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In die USA vergeben

Airbus hat Ärger wegen Gondel-Auftrag

Der Flugzeugbauer hat einen langfristigen Auftrag an den amerikanischen Zulieferer UTC vergeben. Die Auslagerung der Produktion von Triebwerksgehäusen sorgt in Frankreich für Unmut.

«Wir stellen fest, dass die USA und China ihre Luft- und Raumfahrtindustrie schützen», sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire Mitte Juni. Damit die heimische Branche in der Corona-Krise nicht zurückfällt, kündigte er Investitionen von 15 Milliarden Euro an. Davon profitiert auch Airbus.

So zieht der Staat etwa mehrere Bestellungen vor. Zudem will er die Entwicklung eines A320-Nachfolgers mit einem innovativen Antriebssystem unterstützen, das wenig oder gar keine Emissionen verursacht. Während der Staat der heimischen Luftfahrtindustrie unter die Arme greift, hat Airbus nun einen Auftrag in die USA vergeben. Das kommt nicht überall gut an.

Jobs und Zukunftsfähigkeit in Gefahr

Jean-Louis Chauzy, Präsident des Wirtschafts- und Sozialrates der Region Okzitanien, erklärt, der Flugzeugbauer habe den Auftrag für die Produktion von Triebwerksgondeln – also des Gehäuses der Motoren – für die Pratt & Whitney-Triebwerke des A320 Neo für zehn Jahre exklusiv der amerikanischen Firma United Technologies UTC erteilt. Seine Vorwürfe sind vielfältig und heftig. So argumentiert er etwa, dass eine heimische Forschung und Produktion von Triebwerksgondeln wichtig sei für die Entwicklung des innovativen Antriebs der Zukunft.

Bei diesem zentralen Projekt würde Airbus mit der aktuellen Auslagerung das eigene und das französische Zukunftsfähigkeit zerstören. Anstatt Produktion, Forschung und Entwicklung in Frankreich voranzutreiben, setze der Flugzeugbauer auf ein amerikanisches Unternehmen, das in Mexiko und China produziere. Der Präsident des Regionalrates sieht aber auch direkt bis zu 350 Arbeitsplätze bei Airbus in Gefahr sowie etwa 100 weitere im Rahmen von Forschungsprogrammen.

Airbus begründet Entscheidung mit Corona

Langfristig bangt Chauzy sogar um die Zukunft des gesamten Standortes in Nantes mit etwa 3500 Mitarbeitenden. Weiterhin wirft er Airbus vor, vor der Auftragsvergabe nicht einmal die am Konzern beteiligten Staaten Frankreich, Deutschland und Spanien konsultiert zu haben. Chauzy fordert Frankreichs Wirtschaftsminister Le Maire auf, einzuschreiten.

Der  Zeitung La Dépêche du Midi bestätigte Airbus, einen Vertrag mit UTC abgeschlossen zu haben. «Wir hatten begonnen, die Gondelherstellung intern weiterzuentwickeln, aber dieses Programm wurde aufgrund der Folgen der Corona-Krise unterbrochen», so der Flugzeugbauer. Daher habe man sich nach einem Partner umgeschaut, der einen attraktiven Preis biete.

Mutterkonzern von Pratt & Whitney

UTC sei auch in Toulouse ansässig, erklärt Airbus. Dadurch könnten weitere Zulieferer vor Ort profitieren. Zudem sei es durchaus möglich, dass man selber künftig die Produktion der Gehäuse selber wieder aufnehme.

UTC ist der Mutterkonzern des Triebwerksherstellers Pratt & Whitney. Anfang April 2020 fusionierte das Unternehmen mit dem amerikanischen Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon zum Konzernriesen Raytheon Technologies.