Letzte Aktualisierung: um 19:43 Uhr

Seit Langem rote Zahlen

Aigle Azur sucht neuen Weg in die Zukunft

Die zweitgrößte französische Fluglinie ist angeschlagen. Darum sucht das Management von Aigle Azur Wege aus der Krise. Helfen soll dabei auch IAG.

Nach dem Medienbericht sah sich das Management von Aigle Azur zu einem Dementi veranlasst. Man besitze eine Liquidität von 25 Millionen Euro, ließ es vergangene Woche über eine Medienmitteilung ausrichten. Keine einzige Leasingfirma dränge darauf, ihre Flugzeuge zurückzubekommen. Die Zeitung Le Figaro hatte zuvor berichtet, Aigle Azur drohe wegen Geldmangels das Grounding.

Gut ist es trotzdem nicht um die zweitgrößte französische Fluggesellschaft bestellt. Aigle Azur gibt selbst zu, dass diverse Faktoren belastend wirken – vom Anstieg des Ölpreises im vergangenen Sommer, über Flugscham bis zur Überkapazität im vergangenen Winter.

Keine Hilfe von HNA

Zudem habe sich das Langstreckengeschäft nicht so entwickelt wie erwartet. «Unvorhersehbare Entwicklungen in der Unterstützung durch die Aktionäre» hätten die Strategie untergraben, so die Fluggesellschaft. 2018 hatte Aigle Azur mit zwei Airbus A330 der ehemaligen Air Berlin Flüge nach Peking und São Paulo aufgenommen. Die Idee dahinter: die Abhängigkeit vom Geschäft mit Flügen in die Maghreb-Staaten zu verringern.

Die Strecken wurden so gewählt, weil die Fluggesellschaft seit 2012 zu 48 Prozent der chinesischen HNA Group gehört und seit 2017 Azul-Gründer David Neelemann mit 32 Prozent beteiligt ist. Doch die Chinesen stecken in finanziellen Schwierigkeiten und können sich nicht mehr um die Entwicklung ihrer Investments kümmern. Die Strecke Paris – Peking wurde denn dieses Frühjahr auch wieder eingestellt.

Verkauf von Slots in Orly

Wie die Zeitung Libération schreibt, hat Aigle Azur in den vergangenen sechs Jahren stets rote Zahlen geschrieben, kumuliert beträgt der Verlust rund 50 Millionen Euro. Jetzt arbeite das Unternehmen «an verschiedenen Projekten, um seine Nachhaltigkeit mittel- und langfristig zu sichern», heißt es vom Management. Konkret wird es in Bezug auf die geplanten Maßnahmen nicht.

Wie französische Medien berichten, will es aber offenbar das Geschäft mit Flügen zwischen Frankreich und Portugal an die IAG-Tochter Vueling verkaufen. Die spanische Billigairline ist vor allem an den Slots (Zeitfenster für Starts und Landungen) am Flughafen Paris-Orly interessiert. Als Verkaufspreis wird ein Betrag von rund 20 Millionen Euro genannt.

Sicher ins kommende Frühjahr

Das Geld soll Aigle Azur helfen, es über den kommenden Winter zu schaffen. Auch die Verlegung einiger Flüge von Paris-Orly nach Paris-Charles de Gaulle sei geplant, heißt es. Bestätigt ist freilich noch nichts.