Keine internationalen Flüge
Air New Zealand und Qantas werden Inlandsairlines
Die Fluglinien in Neuseeland und Australien haben keine andere Wahl, als sich aufs Inland zu fokussieren. Und das für eine ziemlich lange Zeit, wie zwei Personalien zeigen.
Airbus A321 von Air New Zealand: Vorerst mehr Kurz- als Mittelstrecke.
Airbus A321 von Air New Zealand: Vorerst mehr Kurz- als Mittelstrecke.
Manager kommen, Manager gehen. Doch selten hat der Abgang von Führungskräften so viel über die Branche in einer Region ausgesagt, wie zwei aktuelle Personalien in Australien und Neuseeland. Vergangene Woche teilte Qantas mit, dass mit Tino La Spina der Zuständige für das internationale Geschäft das Unternehmen nach 14 Jahren verlässt. Er ist nicht irgendwer, sondern wurde in der Vergangenheit als potenzieller Nachfolger von Vorstandsvorsitzender Alan Joyce gehandelt.
«Die Covid-Krise zwingt uns, unser Geschäft auf allen Ebenen zu überdenken», sagte Joyce zu Spinas Abgang. «Es wird immer deutlicher, dass unsere internationalen Flüge mindestens bis Mitte 2021 am Boden bleiben werden.» Zudem werde es Jahre dauern, bis man wieder das Vorkrisenniveau erreiche, erklärte der Chef der Fluggesellschaft.
«Effektiv eine inländische Fluggesellschaft»
Man habe daher beschlossen, die nationalen und internationalen Geschäftseinheiten unter einem Bereichsleiter zusammenzufassen, so Joyce. Andrew David, der bereits für Inland und Fracht zuständig ist, übernimmt jetzt auch den internationalen Bereich.
Noch deutlichere Worte findet Air New Zealand. Die Fluglinie erklärte am Donnerstag (3. September), nach 19 Jahren werde Kommerzchef Cam Wallace das Unternehmen verlassen. Vorstandsvorsitzender Greg Foran sagte: «Cam hat mir heute mitgeteilt, dass er angesichts der Tatsache, dass die Fluggesellschaft nun auf absehbare Zeit effektiv eine inländische Fluggesellschaft ist, zurücktreten wird.» Wallace habe globale Karriereambitionen. Seine Position wird nicht direkt nachbesetzt, sondern von Foran selbst übernommen.
«Effektiv eine inländische Fluggesellschaft»
Neuseeland hatte schon vor der Pandemie teils strenge Einreisebestimmungen. Derzeit sind Einreisen in den Inselstaat nur Staatsangehörigen und Inhabern einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis möglich. Für sie ist eine 14-tägige Quarantäne in einer speziellen Einrichtung Pflicht, in der zwei Corona-Tests gemacht werden.
Aus Air New Zealands Langstreckenflotte sind derzeit nur Boeing 787 aktiv, während acht 777-200 ER und sieben 777-300 ER bis mindestens Ende des Jahres eingelagert werden. Bei den 777-200 ER gibt es Spekulationen, dass sie vielleicht gar nicht mehr zurückkehren werden. Weitere 787 will die Airline womöglich langsamer als geplant in Empfang nehmen.
Qantas schickt Langstreckenjets in die Wüste
Sogar Flüge ins nahe Australien sind ein Problem, da die australische Regierung die Zahl der ankommenden Passagiere bis mindestens Oktober gedeckelt hat. So erklärte Air New Zealand Mitte August, in Brisbane dürften nur 25 Reisende pro Flug ankommen, in Sydney etwa 40 und in Melbourne seien internationale Ankünfte derzeit gar nicht erlaubt.
Das ist natürlich auch ein Problem für Qantas. Von der Boeing 747 hat sich die Fluglinie daher vorzeitig verabschiedet. Alle ihre Airbus A380 sind mittlerweile für drei Jahre in der Mojave-Wüste eingelagert. Im Laufe des Septembers sollen auch die meisten der elf Boeing 787 einen Stellplatz in der Wüste erhalten.
Nach der Krise Monopolist?
Langfristig gibt sich Qantas aber selbstbewusst: «Nach Überwindung dieser Krise werden wir die einzige australische Airline sein, die Langstreckenflüge durchführen kann», so die Fluglinie. Und auch Air New Zealand wird nicht für immer eine Inlandsairline bleiben.