Letzte Aktualisierung: um 19:08 Uhr

Konflikt am Horn von Afrika

Äthiopien setzt Anteile an Ethiopian Airlines als Spielchip für Meereszugang ein

Äthiopien will unbedingt einen Meereszugang. Mit der abtrünnigen Region Somaliland hat das Land einen Deal geschlossen. Dabei geht es auch um Anteile an Ethiopian Airlines.

Äthiopien ist eine Regionalmacht am Horn von Afrika. Mit einer Bevölkerung von rund 125 Millionen Menschen ist das Land das zweitbevölkerungsreichste des Kontinents und eines der fünf mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt. Und doch fehlt ihm etwas: Zugang zum Meer.

Heute liegt der wichtigste Meereszugang Äthiopiens im kleinen Nachbarland Djibouti.  Mehr als 90 Prozent des äthiopischen Außenhandels läuft über den kleinen Staat am Roten Meer. Äthiopien kommt das teuer zu stehen. Mehr als eineinhalb Milliarden Dollar zahlt das Land jährlich an Gebühren. Und der äthiopische Außenhandel wächst, was die Kosten weiter steigen lässt. Das Land sucht deshalb Alternativen.

Äthiopien sucht Alternativen

Eine Alternative ist seit 2016 der Hafen von Berbera in Somaliland. Die Republik ist offiziell kein eigener Staat, sondern eine abtrünnige Region Somalias. Und genau mit diesem De-Facto-Regime hat Äthiopien jetzt eine Absichtserklärung für einen direkten Meereszugang unterzeichnet.

Äthiopien erhält gemäß dem Vertrag die Erlaubnis, ein Gebiet von 20 Kilometern rund um den Hafen von Berbera für 50 Jahre zu pachten. Somaliland lässt sich das Stück Küste teuer bezahlen. Neben einem finanziellen Ausgleich könnte Äthiopien Somaliland diplomatisch anerkennen. Bisher hat das einzig Taiwan getan.

Somaliland winken Anteile an Ethiopian Airlines

Aber es steht noch mehr im Raum: Somaliland soll im Rahmen des Deals eine Beteiligung an Ethiopian Airlines erhalten. Unklar ist, wie hoch die Beteiligung an der staatlichen Nationalairline ausfallen könnte. Sie ist die größte Fluggesellschaft Afrikas und Mitglied bei der Star Alliance. Laut dem Luftfahrtdatenportal CH Aviation besteht die Flotte aus 145 Flugzeugen, mit denen 155 Ziele weltweit bedient werden.

Die Gegenreaktion aus Somalia ließ nicht lange auf sich warten. Präsident Hassan Sheikh Mohamud hat am 6. Januar ein Gesetz unterzeichnet, das die Pläne Äthiopiens verhindern soll und Deal für nichtig erklärt. Somalia bezeichnete die Absichtserklärung als Akt der «Aggression» und als Verletzung seiner Souveränität.