Letzte Aktualisierung: um 8:22 Uhr

Teurer Sauerstoff auf Flügen

Lungenkranke zahlen mehr

Menschen mit Lungenkrankheiten sind oft auf Versorgung mit Sauerstoff angewiesen. Flugreisen sind für sie kompliziert und können oft auch teuer werden.

Millionen von Menschen in Europa leiden unter Asthma und chronischen Atemwegserkrankungen. 3.5 Millionen von ihnen sind ständig auf medizinischen Sauerstoff angewiesen. Das macht Flugreisen schwierig. Fluggesellschaften verlangen aus Risikogründen zeitaufwändige medizinische Abklärungen. Zudem kostet die Mitnahme von Sauerstoff mitunter sehr viel Geld.

Wer die Erfahrungsberichte in der Broschüre «Flugreisen mit Sauerstoff» der Europäischen Vereinigung für Patienten mit Allergien und Atemwegserkrankungen liest, muss erstmal schwer schlucken: «Ich kann meine Söhne nicht mehr als zweimal pro Jahr besuchen, da die Airlines es mir so schwer machen zu reisen. Ich wünschte es gäbe eine einheitliche Regelung für Menschen mit Atemwegserkrankungen», schreibt beispielsweise Consuelo Perez aus Madrid.

330 Euro für lebensnotwendigen Sauerstoff

Die amerikanische Aufsichtsbehörde FAA hat zwar vor einigen Jahren zahlreiche portable Sauerstoffgeräte auf eine grüne Liste gesetzt. Das bedeutet, dass diese Geräte auf Flügen erlaubt sind. Bei einem Großteil der Airlines ist das Mitnehmen der eigenen Atemhilfen gratis. Aber zum Leidwesen der Patienten ist eine Batterieleistung von 150 Prozent der Flugzeit obligatorisch. Diese Regelung ist verständlich. Sie verursacht aber vor allem auf Langstrecken ein Problem. «Die Akkus wiegen bis zu 1.5 Kilogramm und es gibt Passagiere, die bis zu acht solcher Akkus mitnehmen müssen», sagt Barbara Weber von der Schweizerischen Lungenliga zu aeroTELEGRAPH.

Als Alternative bieten Airlines Sauerstoffflaschen an, die für die Patienten an Bord installiert werden. Der Haken: Die Kosten für diesen Service sind happig. Bis zu 300 Euro muss der Sauerstoff-Bedürftige pro Flasche und Strecke zum Beispiel bei der Lufthansa hinblättern.

Über 50 Prozent Mehrkosten für den Langstreckenflug

Dass das für einen Passagier mit Atemwegserkrankung teuer werden kann, lässt sich leicht errechnen:

  • Direktflug mit Lufthansa von Frankfurt nach Bangkok im Januar: 1’125 Euro
  • Sauerstoff Hin- und Rückflug (ca. 23 Stunden Flugzeit gesamt): zwei Flaschen à 300 Euro: 600 Euro

Somit betragen die Gesamtkosten für einen Atemwegserkrankten 1’725 Euro. Die Zusatzkosten für den Sauerstoff betragen damit mehr als 50 Prozent des Ticketpreises. Wie rechtfertigen die Fluglinien diese horrenden Zusatzaufwände?

«Die Kosten umfassen die Planung der Reise, sowie die Zusendung der Unterlagen. An Bord übergibt die Crew das Sauerstoffgerät und gibt eine persönliche Bedienungsanleitung und Erklärung der Handhabung», erklärt ein Sprecher der Lufthansa. Die Swiss rechtfertigt diese Kosten mit der Lieferung, Wartung und dem Befüllen der Geräte. «Die Kosten für die Sauerstoffflasche gehen direkt an unseren Anbieter, Swiss macht damit keinen Gewinn», heißt es seitens der Schweizer Airline weiter.

«Die EU soll Airlines zwingen die Rechte der Patienten als Priorität anzusehen»

Barbara Weber von der Lungenliga, ist mit dem Thema Flugreisen seitens ihrer Mitglieder häufig konfrontiert: «Neben den Zusatzkosten, ist vor allem das komplizierte Regelwerk ein Ärgernis. Jede Airline hat ihre eigenen Vorschriften und diese sind häufig mit hohen Zeit- und Kostenaufwänden verbunden.» Man wünsche sich, dass es für Fluggesellschaften obligatorisch wäre, eine zusätzliche Sauerstoffversorgung an Bord sicherzustellen – und das zu einheitlichen Bedingungen. «Das würde Reisen für unsere Mitglieder einfacher machen», so Weber.

Die Europäische Föderation der Vereinigungen der Patienten mit Allergien und Atemwegserkrankungen (EFA) stößt ins selbe Horn. Am 19. November, dem Welt-CPOD-Tag, fordert die EFA von Fluggesellschaften und Flughäfen, dass die Versorgung mit Sauerstoff für Patienten auf Flugreisen erleichtert, nicht erschwert werden solle. Der Abgeordnete des Europäischen Parlaments Pablo Echenique dazu: «Es ist an der Zeit, dass die Europäische Union die Fluggesellschaften dazu zwingt, statt ihrer eigenen, wirtschaftlichen Interessen die Rechte der Patienten als Priorität anzusehen und nicht umgekehrt.»