Auslieferungen
A320 Neo noch immer Sorgenkind
Noch sind nicht alle Triebwerks-Probleme beim A320 Neo gelöst. Airbus-Chef Fabrice Brégier erklärt, warum es vor allem in Indien Ärger gibt und bis wann es eine Lösung gibt.
A320-Neo-Triebwerk von Pratt & Whitney bei einem Lufthansa-Jet: Je nach Bedingungen machen die Triebwerke mehr Probleme.
A320-Neo-Triebwerk von Pratt & Whitney bei einem Lufthansa-Jet: Je nach Bedingungen machen die Triebwerke mehr Probleme.
Mittlerweile sind seit der Auslieferung des ersten Airbus A320 Neo an Lufthansa mehr als eineinhalb Jahre vergangen. Inzwischen besitzt die deutsche Fluggesellschaft acht Stück und ist damit zufrieden. Dennoch herrscht beim A320-Neo-Programm keine hundertprozentige Normalität. «Dieses Jahr ist für alle schwierig», sagte Fabrice Bregier, bei Airbus verantwortlich für die Zivilflugzeugsparte, bei einem Treffen mit Journalisten in der vergangenen Woche. «Vor allem für die Kunden, die ihre Flugzeuge brauchen.»
Der Flugzeugbauer hat sich selbst das Ziel von 200 Auslieferungen beim A320 Neo in diesem Jahr gesetzt. Noch halte er daran fest, so Brégier. «Aber es beginnt, zu einer Herausforderung zu werden.» Das Ganze hat mit Verspätungen der Triebwerkshersteller zu tun. Und das sei nicht nur Pratt & Whitney. «Auch CFM hat ein bisschen Verspätung», so Brégier.
Vor allem in Indien Probleme
Angefangen hatten die Schwierigkeiten bei den Triebwerken von Pratt & Whitney, mit denen die ersten A320 Neo ausgestattet waren. Technische und Software-Probleme sorgten dafür, dass die Triebwerke vor allem an heißen Orten nicht das leisteten, was sie versprachen – und die eigentliche Erstkundin Qatar die Annahme verweigerte.
Vor allem in Indien kam es denn auch in den vergangenen Monaten immer wieder zu Problemen. Indigo etwa wies die Airbus A320-Neo-Piloten im März an, nicht höher als 30’000 Fuß zu fliegen. Grund waren Probleme mit den Triebwerken. Die indische Behörde Directorate General of Civil Aviation verpflichtete den indischen Billigflieger und die andere indische A320-Neo-Betreiberin Go Air, betroffene Flugzeuge sofort für Inspektionen zu grounden. Bei Indigo musste zeitweise die halbe Flotte der neuen Jets am Boden bleiben.
Probleme wohl bald gelöst
Dass es in Indien so viele Schwierigkeiten gibt, erklärt Brégier mit den dortigen Bedingungen. «Über Indien zu fliegen, belastet die Triebwerke sehr», so der Manager. Mehr etwa als über Europa – was erklärt, dass es bei Lufthansa keine ähnlichen Meldungen gibt. Was er damit meint sind die meteorologischen und atmosphärischen Bedingungen, welche die Triebwerke belasten und schneller ermüden können. Eine Entschuldigung sei das aber freilich nicht, so Brégier. «Flieger und Triebwerke müssen so etwas standhalten.» Aber es sei eine Erklärung, warum es die indischen Anbieter so schwer haben.
Die Hauptprobleme, so verspricht Brégier aber, sollen schon bald gelöst sein. «Zwei Anpassungen werden gerade getestet», sagt er. «Ende dieses Jahres sollten wir in der Lage sein, Triebwerke mit diesen Anpassungen auszuliefern.» Im nächsten Jahr sollen dann ausschliesslich A320 Neo mit den angepassten Triebwerken ausgeliefert werden. «Auch ein Hochfahren der Produktion wird dann einfacher», so Brégier. Allerdings: Bereits im Mai 2016 hatte es geheißen, man stelle nun Triebwerke ohne Mängel her. Doch offenbar waren die Probleme damit nicht vollständig gelöst.