chef der Muttergesellschaft Alliance Aviation, Lee Schofield, gemäß der Zeitung Sydney Morning Herald sagte. Zur Finanzierung will sie sich umgerechnet rund 74 Millionen Euro an frischem Kapital besorgen.

In der Vergangenheit hatte sowohl Austrian Airlines als auch die Schweizer Helvetic schon ausgemusterte Fokker-Flugzeuge an Alliance Airlines verkauft. Zwei Fokker 100 könnte Alliance noch von der deutschen Chartergesellschaft Anvanti Air übernehmen. Die will ihre Fokker ersetzen und hat eine auch bereits an Bek Air aus Kasachstan abgegeben.

Nachfrage nach Linienflügen steigt

Auch Virgin Australia betreibt bei ihrer Regionaltochter 14 Fokker 100. Sollte der neue Besitzer Virgin anders ausrichten die Jets verkaufen, könnte Alliance zum Zuge kommen. Allerdings hat sie sich noch gar nicht dazu geäußert, ob sie erneut auf Fokker setzt. Auch Rex fliegt bisher mit Saab 340, schaut sich nun aber Boeing 737 und Airbus A320 an.

Alliance hatte schon im Mai erklärt, dass sie von der Corona-Krise finanziell profitiert. Durch den Ausfall von Linienflügen anderer Airlines stieg die Nachfrage besonders nach Flügen von und zu den australischen Rohstoffminen. Das gilt für die regelmäßigen Verbindungen der Regionalairline, besonders aber für die Charterflüge. Dazu trugen auch die nötigen Mindestabstände zwischen den Passagieren bei: Um die gleiche Zahl an Arbeitern zu transportieren, müssen Rohstoffunternehmen nun mehr Flüge chartern.

Regionalfluglinie hofft auf Lücken

Die Fluggesellschaft würde mit den 20 bis 25 zusätzlichen Fliegern gerne auch langfristig einen größeren Marktanteil bei den Minen-Flügen zu erobern, sollte Qantas hier auch nach der Corona-Krise Lücken lassen. Für Virgin Australia ist Alliance vor der Pandemie im Auftrag geflogen, zudem hatten die Fluglinien ein Codeshare-Abkommen. Alliance-Chef Schofield sagte, man könne sich künftig wieder eine Kooperation mit den neuen Virgin-Besitzern vorstellen, sei aber auch bereit, selber mögliche Lücken zu besetzen.