Mobilfunkstandard
Airbus und Boeing machen sich Sorgen wegen 5G
Der neue Mobilfunkstandard könnte Radarhöhenmesser stören. Die großen Airlines in den USA fordern deshalb Schutzmaßnahmen - und erhalten Unterstützung von Airbus und Boeing.
Der mobile Internetverkehr wächst rasant. Alle 18 Monate verdoppelt sich die übers Handynetz abgewickelte Datenmenge. Darauf reagieren die Mobilfunkanbieter mit dem Aufbau eines neuen Netzes auf Basis des 5G-Standards. Er erlaubt viel größere Datenmengen, mehr gleichzeitige Verbindungen und eine schnellere Datenübertragung. Zugleich verursache er weniger Strahlung und verbrauche weniger Energie, argumentiert die Branche.
Dennoch sind viele skeptisch. In Deutschland befürchtet jeder Fünfte gesundheitliche Folgen wegen 5G, in der Schweiz sind es sogar 39 Prozent und in Österreich 33 Prozent, wie eine Umfrage des Beratungsunternehmens Bearing Point ergeben hat. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz hält aber fest, dass Erkenntnisse aus Studien über Gesundheitswirkungen elektromagnetischer Felder des Mobilfunks bisher keine bestätigten Belege für eine schädigende Wirkung ergeben hätten. Zugleich fordert es allerdings zusätzliche Forschung.
Probleme mit Radarhöhenmessern befürchtet
Nicht nur ganz gewöhnliche Menschen sorgen sich wegen 5G, auch die Luftfahrtbranche – aber aus einem ganz anderen Grund. Schon letztes Jahr hielt die französische Luftfahrtbehörde DGAC fest, dass der neue Mobilfunkstandard zu Problemen führen könnte. «Die Nutzung von 5G-Geräten an Bord von Flugzeugen könnte zu Risiken von Interferenzen führen, die potenziell zu Fehlern bei den Höhenmessungen führen könnten», erklärte sie. Dabei gehe es um mögliche Signalstörungen, die besonders beim Landeanflug gefährlich sein könnten.
Frankreich hat aufgrund der Bedenken die Leistung der Antennen in der Nähe von 17 Flughäfen gedrosselt. In Deutschland wurde man bisher nicht aktiv, da 5G in der Bundesrepublik derzeit auf anderen Frequenzen sendet, die Höhenmesser nicht gefährden. Das könnte sich in Zukunft aber ändern. Und deshalb überlegt man sich auch hierzulande Regeln für 5G-Mobilfunkstationen. «Diese sollten zum Beispiel durch Schutzzonen um Flughäfen und eine Begrenzung der Sendeleistung Störungen auf Radio-Höhenmesser verhindern», hieß es vergangenes Jahr von der DFS Deutsche Flugsicherung.
Boeing und Airbus mit gemeinsamem Brief
Inzwischen ist das auch in den USA ein Thema. Die Nutzung des C-Band-Spektrums für 5G-Mobilfunkdienste ab dem 5. Januar könne Tausende Flüge täglich stören, erklärten kürzlich die amerikanischen Fluggesellschaften bei einer Anhörung vor dem Senat. Wenn sich bis zur geplanten Einführung nichts ändere, könne man an rund 40 der größten Flughäfen der USA keine Radarhöhenmesser mehr verwenden, warnte United-Chef Scott Kirby. Auch die Luftfahrtbehörde FAA teilt die Sorgen.
Und jetzt erhalten sie von den beiden größten Flugzeugbauern Unterstützung. In einem gemeinsamen Brief an Verkehrsminister Pete Buttigieg erläutern Airbus und Boeing die Bedenken der Luftfahrtindustrie hinsichtlich der Einführung von 5G. «Interferenzen könnten die Fähigkeit von Flugzeugen, sicher zu fliegen, beeinträchtigen», heißt es im Schreiben, das von Boeing-Chef Dave Calhoun und Airbus-Amerika-Chef Jeffrey Knittel unterzeichnet ist.