Einnahme durch Taliban
Abgeschaltetes Radar, verwaister Kontrollturm, gestoppte Flüge in Kabul
Die Taliban sind in die Hauptstadt Afghanistans eingedrungen. Die Lage ist bedrohlich. Das wirkt sich auch auf den Luftverkehr aus.
Die Lage in Afghanistan eskaliert. Die Taliban erobern immer weitere Gebiete und sind inzwischen in die Hauptstadt Kabul eingedrungen. Präsident Ashraf Ghani und enge Mitarbeitende haben laut Medienberichten das Land verlassen. Auch viele Afghanen verlassen das Land aus Angst vor den Taliban. Inzwischen soll es allerdings am Flughafen zu Schusswechseln kommen.
Zahlreiche Länder, auch Deutschland, evakuieren ihr in Afghanistan stationiertes Personal – und der Luftweg ist dabei wichtig. Doch Flüge, die in Kabul landen wollten, hatten es am Sonntag (15. August) schwer. Es kam mitunter zu dramatischen Situationen, weil die Lotsinnen und Lotsen in der afghanischen Hauptstadt den ankommenden Fliegern nicht helfen konnten. Inzwischen wurde der kommerzielle Flugverkehr von und nach Kabul komplett eingestellt, nur noch militärische Flüge sind erlaubt. Doch auch davor kam es schon zu Problemen.
Radar abgeschaltet
So berichtet etwa die Zeitung Hindustan Times, dass ein Flug von Air India rund eine Stunde lang über der Stadt kreisen musste, bevor die Landung gelang. Er hätte unter anderem Botschaftspersonal aus Kabul nach Hause holen sollen. Während dem Flug von etwas mehr als zwei Stunden sei die Lage in der afghanischen Hauptstadt eskaliert.
Der Kontrollturm sei teilweise nicht mehr erreichbar gewesen, heißt es im Bericht. Das Flugzeug habe sogar zwischenzeitlich den Radar abgeschaltet, damit es nicht Ziel eines Angriffs werde, heißt es in dem Bericht weiter.
Flydubai und Emirates kehren um
Auf dem Flugverfolgungsdienst Flightradar 24 ist zu sehen, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelte. Zahlreiche Flüge können erst nach mehreren Schleifen landen. Und einige kehren sogar wieder um. Ein Flug von Flydubai drehte nach längerem Kreisen über Kabul wieder um, ebenso drehte eine Boeing 777 von Emirates um.
Auch der Flughafen selbst steht im Zentrum einer diplomatischen Diskussion. Nach dem Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan hatte die Türkei angemeldet, sie wolle die Sicherung des Hamid Karzai International Airport übernehmen. Noch am Freitag (13. August) hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar erklärt, man sei interessiert daran, dass der Flughafen geöffnet und in Betrieb bleibe.
In diesen Tagen erwarte man eine Entscheidung, ob die Türkei die Verantwortung dafür übernehme. Doch diese dürfte inzwischen hinfällig geworden sein – denn die Taliban übernehmen gerade die Macht im Lande.