Ende für die Boeing 747
Air India verabschiedet sich von den fliegenden Mogul-Palästen
Die Boeing 747 war lange Zeit das Paradeflugzeug in der Flotte der indischen Nationalairline. Jetzt schickt auch Air India sie definitiv in Rente.
Boeing 747-400 von Airt India: Ende einer Ära.
Boeing 747-400 von Airt India: Ende einer Ära.
Der 19. April 1971 war ein geschichtsträchtiger Tag für Air India. An jenem Montag erhielt die indische Nationalairline ihren ersten Jumbo-Jet. Zwei Mikoyan-Gurevich MiG-21 Kampfjets begleiteten ihn bei seiner Landung in Mumbai, wo er von Gründer und Vorstandsvorsitzender J. R. D. Tata begrüßt wurde.
Man könne nur wettbewerbsfähig bleiben, «wenn wir sicherstellen, dass keine andere Fluggesellschaft auf der Welt unseren Fluggästen eine bessere Ausrüstung oder einen besseren Service bietet als wir selbst», sagte Tata nach Ankunft der Boeing 747 gemäß einem Bericht der Zeitung The Hindustan Times von damals. Zum anderen verfüge die Branche zum ersten Mal über ein Flugzeug, das groß genug sei, um den Markt für Massentourismus zu bedienen. Man müsse bereit sein, «einen angemessenen Anteil an diesem Verkehr» zu bewältigen.
Air India hat auf Boeing 787 umgestellt
51 Jahre später gehört Air India nach Jahrzehnten unter staatlicher Kontrolle wieder dem Familienkonzern der Tatas. Und die Boeing 747 haben auch bei der Nationalairline endgültig ausgedient. Vier Exemplare gehörten zuletzt noch zur Flotte. Sie waren allerdings alle geparkt und seit Februar 2020 nicht mehr in der Luft.
Jetzt hat die indische Luftfahrtbehörde Directorate General of Civil Aviation DGCA die vier Boeing 747-400 mit den Kennzeichen VT-ESO, VT-ESP, VT-EVA und VT-EVB aus der Liste der aktiven Flugzeuge gestrichen. Zuletzt hatte Air India kaum mehr Pilotinnen und Piloten, die Boeing 747 fliegen konnten. Die meisten von ihnen wurden bereits auf die 787 umgeschult.
Rennstrecken und wichtige Politikerinnen und Politiker
Damit endet die Ära, die zu den wichtigsten von Air India gehörte. Mit ihren Jumbo-Jets – von Boeing 747-200 über 747-300 bis 747-400 – bediente die Fluggesellschaft einst nicht nur internationale Rennstrecken. Sie flog damit auch Top-Politikerinnen und – Politiker durch die Welt.
Die Wichtigkeit der Boeing 747 in der Flotte zeigte sich im Dekor. Das Äußere der Doppelstöcker war einem Mogul-Palast nachempfunden, die Fenster trugen Umrandungen nach indischer Bauart. Die Innenausstattung des Jumbos sei «von der romantischen Folklore und den Legenden des berühmten indischen Epos Mahabharata inspiriert und lässt so das kulturelle Erbe Indiens über die Jahrhunderte hinweg wieder aufleben», schrieb die Hindustan Times 1971.
Auch tragische Momente
Überschattet wurde die Zeit allerdings durch schlimme Unglücke. So das Attentat vom 23. Juni 1985, bei dem alle 329 Insassen an Bord eines Jumbos von Air India starben. Die Boeing 747 stürzte wegen einer Bombe über dem Atlantik ab. Just jene Boeing 747, die Tata 1971 in Empfang genommen hatte, verunglückte am 1. Januar 1978 vor der Küste von Mumbai wegen Desorientierung der Piloten, 213 Menschen starben.