Revolution in Pjöngjang
Die schlechteste Airline der Welt nimmt mit reichlich Verspätung einen Trend auf. Nordkoreas Air Koryo hat jetzt eine Webseite – eine mit Tücken.
Flugzeug von Air Koryo und die neue Internetseite: Nicht besonders informativ.
Flugzeug von Air Koryo und die neue Internetseite: Nicht besonders informativ.
«Air Koryo to the World» kann man seit Kurzem auf der Startseite als Begrüßung lesen. Nordkoreas Nationalairline wagte im Jahr 2012 auch noch den Sprung ins Internet – rund 17 Jahre nachdem das weltweite Datennetz für die Allgemeinheit zum Standard wurde. Man wolle den Passagieren einen «einfachen, schnellen und verlässlichen Buchungsservice» bieten, schreibt die Fluggesellschaft auf ihrer brandneuen Homepage. Nur: Welchen Passagieren? Aus Nordkorea selbst dürften diese kaum kommen: Soweit bekannt, gibt es in dem diktatorisch regierten Land keine privaten Internetanschlüsse. Und westliche Besucher sind wohl vorsichtig bei der Eingabe von persönlichen Daten auf einer Seite aus Nordkorea.
Aus dem Ausland wird die Buchung so oder so zur Geduldsprobe. Schier unendlich lange Wartezeiten muss man aushalten, bis die Nachricht kommt, zur gewünschten Anfrage – in unserem Testfall Peking – Pjöngjang – gebe es leider keine Flüge. Beim dritten Mal gelingt es dann doch noch. Ohne Steuern und Gebühren kostet ein Economy-Ticket auf der Strecke 257 Dollar. Nicht wenig, wenn man bedenkt, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Nordkorea im Jahr auf 1800 Dollar geschätzt wird.
Kaum brauchbaren Informationen
Alles in allem bestätigt sich der Eindruck, der bereits von Air Koryo vorherrscht. Die Fluglinie ist die einzige der Welt, die beim Bewertungsportal Skytrax lediglich einen Stern erhält. Ein Indikator für «schlechten, mangelhaften Service, mangelnde Sicherheit, schlechte Ausstattung am Flughafen», wie das Bewertungsportal selbst die Kategorie beschreibt. Auf der Internetseite findet man denn auch recht wenig Informationen über die Airline selbst. Viel mehr als veraltete Medienmitteilungen und eine überausführliche, aber nichtssagende Firmengeschichte findet sich da nicht.
Über die Flotte gibt es lediglich eine «Nachrichtenmeldung» von 2010, die noch dazu in schlechtem Englisch verfasst ist. Eine Tupolew Tu 204-100 sei nun in Betrieb. Man erwarte dafür ein ähnlich gutes Feedback wie bei der Tu 204-300. Ein bisschen lustig wird es bei der Beschreibung der Ausstattung der Flieger: Die Maschine habe «12 business classes and 164 economy classes», schreibt Air Koryo. Wenn das kein Übersetzungsfehler ist, betreibt Nordkoreas Nationalairline mit einer 176-Klassen-Konfiguration den wohl geräumigsten Mittelstreckenflieger der Welt.