Bombardier in Not
Alarmstufe Rot für die C-Series
Airbus lehnte einen Kauf der C-Series ab. Das setzt Bombardier noch stärker unter Druck. Einige Experten sehen das Programm sogar gefährdet.
Die C-Series: Bombardier ging ein hohes Risiko ein und griff Boeing und Airbus an.
Die C-Series: Bombardier ging ein hohes Risiko ein und griff Boeing und Airbus an.
Bei Bombardier sah man offenbar keinen anderen Weg mehr, als sich Airbus an die Brust zu werfen. Der kanadische Flugzeugbauer versuchte, dem europäischen Rivalen sein Projekt C-Series zu verkaufen. Denn er hat ein Geldproblem. Die Barmittel schwinden in gefährlichem Tempo. Ohne frisches Geld kann der Konzern mittelfristig nicht überleben. Doch Airbus winkte ab, wie am Mittwoch (7. Oktober) bekannt wurde.
Das macht die Lage für Bombardier nur noch unangenehmer. Nun weiß die ganze Welt, wie dringend der kanadische Konzern Geld braucht und wie akut die finanziellen Probleme bei der C-Series sind. Das drückt nicht nur auf einen allfälligen Verkaufspreis des Projekts. Es signalisiert auch potenziellen Bestellern der C-Series, dass es vielleicht besser wäre, erst mal abzuwarten. «Es sieht ziemlich düster aus», meint denn auch Luftfahrtexperte Kevin Michaels im Gespräch mit aeroTELEGRAPH.
C-Series-Programm steht auf der Kippe
Das neue Flugzeug habe nun endgültig ein «Wahrnehmungsproblem», so Michaels weiter. Es sei klar, dass das C-Series-Programm insgesamt auf der Kippe stehe. Und niemand kaufe gerne angesichts einer solchen Perspektive, erklärt der Experte vom Beratungskonzern ICF International. Und das ist besonders schlimm, weil die C-Series schon bis anhin kein Kassenschlager war. Boeing und Airbus hielten Bombardier bislang mit aggressiven Preisen für ihre älteren Modelle A320 und B737 NG in Schach.
Die letzte feste Bestellung von C-Series stammt von September 2014. «Man hat bei den Fluggesellschaften einfach Angst, dass der Jet eine einmalige Sache bleibt», so Michaels. Und solche Waisen kaufen Fluglinien nicht gerne, weil die Wartung schwieriger und daher teurer wird. Hinzu kommt, dass der sinkende Kerosinpreis Bombardier nicht gerade in die Hände spielt. Die Sparsamkeit ist eines der wichtigsten Verkaufsargumente für die C-Series.
Abfärben auf die Businessjets
Für Bombardier steht daher momentan alles auf dem Spiel. Denn die Probleme mit der C-Series wiegen auch auf die an sich erfolgreichen Bereiche der Businessjets und der anderen zivilen Flieger. Wenn das gesamte Unternehmen angeschlagen ist, fördere das die Zurückhaltung aller potenzieller Kunden. «Sie haben nun ein großes strategisches Problem», so Michaels.
Bombardier versucht zur Geldbeschaffung schon lange, andere Teile des Konzerns zu versilbern. Aber auch Gespräche über einen Verkauf der Zugsparte führten bislang nicht zum Erfolg. Einen Käufer für die C-Series zu finden dürfte inzwischen sehr schwierig sein. Boeing ist wohl ebenso wenig wie Airbus interessiert und Embraer kann sich ein solches Programm auch nicht leisten. Die chinesische Comac hätte wohl schon lange zugeschlagen, wenn sie wirklich Interesse hätte.
Muss die Regierung Bombardier helfen?
Für Michaels gibt es daher nur noch zwei wahrscheinliche Wege. Einerseits könnte die kanadische Regierung Bombardier helfen. Bereits finden offenbar erste Gespräche mit der Caisse de depot et placement du Quebec statt, der staatlichen Pensionskasse, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet. Oder andererseits stellt Bombardier das C-Series-Programm ein. Michaels ist nicht alleine mit der Meinung. «Wir erwarten, dass das Programm gestoppt wird», so Experte Richard Aboulafia von Teal Group.
Noch hat Bombardier aber Zeit, den Steuerknüppel herumzureißen. Doch die Uhr tickt.