Letzte Aktualisierung: um 14:05 Uhr

Titan Airways

Airbus A321 Neo verlor Fenster wegen Film-Scheinwerfern

Ein Untersuchungsbericht zeigt, warum ein Airbus A321 Neo von Titan Airways Fenster verloren hat. Der Grund sind Dreharbeiten, die einen Tag vor dem Flug stattfanden.

Die Nachricht sorgte für Verwunderung. Mitte Oktober wurde bekannt, dass nach dem Flug eines Airbus A321 Neo von Titan Airways drei Fenster fehlten oder lose waren. Die Quelle war seriös: die französische Untersuchungsbehörde BEA unter Verweis auf ihr britisches Pendant AAIB. Aber wieso verliert ein zweieinhalb Jahre alter Jet Fenster?

Die Antwort gibt nun die AAIB in einem Sonderbericht, den sie am Freitag (3. November) veröffentlichte. Zuerst einmal erklärt die Behörde, was auf dem Flug geschah, bei dem es sich um einen Positionierungsflug von London-Stansted nach Orlando handelte. Dorthin sollte der Jet mit dem Kennzeichen G-OATW für einen mehrtägigen Charterauftrag fliegen. An Bord waren drei Piloten, ein Ingenieur, ein Lademeister, sechs Mitglieder Kabinencrew sowie neun Fluggäste, die zu einem Reiseveranstalter und der Airline gehörten.

Kälter und lauter als sonst

Nach dem Start wirkte die Kabine auf einige Reisende lauter und kälter als sonst. Als die Maschine auf über 3000 Meter gestiegen war, ging der Lademeister in den hinteren Teil der Kabine, woher Lärm ertönte. Er bemerkte ein Fenster auf der linken Seite des Jets, dessen Dichtung im Luftstrom flatterte und bei dem scheinbar eine Scheibe heruntergerutscht war.

Die Drucksysteme des A321 Neo funktionierten dennoch normal und im Cockpit gab es keine Warnmeldungen. Nach der Meldung des Lademeisters schauten sich der Ingenieur und der dritte Pilot den Schaden an. Danach fiel die Entscheidung: Rückkehr nach London. Diese gelang samt Landung nach 36 Minuten Flugzeit auch ohne Probleme.

Auch Höhenleitwerk beschädigt

Als die Maschine schließlich geparkt war, inspizierte die Besatzung sie von außen und stellte fest, dass zwei Kabinenfensterscheiben fehlten und eine dritte lose war. Bei einer routinemäßigen Landebahninspektion wurde eine zerstörte Außenscheibe geborgen.

«Verschobene Innenscheibe und Gummidichtung» und «Fehlende Fensterscheiben». Bild: AAIB

Bei einer genaueren Untersuchung fiel später auf, dass auch viertes Fenster leicht aus der linken Rumpfseite ragte. Auf der rechten Seite wurden leichte Verformungen von Fenstern festgestellt. Außerdem war das Höhenleitwerk auf der linken Seite beschädigt.

Lampen wohl zu nahe am Jet

Der Grund für all das findet sich am Tag vor dem Vorfall. Der A321 wurde da bei Dreharbeiten verwendet, bei denen die Fenster von außen mit Strahlern beleuchtet wurden, um einen Sonnenaufgang zu simulieren. Die Hochleistungslampen waren zunächst etwa fünfeinhalb Stunden lang auf die rechte Seite des Jets gerichtet, dann etwa vier Stunden auf die linke. Dabei wurden Fenster beschädigt, was aber erst beim nächsten Flug auffiel.

Die Daten zu den Lampen: 12.000 Watt, Mindestabstand zu beleuchteten Gegenständen zehn Meter, zu entflammbaren Gegenständen 1,5 Meter, maximale Oberflächentemperatur 200 Grad Celsius. Fotos der Dreharbeiten lassen darauf schließen, dass die Strahler aber nur 6 bis 9 Meter von Fenstern entfernt standen, die beschädigt wurden – offenbar durch Hitze.

Warnung an Flugzeugbetreiber

«Gemeinsam mit dem Flugzeughersteller und -betreiber wird derzeit daran gearbeitet, die Eigenschaften der verwendeten Strahler vollständig zu verstehen und herauszufinden, wie dieses Risiko in Zukunft gehandhabt werden kann», schreibt die AAIB. «Flugzeugeigentümer und -betreiber sollten die von solchen Aktivitäten ausgehenden Gefahren berücksichtigen, um das Risiko einer Flugzeugbeschädigung zu minimieren.»

Den ganzen AAIB-Sonderbericht können Sie hier als PDF öffnen.