Unglück
AF447: Gleich mehrere Pilotenfehler
Der dritte Bericht des BEA zum Absturz der AF447 bestätigt: Der Unfall beruhte auf Fehlern der Crew. Doch auch Air France ist nicht unschuldig.
Wrackteile der Unglücksmaschine
Wrackteile der Unglücksmaschine
Die französische Luftfahrtermittlungsbehörde Bureau d’Enqueteset d’Analyse (BEA) hat heute (29.07.) den dritten Untersuchungsbericht zum Absturz der Air France-Maschine AF447 am 1. Juni 2009 vorgelegt. Daraus geht hervor: Den Piloten, die den Unglücksflieger von Rio nach Paris steuern sollten, fehlte es offenbar an Training. Schon im Mai hatte es Hinweise darauf gegeben, dass der Absturz auch aufgrund von Pilotenfehlern passierte. Jetzt gab die Behörde detaillierte Informationen darüber. «Die Piloten hätten die Maschine retten können», so Jean-Paul Troadec, BEA-Chef gemäß der Nachrichtenagentur Reuters auf der Pressekonferenz.
Als der Pilot der Maschine mit 228 Menschen an Bord das Cockpit für eine Ruhepause verliess, tat er das offenbar, ohne seinen beiden Co-Piloten genaue Anweisungen zu geben. Und das war nur der erste Fehler. Schon wenige Minuten später, um 2:10 Uhr, sagte ein Co-Pilot laut dem Bericht schon: «Wir haben Geschwindigkeit verloren». Mehr als elf Kilometer über dem Meer machte der Geschwindigkeitsmesser der Crew Probleme.
Nicht an Leitlinien gehalten
Die Co-Piloten hielten sich aber nicht an die Leitlinien, die es für solche Situationen gibt. Der Grund, laut der Untersuchungsbehörde: Den Piloten fehlte dafür schlicht das geeignete Training. Weder wussten sie laut dem Bericht, wie man sich bei einem Strömungsabriss in solcher Höhe verhält, noch waren sie für eine solche Situation in VErtretung des Kapitäns qualifiziert. Nur so kann das BEA es sich erklären, dass sie auch auf den Alarm, der sie vor einem Strömungsabriss warnt, 54 Sekunden lang nicht reagierten.
Der Grund für den Strömungsabriss: Die beiden Co-Piloten der Air-France-Maschine hatten vom Geschwindigkeitsmesser nach einer Vereisung zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten erhalten. Für den Fall, dass die Geschwindigkeitsmesser, die so genannte Pitotsonden, verrückt spielen, gibt es Verhaltensregeln. Diese haben die Piloten nicht beachtet. Der verantwortliche Pilot gab die Anweisung, aufzusteigen – ein Fehlentscheid.
Eine Durchsage für die Passagiere gab es nicht – sie hatten keine Ahnung, warum die Airbus A330 während des dreieinhalbminütigen Absturzes um bis zu 40 Grad hin und her schwankte.
Sicherheitsempfehlungen
Die Behörde gibt Air France zahlreiche Sicherheitsempfehlungen. Sie legt der französischen Fluggesellschaft nun nahe, die Ausbildung ihrer Crew noch einmal zu überdenken. Die Co-Piloten müssten für Situationen, in denen sie den Kapitän vertreten, besser vorbereitet werden. Man müsse auch den Strömungsabriss in größeren Höhen trainieren, da es dort ganz bestimmte Verhaltensregeln zu beachten gebe. Auch technische Anpassungen empfiehlt das BEA Air France. Zum Beispiel ein Bildrekorder, der es ermöglicht, alle Bordinstrumente zu beobachten. Auch soll es den Piloten möglich gemacht werden, den Anstellwinkel des Flugzeuges im Cockpit abzulesen.
Zehn Verhaltensempfehlungen gab die Behörde der Airline insgesamt. Laut der Fluggesellschaft habe man alle davon schon umgesetzt. Air France verteidigte außerdem die Piloten. Angesichts der vielen technischen Schwierigkeiten in denen sich die Crew befunden hätte, hätten sich die Piloten äußerst professionell verhalten.
Lesen Sie den vollständigen Bericht des BEA hier.