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Verdi ruft auf

Am Montag wird an elf deutschen Flughäfen gestreikt

Die Gewerkschaft will am kommenden Montag den deutschen Flugverkehr zu großen Teilen lahmlegen. An elf Flughäfen ruft Verdi zum Streik auf.

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Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten an den Flughäfen, die unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) fallen sowie die rund 23.000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister an elf deutschen Flughäfen für Montag, 10. März 2025, zu einem ganztägigen Warnstreik auf. «Es wird zu massiven Einschränkungen bei Abflügen und Ankünften bis hin zu Flugstreichungen kommen», kündigt Verdi an.

Betroffen sind die Flughäfen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg, Berlin-Brandenburg und Leipzig/Halle. Verdi weist darauf hin, dass es aufgrund der regionalen Schichtsysteme an einigen Flughäfen zu Abweichungen bei den Zeiten des Warnstreiks kommen wird. In Teilen beginnen sie bereits am Abend des 9. März, oder enden erst in den Morgenstunden des 11. März.

«Beginn der Reise in Frankfurt nicht möglich»

Der Flughafen Frankfurt reagierte als erster Airport mit einer Stellungnahme. Dort sind am Montag eigentlich 1170 Flugbewegungen und mehr als 150.000 Fluggäste eingeplant. Doch es werde «zu massiven Beeinträchtigungen des Flugverkehrs» kommen, so der größte deutsche Flughafen. «Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt. Ein Beginn der Reise in Frankfurt wird nicht möglich sein.» Man bitte Fluggäste daher dringend, von einer Anreise zum Flughafen abzusehen.

«Auch Umsteigeverkehre sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen und können nicht stattfinden», so Betreiberin Fraport weiter. «Transferpassagiere sollen den Flugstatus auf der Internetseite ihrer jeweiligen Airline prüfen.» Im Rahmen von Notdienstvereinbarungen würden nur notwendige Tätigkeiten, etwa zur Abwehr von Gefahren oder zur Sicherung technischer Anlagen, sichergestellt.

Verdi fordert mehr Geld …

«Wir sehen uns zu diesem Warnstreik gezwungen, da die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bisher kein Angebot vorgelegt und keine Bereitschaft gezeigt haben, unsere berechtigten Forderungen zu erfüllen», sagt die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. «Die Beschäftigten an den Flughäfen leisten eine unverzichtbare Arbeit für den reibungslosen Ablauf des Luftverkehrs und tragen für die Sicherheit aller Passagiere maßgeblich Verantwortung. Auch sie verdienen eine angemessene Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.»

Man bedauere die Unannehmlichkeiten, die dieser Streik für die Fluggäste mit sich bringe. «Doch ohne den Druck durch Arbeitskampfmaßnahmen wird es keine Bewegung in den Verhandlungen geben» so Behle weiter. Verdi fordert in der Tarifrunde von Bund und Kommunen 2025 ein Volumen von 8 Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich für Entgelterhöhungen und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten.

… und mehr freie Tage

Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert Verdi drei zusätzliche freie Tage, «um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen». Für mehr Flexibilität soll zudem ein «Meine-Zeit-Konto» sorgen, über das Beschäftigte selbst verfügen können.

Nach mehrjährigen Tarifverhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden VKA (Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände) und ABL (Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr) wurde im vergangenen Jahr ein Branchentarifvertrag für alle Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister geschlossen, welcher mittlerweile für allgemeinverbindlich erklärt wurde. Mit diesem Tarifabschluss wurde die Tarifentwicklung auch der privaten Unternehmen an die allgemeine Tarifentwicklung des öffentlichen Dienstes angekoppelt.

BDL kritisiert Streik als «nicht verhältnismäßig»

«Die Ankündigung von Streiks an nahezu allen großen deutschen Flughäfen ist nicht verhältnismäßig», kritisiert Joachim Lang, Hauptgeschäftsführers des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL. «Hier wird ein kompletter Verkehrszweig flächendeckend stillgelegt und das, obwohl Flughäfen und Airlines, aber auch Gastronomie, Einzelhandel und Hotels keine Tarifpartner sind.»

Lang fordert, das Streikrecht dürfe «kein Freibrief sein». Es brauche künftig im öffentlichen Verkehrswesen, insbesondere bei kritischer Infrastruktur, «neue Verfahrensregeln», so die BDL-Forderung. «Bevor es zu einem streikbedingten Stillstand des Verkehrs kommt, sollte künftig im Bereich der kritischen Verkehrsinfrastruktur zumindest der Versuch einer Schlichtung erfolgen», sagt Lang. «Diese und weitere Leitplanken könnte die künftige Bundesregierung sowie andere EU-Mitgliedstaaten in einem Streikgesetz regeln.»

Lufthansa-Chef fordert Reform des Streikrechts

Die Lufthansa-Gruppe hatte bei der Verkündung ihrer Jahreszahlen am Donnerstag (6. März) erst erklärt, dass der Einfluss von Streiks in Deutschland vor allem in der ersten Jahreshälfte 2024 immens gewesen sei. «Streiks belasteten die Passagier-Airlines mit rund 450 Millionen Euro», so der Konzern.

Lufthansa-Group-Chef Carsten Spohr kritisierte «die fehlende Aussicht auf eine längst überfällige Reform des Streikrechts, wie es so ziemlich alle anderen europäischen Länder bereits haben». Er kritisierte ebenfalls die aktuelle Serie von Verdi-Streiks, die bereits im Februar begonnen hatte. Man sei Opfer von Streiks im öffentlichen Dienst, mit denen man eigentlich gar nichts zu tun habe, so Spohr.