Zu hoher Krankenstand
Aeroflot fliegt wegen Personalmangel mit weniger Flugbegleitenden
Die russische Nationalairline hat neue Standards für die Mindestanzahl an Kabinenpersonal festgelegt. So reagiert sie auf den Personalmangel. Aeroflot führt daneben weitere Abhilfemaßnahmen ein.
Airbus A350 von Aeroflot: Der Flugzeugtyp darf bei der Airline künftig auch mit acht Flugbegleitenden abheben.
Airbus A350 von Aeroflot: Der Flugzeugtyp darf bei der Airline künftig auch mit acht Flugbegleitenden abheben.
Aeroflot hat die Ereignisse des letzten Juni-Wochenendes noch nicht verarbeitet. Damals meldete sich das Kabinenpersonal in großer Zahl krank. Einige Quellen sprechen von 1500 Angestellten, die nicht zur Arbeit erschienen. Die Folgen für die Fluggesellschaft waren dramatisch: Fast 330 Flüge waren verspätet, und 20 mussten ganz gestrichen werden.
Grund für die massenhaften Krankmeldungen sollen die Arbeitsbedingungen bei der größten russischen Airline gewesen sein. Konkret ging es um überladene Dienstpläne, fehlende freie Tage, verweigerte Urlaubsanträge und niedrige Löhne. Dies rief sogar die russischen Behörden auf den Plan, die eine Überprüfung einleiteten.
Aeroflot reduziert Kabinenpersonal
Aeroflot gelobte Besserung und reagierte auf die Weise, wie es bei russischen Unternehmen häufig der Fall ist – mit der Entlassung von drei Führungskräften. Indiana Talypova, die Leiterin der Abteilung für Flugbegleitende, musste ebenso ein Rücktrittsgesuch einreichen wie ihre beiden Stellvertretenden Michail Dmitriev und Elena Frolova.
Gleichzeitig schrieb Aeroflot Mitte Juli neue Stellen für Kabinenpersonal aus und lockte sogar mit höheren Gehältern. Der Erfolg scheint jedoch zwei Monate später überschaubar. Laut dem Telegram-Kanal Aviatorshina, der sich auf interne Dokumente beruft, hat die Nationalairline kurzerhand die Mindestanzahl an Flugbegleitern in den Flugzeugen reduziert.
Neue Klassen zur Personalstärke
Künftig ist es möglich, den Airbus A350 mit acht statt zehn Flugbegleitenden zu betreiben. Die Boeing 777 kommt künftig mit zehn statt elf Personen in der Kabine aus. Bei der Boeing 737 und dem Airbus A321 können nun vier statt fünf Flugbegleitende eingesetzt werden. Unverändert bleiben die Besatzungsgrößen beim Airbus A320 und A330 – hier sind es weiterhin vier beziehungsweise acht Personen.
Die neuen Regeln sollen allerdings nicht durchgehend gelten. Zur besseren Übersicht hat Aeroflot eine neue Klassifizierung für die Anzahl der Kabinenbesatzungsmitglieder an Bord eingeführt. Neben der Mindest- und Höchstanzahl gibt es nun eine «normative» Besatzung.
Keine vergünstigten Flüge mehr
Welche Konfiguration an Kabinenpersonal zum Einsatz kommt, entscheidet sich, wenn sichergestellt werden kann, dass alle erforderlichen Serviceabläufe vollständig durchgeführt werden. Im Regelfall soll die bisherige Anzahl an Kabinenpersonal greifen. Nur in Notsituationen, wie bei Personalknappheit, soll die reduzierte Personalstärke genutzt werden, heißt es. Die Änderungen wurden in das Flugbetriebshandbuch aufgenommen.
Zugleich greift Aeroflot gemäß Aviatorshina auch zu anderen Maßnahmen, um den krankheitsbedingte Abwesenheiten zu reduzieren. Sie streicht Flugbegleitenden, die sich zu oft krank melden, den Parkplatz und die Berechtigung auf vergünstigte Flüge.