Letzte Aktualisierung: um 16:39 Uhr

Mehr Fracht, weniger Passagiere

Airbus A380 Combi – Schnapsidee oder brillanter Schachzug?

Der Flugzeugbauer prüft, ob der XL-Flieger in eine Combi-Version für Fracht und Passagiere umgebaut werden kann. Was Experten vom Airbus A380 Combi halten.

Drei Kunden gab es. Aercap-Vorläuferin ILFC platzierte 2001 einen Auftrag über fünf Airbus A380 F und Fedex einen über zehn Stück. UPS bestellte vier Jahre später die gleiche Menge wie ihre Konkurrentin. Der Leasinggesellschaft und den Frachtriesen gefiel nicht nur die Möglichkeit, auf drei Ladeebenen rund 1130 Kubikmeter oder 150 Tonnen Fracht aufnehmen zu können. Auch die Reichweite von mindestens 11.000 Kilometer war für sie attraktiv.

Zur Auslieferung der XL-Frachter kam es freilich nie. Fedex und UPS annullierten ihre Orders vorher und ILFC wandelte sie um, nachdem bei Airbus mehrjährige Verzögerungen bei der ersten Auslieferung absehbar wurden. Wenig später gab der europäische Flugzeugbauer bekannt, das Projekt des A380-Frachters auf Eis zu legen. Dort blieb es auch.

Unten Fracht, oben bis zu 315 Passagiere

Jetzt wirft Airbus zumindest wieder einen Blick in den Gefrierschrank. Der Flugzeugbauer prüft, ob es Interesse an einem Umbau von gebrauchten Airbus A380 in A380 Combis gibt. Dabei könnten Passagiere im Oberdeck reisen, Fracht würde im Frachtraum und im Unterdeck transportiert. So soll der Ertragsmix verbessert werden.

Details dazu sind noch keine bekannt. Klar ist aber, dass das Oberdeck des Airbus A380 maximal 315 Passagiere aufnehmen darf. Das bietet reichlich Möglichkeiten für Varianten mit verschieden dichten Bestuhlungen. In einer typischen Drei-Klassen-Konfiguration könnte ein A380 Combi etwa 40 Business-, 30 Premium-Economy und 165 Economy-Passagiere aufnehmen. Das sind nur etwas weniger, wie ein Airbus A330-300 von Lufthansa.

Deutlich mehr Fracht als ein A330

Im Gegensatz zu einem A330 könnte der Airbus A380 Combi allerdings mehr Fracht mitführen. Im Frachtraum eines A380 haben 13 Paletten Platz, auf dem Unterdeck waren beim einst geplanten Frachter 28 geplant. Annäherungsweise lässt sich daraus eine Nutzlast von 80 bis 100 Tonnen für einen A380 Combi errechnen. Beim A330 sind es nur 19 Tonnen.

Doch rechnet sich das Ganze für Airbus? Und rechnet es sich für Fluggesellschaften? Linus Bauer hat eine klare Meinung: «Ein solches Umrüstungsprogramm würde Airbus zwei bis drei Milliarden Euro kosten», sagt der Luftfahrtexperte und Gründer von Bauer Aviation Advisory. Um diese Kosten hereinzuholen, müsse der Flugzeugbauer «mindestens 50 Flugzeuge in die A380 Combi-Version umrüsten». Aus seiner Sicht wäre das Projekt für Airbus «hochdefizitär».

«Was für eine bizarr schlechte Idee»

Auch Richard Aboulafia sieht das so und sagt überaus deutlich: «Was für eine bizarr schlechte Idee». Die Umwandlung eines Decks in ein Frachtdeck behebe zwar das Problem der geringen Frachtakapzität, so der Analyst und Berater von Teal Group. Das habe aber keinen Einfluss «auf die schreckliche Wirtschaftlichkeit» des Airbus A380.

Damit nicht genug. Die Idee eines Sekundärmarktes für den A380 habe sich bereits als Wunschdenken herausgestellt, so Aboulafia. «Aber die Idee eines Sekundärmarktes für das größte Combi-Flugzeug der Welt ist einfach wahnhaft.»

Probleme bei Be- und Entladung

Skeptisch zeigt sich auch Frank Fichert. Die Idee habe einen «gewissen Charme», so der Professor für Verkehrswesen an der Hochschule Worms. «In der Gesamtbetrachtung bin ich aber eher zurückhaltend bis skeptisch», sagt er und verweist auf hohe Kosten und die geringe Anzahl potenzieller Interessenten. Sein Kollege Christoph Brützel pflichtet ihm bei. «Ich bin sehr skeptisch, dass es für einen A380-Combi einen Markt gibt», sagt der Professor für Luftverkehrsmanagement an der Hochschule in Bad Honnef.

Brützel verweist auf ein weiteres Problem. Lufthansa habe sich beispielsweise einst von der Boeing 747 Combi verabschiedet, da der gleichzeitige Umschlag von Passagieren und Fracht schwierig gewesen sei. Oftmals sei es zu Verzögerungen dabei gekommen, was den Flugplan durcheinander gewirbelt habe. «Die gesamte Fracht muss ja am Passagierterminal über seitliche Frachttüren auf das Vorfeld ent- und beladen werden.» Der Professor folgert: «Wenn es für ein solches Modell einen Platz im Markt gäbe, hätte Boeing die 747-Combi sicherlich noch im Programm.»

«Ganz neue Möglichkeiten»

Anders sieht es dagegen Addison Schonland. «Das ist eine großartige Idee», so der Analyst von Air Insight. Emirates sei die einzige Fluggesellschaft, die verstanden habe, wie man den Airbus A380 optimal nutze. Eine Combi-Version könne ihn für andere ebenso attraktiv machen. Zwar seien große Flugzeuge aktuell nicht gefragt. Doch wenn sich der Mark erhole, werde sich das wieder ändern.

«Ein A380 Combi Kombi eröffnet ganz neue Möglichkeiten», so Schonland. Es könnten also neue Betreiber auf den Plan treten. Auch er macht jedoch eine Einschränkung. Der Anschaffungspreis für einen gebrauchten Superjumbo müsse niedrig sein, sonst rechne sich das nicht.  Entsprechen attraktiv müsse auch der Umbau preislich sein.