Deckung von Risiken
Aeroflot und Co. haben Mühe mit ihren Versicherungen
Russlands staatlicher Rückversicherer verschärft die Konditionen. Er will nicht mehr alle Risiken von russischen Fluggesellschaften decken - vor allem für Unfälle aufgrund mangelhafter Wartung.
Flugzeug von Aeroflot: Zusätzliche Mühen und Kosten drohen.
Flugzeug von Aeroflot: Zusätzliche Mühen und Kosten drohen.
Als die westlichen Staaten als Antwort auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine im März Sanktionen ausriefen, zeigte sich die Russian National Reinsurance Company großzügig. Sie übernahm alle Policen für Luftfahrtrisiken, die von westlichen Rückversicherern gekündigt wurden. Dazu musste die staatliche russische Rückversicherungsgesellschaft allerdings ihr Kapital erhöhen – um mehr als 220 Milliarden auf 300 Milliarden Rubel (5 Milliarden Euro).
Das war dringend nötig. Denn ohne Versicherungsschutz dürfen Fluggesellschaften nicht arbeiten. Sie müssen unter anderem Deckungen für Schäden an Fluggästen, Fracht und Gepäck vorweisen oder auch für Haftpflichtfälle. Da die Risiken für eine Versicherungsgesellschaft zu groß sind, werden sie manchmal in Pools von mehreren Anbietern gemeinsam getragen oder von großen Konzernen. Diese wiederum versichern sich bei Rückversicherungen.
Keine Deckung für Beschlagnahmungen
Als die Russian National Reinsurance Company, die auch unter ihrer russischen Abkürzung RNPK bekannt ist, die Verträge übernahm, zeigte sie sich auch kulant. Sie führte die Konditionen der westlichen Anbieter fort. Inzwischen laufen jedoch die früheren Verträge aus. Und in den Neuverhandlungen stellt das staatliche Unternehmen jetzt Forderungen, wie die Wirtschaftszeitung Kommersant schreibt. Es versuche, den Versicherungsschutz für Fluggesellschaften «erheblich einzuschränken», heißt es im Bericht.
Zunächst schloss der staatliche russische Rückversicherer gemäß dem Bericht das Risiko einer Beschlagnahmung von Flugzeugen in den Verträgen aus. Die Situation habe sich dann nochmals verschlechtert, als in die erneuerten Verträge eine Klausel aufgenommen worden sei, nach der Unfälle, die durch mangelhafte Wartung oder Reparaturen verursacht werden, nicht als Versicherungsfall gelten. Dies liegt daran, dass Airbus, Boeing und Embraer russischen Fluggesellschaften keine Unterstützung mehr gewähren.
Zwischen Hammer und Amboss
Für Aeroflot, Utair und Co. bedeutet die forschere Gangart der Russian National Reinsurance Company zusätzliche Mühen. Sie müssen entweder gewisse Risiken selbst tragen oder dafür höhere Prämien bezahlen. S7 Airlines erklärte gegenüber der Zeitung, man habe im Juni einen neuen Vertrag abgeschlossen. Aber die Airline wollte nicht verraten, zu welchen Bedingungen.
RNPK nahm keine Stellung. Sie befürchte wahrscheinlich einen Anstieg der Schadensersatzforderungen, weil sie glaube, dass die Airlines von den Lufttüchtigkeitsstandards abweichen könnten, erklärte eine dem Verkehrsministerium nahestehende Quelle gegenüber Kommersant. Als Staatsunternehmen und Tochter der russischen Zentralbank sei sie zwischen Hammer und Amboss geraten – sie müsse einerseits den russischen Unternehmen helfen, aber zugleich sich selbst schützen.