Peter Albers, City Airlines
«Halten es für möglich, in der Kabine Mitarbeitende einzustellen, die nicht Deutsch sprechen»
City-Airlines-Geschäftsführer Peter Albers, spricht im Interview über wechselwillige Cityline-Mitarbeitende, die Ausbaupläne für die Flotte, den noch ausstehenden Tarifvertrag - und über den Fortschritt beim Beitritt zu Star Alliance.
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Peter Albers: «Grundsätzlich ist der Airbus A321 vorstellbar, aber konkret nicht geplant. »
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Peter Albers: «Grundsätzlich ist der Airbus A321 vorstellbar, aber konkret nicht geplant. »
Wenn man in Ihre Büros tritt, steht vorne auf der Tür noch Cityline. Stört Sie das?
Peter Albers*: Überhaupt nicht. Zu Beginn war vielleicht eher der City Airlines-Aufkleber an anderen Stellen etwas ungewohnt. Wir hatten von Anfang an keine Berührungsängste. Ganz im Gegenteil. Die Kollegen, der ganze Bodenbetrieb der Cityline unterstützt uns und wir arbeiten gut zusammen. Und: wir bauen ja gerade auch um, bekommen ein weiteres Stockwerk hinzu und haben dann ganz neue Büros. Es ist uns wichtig zu betonen, dass Lufthansa Cityline und Lufthansa City Airlines klar getrennte Räumlichkeiten haben und es eine feste Vorgabe gibt, wo die Mitarbeitenden jeweils sitzen. Lufthansa Cityline erbringt bestimmte klar definierte Leistungen auf vertraglicher Grundlage im Auftrag für Lufthansa City Airlines, doch diese erfolgen grundsätzlich in separaten Bereichen.
Sie bekommen nicht nur neue Büros, neue Flugzeuge bekommen Sie auch eine Menge. Aktuell fliegen vier Airbus A319 und ein Airbus A320 Neo für City Airlines. Wie viele sind es Ende des Jahres?
Zwei Neos kommen noch im März. Und ab April kommen die ersten sechs fabrikneuen Airbus A320 Neo. Zum Ende des Jahres haben wir insgesamt dreizehn Flugzeuge. Ende nächsten Jahres sollen es schon 24 sein. Die Flotte wird dann etwa zur Hälfte aus Airbus A319 und A320 Neo bestehen.
Nächstes Jahr sollten auch die ersten Airbus A220 dazukommen. Bleibt es dabei?
Ende 2026 kommt der erste Airbus A220 dazu. Danach sollten jeden Monat ein bis zwei weitere hinzukommen. Insgesamt wurden 40 Flugzeuge bestellt.
Zwischen dem Airbus A320 und A220 gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Das Training der Cockpitcrews dürfte eine Herausforderung sein. Holen Sie sich da Unterstützung bei Swiss, wo die A220 bereits länger im Einsatz ist?
Wir werden uns mit Swiss in Verbindung setzen, die Trainingsinhalte abstimmen und von ihnen lernen. Wir sind dabei, einen Trainingsplan zu erstellen. Wir beschäftigen uns dabei zum Beispiel mit der Frage, ob wir eine Querschulung machen von Airbus A320 auf 220 oder ob die zukünftig neu einzustellenden Kolleginnen und Kollegen direkt auf der A220 geschult werden. Das müssen wir mit unserem Betriebsrat abstimmen, der seit letztem Jahr gegründet ist.
Perspektivisch ist eine Größenordnung von 80 Flugzeugen vorstellbar.
Sind denn auch größere Flugzeuge als der Airbus A320 ein Thema?
Grundsätzlich ist der Airbus A321 vorstellbar, aber konkret nicht geplant. Das wird aber immer wieder neu bewertet und diskutiert.
Was das Wachstum von City Airlines betrifft, standen immer wieder unterschiedliche Zahlen im Raum. Zuerst war von 40 Fliegern als Zielgröße die Rede, später von 50, 60 und sogar 80. Was ist denn nun Ihre Zielgröße?
Perspektivisch ist eine Größenordnung von 80 Flugzeugen vorstellbar. Das Ganze hängt aber natürlich ganz stark davon ab, wie erfolgreich wir sind – operativ – im Aufbau und davon, wie unsere Ergebnisse sind. Wir fliegen in kommerzieller Eigenregie. Der Vertrieb erfolgt zwar über Lufthansa, jedoch fliegen wir mit eigener Flugnummer. Das heißt, wir werden auch danach bewertet, wie wir bei Stabilität und Geschäftszahlen abschneiden. Unser Anspruch ist, dass wir in allen Bereichen so erfolgreich sind, dass das Vertrauen, das an uns gesetzt ist, auch gerechtfertigt ist.
Für ein solches Wachstum braucht es auch Mitarbeitende – finden Sie genug Personal, um das zu stemmen?
Es ist spannend, eine Fluggesellschaft mit aufzubauen und wachsen zu sehen. Es gibt tolle Karrierechancen bei City Airlines, daher sind wir aktuell sehr attraktiv am Bewerbermarkt. Wir haben sehr viele Bewerberinnen und Bewerber. Die Rekrutierung läuft auf vollen Touren.
Wie viele neue Leute brauchen sie denn in den nächsten Monaten?
Der Personalbedarf richtet sich nach der Anzahl der zugehenden Flugzeuge. Im Moment erhalten wir pro Monat ein Flugzeug und benötigen für jedes davon etwa 35 Personen. Das entspricht unserem monatlichen Bedarf.
Und es gibt keine Probleme, so viele Leute zu finden?
Es gibt wirklich ein großes Interesse am Markt. Auch, dass wir Teil des Lufthansa-Konzerns sind macht uns am Markt attraktiv. Auch aus dem Ausland gibt es großes Interesse. Sie hatten sich vorbehalten, auch nicht deutschsprachige Cockpitcrews einzustellen.
Arbeiten bereits welche davon bei Ihnen?
Im November haben wir den ersten Kurs begrüßt. Die Teilnehmenden stammen aus ganz verschiedenen Regionen der Welt. Wir haben jetzt Kolleginnen und Kollegen aus Belgien, Finnland, Griechenland, Kolumbien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, Frankreich, der Slowakei und Italien.
Wir haben nach wie vor viele deutsche Bewerber.
Wie ist denn der Anteil deutscher Bewerberinnen und Bewerber gegenüber ausländischen?
Wir haben nach wie vor viele deutsche Bewerber. Durch die Öffnung haben wir den Bewerberkreis einfach vergrößert.
Wie kommt es bei den anderen Crews an, dass sie jetzt Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt haben? Die Stimmung ist sehr gut.
Es ist im positivsten Sinne vielfältig. Wir haben verschiedene kulturelle Hintergründe, aber auch spannende Erfahrungsunterschiede mit Kapitänen, die mit sehr viel Wissen und Expertise zu uns kommen. Und auf der anderen Seite auch manchmal ganz junge erste Offiziere, die direkt von der Flugschule bei uns anfangen. Diese Mischung und die Internationalität machen es besonders spannend. Davon profitieren wir als Unternehmen, weil wir diese ganzen Erfahrungen hier sammeln und am Ende eine eigene Kultur etablieren.
In der Kabine bleiben Deutschkenntnisse aber Voraussetzung?
Aktuell sprechen alle Kabinenkolleginnen und -kollegen Deutsch. Aber sollte es nötig werden, halten wir es für möglich, auch in der Kabine Mitarbeitende einzustellen, die nicht Deutsch sprechen. Wir würden dann darauf achten, dass immer ein deutschsprachiges Crewmitglied an Bord ist.
Der erste Airbus A320 Neo von City Airlines. Bild: Thomas Ingendorn
Sie rekrutieren nicht nur neu, sondern haben auch versucht, Personal von Cityline zum Wechseln zu bewegen. Wie viele haben das Angebot angenommen?
Wir hatten ein Angebot gemacht, auf das die Cityline Kolleg:innen sich zum 31. Dezember 2024 bewerben konnten. Darauf gab es tatsächlich eine sehr geringe Bewerberzahl. Wir glauben, es liegt unter anderem daran, dass die Vereinigung Cockpit aktuell mit Lufthansa verhandelt und die Kollegen abwarten, ob es dort alternative Optionen gibt.
Wie hoch ist denn der Anteil derjenigen 650 Pilotinnen und Piloten, die gewechselt haben?
Der liegt deutlich unter 10 Prozent.
Und in der Kabine wurde auch wenig gewechselt?
Ja. Vielleicht war ein Grund dafür, dass wir noch eine relativ geringe Zahl an Teilzeitmodellen haben und dass die Kabine der Cityline einen hohen Teilzeitanteil hat.
Hatten Sie einen so geringen Anteil erwartet oder ist das ein bisschen enttäuschend?
Wir hatten ganz klar mit mehr gerechnet, denn wir haben ein attraktives Angebot gemacht. Ich gehe davon aus, dass die noch unklaren Alternativen unter anderem zu der Zurückhaltung geführt haben. Da wir andere Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel Einsatzzeiten haben, stellte das für viele Kolleginnen und Kollegen ein Hindernis dar, aktuell zu uns zu wechseln. Ich werde aber auch nicht müde, zu wiederholen: Das Angebot, das wir am Anfang gemacht haben, wird nicht besser werden. Trotz des geringen Anteils der Wechsler können wir die Flugzeuge bereedern.
Unkompliziert ist das nicht, da die Tarifierung von Cockpit und Kabine in verschiedenen Konstellationen möglich ist.
City Airlines hat noch keinen Tarifvertrag. Befinden Sie sich da aktuell in Gesprächen?
Wir möchten tarifiert sein und haben das auch immer wieder betont. Aktuell sind wir dazu mit den üblichen Partnern in Vorgesprächen. Unkompliziert ist das nicht, da die Tarifierung von Cockpit und Kabine in verschiedenen Konstellationen möglich ist.
Und alle Gewerkschaften würden das gern übernehmen?
Mit Verdi und Ufo haben bereits konstruktive Vorgespräche stattgefunden.
Und die Vereinigung Cockpit?
Die ist noch etwas zurückhaltender.
Warum?
Das müssen Sie die Vereinigung Cockpit fragen.
Stecken Sie also gerade etwas fest in den Verhandlungen?
Nein, wir stecken nicht fest. Bei City Airlines geht es um eine Ersttarifierung, das ist nicht mit dem tariflichen Routinegeschäft vergleichbar, bei dem auf bestehende Verträge und Strukturen aufsetzen kann. Sicherlich werden auch die Verhandlungen bei City Airlines irgendwann einmal „fest stecken“, weil entgegengesetzte Interessenlagen aufgelöst werden müssen. In dieser Phase der Tarifgespräche sind wir aber noch lange nicht.
Bei Discover zog sich das Ganze über Jahre hin. Ist das bei Ihnen auch zu erwarten?
Die Lösungen bei Discover genießen eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Das ist viel entscheidender. Wir haben den Anspruch, das schneller hinzubekommen. Ziel ist es, nächstes Jahr tarifiert zu sein.
Flotte von City Airlines: Soll stark wachsen. Bild: Thomas Ingendorn
Noch arbeiten Sie beim Bodenbetrieb mit Cityline zusammen, doch auch da tut sich etwas. Sie spalten den Bodenbetrieb ab und gründen die Lufthansa Aviation GmbH. Wie weit sind Sie in diesem Prozess?
Das Projekt ist gestartet. Seit Anfang Februar gibt es einen Handelsregistereintrag für die Lufthansa Aviation GmbH. Damit ist die LAG offiziell gegründet. Wir haben für diese Gesellschaft zwei Geschäftsführer benannt, die zukünftig übergeordnet die beiden Flugbetriebe, City Airlines und Cityline, betreuen sollen. Das ist ein spannendes und großes Projekt.
Von Gewerkschaftsseite kam Kritik. Man wolle die Mitarbeiterschaft spalten.
In meiner Wahrnehmung wird die Gründung der LAG sehr positiv wahrgenommen. Die Kollegen in der Branche verstehen das als attraktive Chance und haben großes Interesse, zu uns zu wechseln.
Auf Ihren Flugzeugen steht Lufthansa City statt nur Lufthansa. Wollen Sie sich auch sonst von Lufthansa unterscheiden?
Im Produkt soll es ein nahtloses Kundenerlebnis sein. Der Gast, der in München einsteigt, über Frankfurt oder über irgendein anderes Ziel weiterfliegt, soll ein durchgehendes Produkterlebnis haben. Da wollen wir uns gar nicht unterscheiden. Lufthansa ist also der führende Markenauftritt, aber dieser kleine Spin mit dem Zusatz City, der ist schon durchaus gewünscht.
Zu einem nahtlosen Kundenerlebnis gehört auch, dass man als Vielfliegerin von Star Alliance Loungezugang hat. City Airlines ist aber noch kein Mitglied der Allianz. Wann ändert sich das?
Der Beitritt zu Star Alliance sollte im laufenden Jahr stattfinden. Gemeinsam mit unserem Commercial Team arbeiten wir aktiv daran, dieses Ziel zu erreichen.
Unsere Belegschaft ist mit ganz großem Enthusiasmus und Begeisterung dabei.
Und wie sieht es hinter den Kulissen aus? Herrscht bei City Airlines eine andere, dynamischere Stimmung als bei den alteingesessenen Airlines?
Als sehr junges Unternehmen mit neuen Kolleginnen und Kollegen spürt man das eindeutig. Unsere Belegschaft ist mit ganz großem Enthusiasmus und Begeisterung dabei. Klar ist, dass wir zum Teil noch nicht die Routine und die Erfahrung haben, die Mitarbeitende mit vielen Berufsjahren haben und vieles gesehen und erlebt haben. Ist das ein Problem? Unsere Crews leisten bereits hervorragende Arbeit. Zudem können wir auf Kolleginnen und Kollegen zählen, die schon Erfahrung bei anderen AOCs, wie Swiss oder Eurowings, gesammelt haben. Sie unterstützen uns beim Aufbau in der Kabine und bringen die nötige Erfahrung sowie Routine ein, um unseren jüngeren Kolleginnen und Kollegen dabei zu helfen, diese ebenfalls zu erwerben.
Sie selbst sind nicht nur Manager, sondern auch Pilot. Fliegen Sie noch?
Ich fliege aktuell noch bei Lufthansa auf dem Airbus A350.
Nicht mit den Kollegen von hier.
Nein. Zu der Zeit, als ich zur City Airlines gewechselt bin, war ich gerade auf den Airbus A350 umgeschult. Es ist erst einmal wichtiger, dieses Unternehmen aufzubauen und zu leiten, als die Umschulung auf den Airbus A320 zu machen.
* Peter Albers (58) ist seit dem 1. Oktober Geschäftsführer der Lufthansa City Airlines. Neben ihm ist Marco Zenger als Geschäftsführer für den kommerziellen Bereich verantwortlich. Als erfahrener Pilot und Kapitän fliegt er zurzeit Airbus A350 für Lufthansa Airlines. Bis Ende 2023 leitete er als Accountable Manager das Transportmanagement bei Lufthansa Cargo, davor war als Kapitän und in verschiedenen Management Positionen bei Sun Express Deutschland, Condor und Condor Berlin beschäftigt.