Route Proving
Airbus A321 XLR startet zu zehntägiger Abenteuerreise
Eine Testmaschine von Airbus ist zu einer Reihe von speziellen Flügen gestartet. Auf ihnen wird der A321 XLR getestet, wie wenn er sich bereits im Einsatz bei einer Airline befände.
Airbus A321 XLR beim Start in Toulouse: Zuerst gings Richtung Nordpol.
Airbus A321 XLR beim Start in Toulouse: Zuerst gings Richtung Nordpol.
Der A321 Neo mit Extra-Extra-Reichweite ist gerade ziemlich beschäftigt. Am Mittwochabend (13. September) um 21 Uhr verließ er das Werksgelände von Airbus und rollte auf Piste 32 L des Aéroport Toulouse-Blagnac. Nach dem Start nahm der A321 XLR Kurs Richtung Nordpol.
Die Testmaschine mit dem Kennzeichen F-WWAB und der Seriennummer 11080 wird in den nächsten zehn Tagen das sogenannte Route Proving absolvieren, das auch Functional and Reliability Testing genannt wird. Damit will Airbus nachweisen, dass der A321 XLR bereit für die Zulassung, Serienfertigung und den Einsatz bei Fluggesellschaften ist.
Rund 100 Stunden in der Luft
Die Testmaschine wird auf ihrer Reise rund 15 Flüge hinter sich bringen und 100 Stunden in der Luft sein. Zuerst wird sie innerhalb von Europa unterwegs sein und gleich zu Beginn reiste er bis zur Nordspitze von Grönland und zurück. «Wir wollen also mal in die Warme, mal in die Kälte und zu unterschiedlichen Flugplätzen, was Infrastruktur, Lage, Wetter und Startbahnhöhen angeht», kommentiert Airbus’ Projektleiter Jim Fawcett. So werde die Testkampagne viel repräsentativer.
Bestimmte der geplanten Strecken seien typisch für solche, wie sie Fluggesellschaften im realen Betrieb fliegen würden, so Airbus. Unter anderem wird der A321 XLR in der zweiten Hälfte der zehntägigen Testkampagne zwischen Europa und einem Flughafen in den USA hin- und herfliegen. Das Flugzeugmodell hat dank zusätzlicher Tanks eine Reichweite von bis zu 8700 Kilometer.
Beladung mit Essen oder Abfallentsorgung
In der ganzen Zeit werden die Fachleute von Airbus in Toulouse den Flieger beobachten. Sie seien in der Lage, anstehende Wartungsprobleme zu erkennen, da der Jet Daten direkt zu ihnen schickt, so der Flugzeugbauer. Doch nicht nur die Angestellten von der technischen Seite sind wichtig. Von entscheidender Bedeutung wird in den zehn Tagen auch sein, was am Boden passiert.
An den angesteuerten Flughäfen wird Bodenpersonal mit dem A321 XLR so umgehen, wie wenn es ein ganz normaler Flug wäre. Partner werden Tankwagen, Catering-Laster oder Wasser- und Abfallentsorgungswagen zum Flieger schicken, damit getestet werden kann, wie sich der A321 XLR im Alltagsbetrieb bewährt.
Kabinenpersonal und Gäste an Bord
An Bord befinden sich neben der Cockpitcrew nicht nur Personen mit Ingenieursdiplom. Auch eine Kabinenbesatzung ist dabei, um den realen Flugbetrieb zu simulieren. Sie bewirten eine repräsentative Gruppe von rund 30 Fluggästen, die sich aus freiwilligen Airbus- und Airline-Mitarbeitenden zusammensetzt. Das Feedback aller Gruppen wertet Airbus danach aus, um allenfalls noch Änderungen vorzunehmen.
«Wenn die Teilnehmenden uns sagen, dass sie kaum einen Unterschied zu den derzeit eingesetzten A321 sehen, dann haben wir als Unternehmen unsere Aufgabe erfüllt», fasst Fawcett sein Ziel zusammen. Ursprünglich plante Airbus die Indienststellung des ersten A321 XLR bei einem Kunden für Ende 2023. Neu soll sie 2024 erfolgen. Die Verspätung resultiert daher, dass der Hersteller den Brandschutz bei den Tanks verbessern musste.