Grounding in Brasilien
Voepass muss auf Anweisung der Behörden alle Flüge einstellen
Seit dem Absturz einer ATR 72 steckt die Regionalairline in einer tiefen Krise. Nun hat die brasilianische Luftfahrtbehörde ein Grounding angeordnet - weil sich die Zustände bei Voepass noch verschlimmert haben.

Blick aus dem Cockpit einer ATT 72 von Voepass: Die Flieger heben vorerst nicht mehr ab.

Blick aus dem Cockpit einer ATT 72 von Voepass: Die Flieger heben vorerst nicht mehr ab.
Der 9. August 2024 war der schwärzeste Tag in der Geschichte von Voepass. Eine ATR 72-500 der brasilianischen Regionalairline stürzte damals auf dem Weg nach São Paulo ab. Alle 62 Menschen an Bord starben, als das Flugzeug mit dem Kennzeichen PS-VPB bei Vinhedo in eine Wohnsiedlung krachte.
Ein Problem mit dem Anti-Vereisungssystem hatte das Unglück mit verursacht. Seither ist nichts mehr wie zuvor bei Voepass. Die brasilianische Luftfahrtbehörde Anac nahm die Fluggesellschaft genauer unter die Lupe und fand zahlreiche Verstöße gegen die Vorschriften. Sie forderte deshalb Abhilfemaßnahmen.
Voepass musste Streckennetz verkleinern und verlor Flugzeuge
Dazu gehörten eine Verkleinerung des Streckennetzes, die Verlängerung der Bodenzeiten für die Wartung der Flugzeuge, Wechsel im Management und die Umsetzung des Aktionsplans zur Behebung der Mängel. Das half nicht wirklich, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Und so schlitterte Voepass auch in eine finanzielle Krise. Die Regionalfluggesellschaft verlor daher in weniger als sechs Monaten vier Flugzeuge, drei davon wurden von Leasinggebern zurückgefordert.
Nun hat die Anac Voepass ganz an den Boden beordert. Die Fluggesellschaft muss auf Anordnung der Behörde den Betrieb am Dienstag (11. März) umgehend einstellen. Das Zwangsgroundig gelte so lange, bis durch die Fluggesellschaft die «Fähigkeit nachgewiesen ist, das in den geltenden Vorschriften vorgesehene Sicherheitsniveau zu gewährleisten», heißt es in einer Erklärung.
Behörde fand Verschlechterung vor
Der Grund für den Entzug der Lizenz sei, dass man bei einer neuerlichen Kontrolle im Februar eine «Verschlechterung der Effizienz des Managementsystems in Bezug auf die überwachten Tätigkeiten und eine systematische Nichteinhaltung der von der Agentur gestellten Forderungen» festgestellt habe. Damit nicht der genug der Kritik. Die internen Systeme von Voepass seien «nachweislich nicht mehr in der Lage, auf die Identifizierung und Korrektur von Risiken im Flugbetrieb zu reagieren», so die Behörde weiter.
Zuletzt bestand die Flotte von Voepass aus sechs ATR 72. Damit bediente sie 15 Ziele im Liniendienst und zwei mit Charterverbindungen.