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Regierungsflieger

Ägypten streitet über Boeing 747, die Lufthansa nicht wollte

Lufthansa übernahm einst ihre 20. Boeing 747-8 nicht. Jetzt erhält der Flieger die Lackierung der Regierung von Ägypten. Dort gibt es Kritik an den Kosten für den VIP-Flieger.

Im November 2011 lieferte Boeing den Jumbo-Jet mit der Seriennummer 37826 aus. Er war ursprünglich für Lufthansa bestimmt. Und er hätte die 20. Boeing 747-8 der deutschen Fluglinie werden und das Kennzeichen D-ABYE tragen sollen.

Doch Lufthansa übernahm den Flieger nicht, den Boeing im Testflugprogramm ausgiebig genutzt hatte. Das Flugzeug blieb beim Hersteller, der ihn über Jahre auf verschiedenen Wüstenparkplätzen abstellte. Im Februar 2021 wurde das Flugzeug an einen nicht genannten Kunden verkauft. Sechs Monate später flog Boeing die 747-8 von Victorville nach Everett, die dort mit dem Kennzeichen SU-EGY gesehen wurde.

Boeing 747-8 aktuell in Shannon

SU ist die Länderkennung von Ägypten und schnell machten Berichte die Runde, die 747-8 gehe an die ägyptische Regierung. Im November 2021 flog die Maschine, die noch Lufthansas Grundbemalung mit weißem Rumpf und blauem Heck trug, nach Hamburg, wo Planespotter sie vor den Hallen von Lufthansa Technik sahen. Die Lufthansa-Tochter wollte sich nicht dazu äußern, ob sie die Maschine für den ägyptischen Staat als VIP-Jet ausrüstet.

Laut dem Hamburg Portal EDDH Airport wurden in den folgenden Monaten bei Lufthansa Technik unter anderem die Triebwerke demontiert und komplett überholt. Am 26. August 2022 flog die Maschine dann nach Shannon in Irland. Dort soll sie laut Informationen des Portals Simply Flying bei International Aerospace Coating ihre Lackierung erhalten.

Ablösungen für alten Airbus A340

In Ägypten tobt derweil eine Debatte über die Kosten für den Jumbo-Jet, der schon mehr als elf Jahre alt ist. Er soll den aktuellen Präsidenten-Jet, einen 28 Jahre alten Airbus A340-200 mit dem Kennzeichen SU-GGG, ersetzen. Ägyptische Medien berichten dem Magazin Middle East Eye zufolge, die Boeing 747-8 koste den ägyptischen Staat fast 500 Millionen Dollar.

Talaat Khalil, Generalsekretär der ägyptischen Konservativen Partei, kritisierte die Anschaffung eines VIP-Fliegers für diesen Preis. So etwas sei der Bevölkerung kaum zu vermitteln in Zeiten, in denen die Regierung Sitzungen bei ausgeschaltetem Licht abhalte, um den Menschen einen nötigen Sparkurs zu signalisieren. Ägypten habe bereits 24 Flugzeuge, welche der Präsident nutzen könnte, so Khalil.

240 oder 500 Millionen Dollar?

Der Parlamentsabgeordnete Mustafa al-Bakri erklärte dagegen, Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi habe den Preis von 500 Millionen Dollar (umgerechnet rund 493 Millionen Euro) nicht akzeptiert und sich für eine einfache Ausstattung der Boeing 747-8 entschieden. Das Flugzeug kostet daher lediglich 240 Millionen Dollar. Außerdem sei die Entscheidung für die Anschaffung bereits 2020 in einer besseren wirtschaftlichen Lage gefallen.