Flugsicherung
Albanien muss nach Streit mit Lotsen Luftraum schließen
Ein Streit zwischen Flugsicherung und Angestellten in Albanien eskaliert. Lotsen wurden entlassen und verhaftet. Internationale Verbände warnen Piloten im albanischen Luftraum.
Albanische Flugsicherung Albcontrol in Tirana: Steht in der Kritik.
Albanische Flugsicherung Albcontrol in Tirana: Steht in der Kritik.
Es sind dramatische Szenen, die sich derzeit in Albaniens Luftfahrt abspielen. Der Hintergrund ist ein Streit zwischen den Fluglotsen und ihrem Arbeitgeber. Mitte 2020 kürzte die nationale Flugsicherung Albcontrol die Löhne ihrer Angestellten, teilweise um bis zu 70 Prozent.
Anfang April 2021 erklärten sich mehrere Lotsen für nicht arbeitsfähig – aufgrund des Stresses durch die hohen Gehaltseinbußen. Als Reaktion wurden sie entlassen. Viele ihrer Kollegen meldeten sich dann ebenfalls als nicht fit für die Arbeit aufgrund des Stresses.
Gefängnis und Hausarrest
Am 7. April musste daraufhin zuerst der Flughafen Tirana schließen, dann der gesamte albanische Luftraum. Dies blieb bis auf wenige Ausnahmen so bis zum 9. April, wie die Ops Group berichtet, eine Vereinigung von Piloten, Fluglotsen und weiteren Luftraum-Experten.
Albaniens Regierung ließ viele der Lotsinnen und Lotsen durch die Polizei vernehmen, zwei kamen ins Gefängnis, eine in Hausarrest. Offenbar wird ihnen unter anderem vorgeworfen, einen Streik vorbereitet zu haben. International hagelt es Kritik. «Obwohl der Luftraum wieder geöffnet wurde, stehen die noch arbeitenden albanischen Fluglotsen unter extremem Druck», schreibt in einer Sicherheitswarnung die Ifalapa, ein weltweiter Zusammenschluss der Berufsverbände der Flugzeugführer.
Warnung an Piloten
Laut Medienberichten soll Albcontrol zudem auch ausländische Lotsen als Ersatz angeheuert haben, angeblich aus der Türkei und Griechenland. «Ihr Status hinsichtlich Ausbildung und lokaler Berechtigungen ist unbekannt», so die Ifalapa. «Piloten werden gebeten, beim Betrieb in diesem Luftraum äußerste Vorsicht walten zu lassen.»
Scharfe Kritik kommt auch vom Verband International Federation of Air Traffic Controllers’ Associations Ifatca sowie vom Dachverband der europäischen Fluglotsengewerkschaften ATCEUC. Sie fordern Albanien auf, «sich an die internationalen Regeln zu halten und die drei Fluglotsen freizulassen». Laut ihren Angaben befinden sich die Lotsen immer noch in Haft.
#7 days since our friends have been imprisoned and silenced. And it could have been any one of us!#FreeLola#FreeArmando#FreeMuhin#FreeAlbanianATCOs#WeSupportOurFriends#SpeakUp pic.twitter.com/doIX6wXr7O
— ATCEUC (@ATCEUC) April 15, 2021