Gespräche
Boeing und Airbus könnten Spirit Aerosystems unter sich aufteilen
Boeing erwägt eine Übernahme des Zulieferers Spirit Aerosystems, doch auch Airbus hat mitzureden. Nun laufen offenbar Gespräche über eine Aufteilung - die einen Strategiewechsel bedeuten würde.
Mitarbeiter von Spirit Aerosystems: An wen geht was?
Mitarbeiter von Spirit Aerosystems: An wen geht was?
Die beiden weltgrößten Flugzeugbauer sind Erzrivalen. Doch aktuell haben sie ein gemeinsames Problem: Die Schwierigkeiten beim Zulieferer Spirit Aerosystems. Das Hauptgeschäft macht das Unternehmen mit Diensten für Boeing. Der amerikanische Flugzeugbauer ist mit 60 Prozent Umsatzanteil der mit Abstand der größte Kunde von Spirit.
Doch auch Airbus bezieht Komponenten von dem Zulieferer. Der fertigt unter anderem Teile von Rumpf und Tragflächen des Airbus A350, Flügelteile für den Airbus A320 sowie die Tragflächen für den Airbus A220 an. Ein Fünftel des Umsatzes generiert Spirit mit der Arbeit für Airbus.
Gespräche – aber wie?
Nach Auftreten der aktuellen Probleme mit der Boeing 737 Max wurde schnell bekannt, dass Boeing sich überlegt, Spirit Aerosystems zu übernehmen. Doch inzwischen ist klar: Ganz ohne Airbus geht es nicht. Denn für die Europäer ist es nicht unbedingt wünschenswert, dass der größte Konkurrent die Produktion essentieller Teile von Airbus-Flugzeugen übernimmt. Immerhin bestünde die Möglichkeit, an Konstruktionsdetails zu gelangen, oder kommerziellen Druck auszuüben.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf interne Quellen berichtet, laufen nun Gespräche zwischen den drei Unternehmen, in denen es um die Aufspaltung des Geschäfts von Spirit Aerosystems geht. Wie genau das Format der Gespräche aussieht, ist nicht klar – auch, ob Boeing und Airbus direkt miteinander Kontakt haben, ist offen. Das könnte auch aus kartellrechtlichen Gründen ein Problem sein.
Eng vernetzt mit Boeing
Offenbar geht es jetzt dennoch konkret darum, die Rahmenbedingungen auszuloten, wie Spirit aufgeteilt werden kann. Das würde eine Strategieänderung bedeuten. Denn die Flugzeugbauer würden die Produktion relevanter Teile wieder selbst übernehmen.
Die Geschichte von Spirit Aerosystems ist mit der von Boeing eng vernetzt. 1996 kaufte Boeing von Rockwell International den Bereich, der Komponenten für die 737, die Internationale Raumstation und den Joint Strike Fighter lieferte. Doch lange hielt der Flugzeugbauer nicht daran fest. 2005 verkaufte er den gesamten Bereich an die Finanzgesellschaft Onex – Spirit Aerosystems entstand.
Alles wird anders
Die neue Eigentümerin investierte. 2006 kaufte sie von BAE Systems den Geschäftsbereich Aerostructures. Doch das Wachstum kam mit einem Preis. Immer wieder stand Spirit wegen Problemen bei der Produktion in der Kritik. So kam das Unternehmen auch beim Verlust eines Rumpfpaneels einer Boeing 737 Max 9 von Alaska Airlines ins Visier der Luftfahrtbehörde der USA. So sehr, dass es nun das Ende von Spirit Aerosystems in seiner aktuellen Form bedeuten könnte.