Letzte Aktualisierung: um 17:36 Uhr

Verkauf von 25 Prozent

Lufthansa tastet sich mit Brussels Airlines an Air Europa heran

Die spanische Fluggesellschaft braucht Geld. Lufthansa Group gilt als Favoritin für den Einstieg bei Air Europa. Ein Wet-Lease-Auftrag für Brussels Airlines dient als erster Test.

Dass Air Europa dringend Geld benötigt, um einen 475-Millionen-Euro-Kredit aus der Pandemie zurückzuzahlen, ist keine Neuigkeit. Ebensowenig, dass Lufthansa Möglichkeiten sucht, sich im Südamerika-Geschäft zu verstärken, in dem sie ziemlich schwach ist. Daher liegt neben einer Beteiligung an Tap auch ein Einstieg des deutschen Konzerns bei der spanischen Fluggesellschaft nah.

Laut dem Wirtschaftsmagazin El Confidencial dürfte das bereits in dieser Woche konkreter werden. Air Europa erwartet den Eingang unverbindlicher Angebote für den Verkauf von 25 Prozent des Kapitals – veranschlagt auf rund 240 Millionen Euro. Laut dem Bericht gilt Lufthansa Group als aussichtsreichste Kandidatin für die Übernahme dieses Anteils.

Testballon Wet-Lease-Flüge für Brussels Airlines

Und es gibt erste Vorzeichen: Seit dem 22. Februar fliegt Air Europa im Wet-Lease für Brussels Airlines – offiziell aufgrund von Kapazitätsengpässen. Laut El Confidencial dienen die Einsätze auf den Flügen SN501 und SN502 zwischen Brüssel und New York jedoch auch dazu, einen genaueren Einblick in die Abläufe der spanischen Fluglinie und einen Eindruck zu deren Leistung zu gewinnen, bevor eine Beteiligung konkretisiert wird.

Lufthansa Group bietet Air Europa neben frischen Mitteln auch eine Gegenleistung an. Der Konzern bringt seine guten Beziehungen zu Boeing ins Spiel. Er soll den Spaniern angeboten haben, über die Lieferung von zehn weiteren 787 zu verhandeln. Die Dreamliner der Spanier sind gut ausgelastet. Für weiteres Wachstum benötigen sie aber Geld und zusätzliche Flieger.

Auch Air-France-KLM mit Angebot für Air Europa

Lufthansa Group ist jedoch nicht die einzige Interessentin. Auch Air France-KLM soll ein Angebot für Air Europa  eingereicht haben. Brancheninsidern zufolge liegt dieses allerdings unter dem der Lufthansa Group und entspricht nicht den Erwartungen der Eigentümerfamilie Hidalgo, die derzeit 80 Prozent der Anteile hält. Es wird spekuliert, dass der niederländisch-französische Konzern, der in Südamerika besser aufgestellt ist, mit seinem Einstieg vor allem den Preis für Lufthansa in die Höhe treiben will.

Air Europa drängt auf einen zügigen Abschluss des Verkaufsprozesses – idealerweise noch vor dem Sommer. Ursprünglich plante die Airline, lediglich 20 Prozent ihres Kapitals abzugeben, entschied sich jedoch letztlich für eine Aufstockung auf 25 Prozent, um mindestens 240 Millionen Euro an Einnahmen zu erzielen. Mit dem frischen Kapital will sie neue Kredite zu besseren Marktbedingungen aufnehmen. Derzeit muss sie im Rahmen der staatlichen Rettungsmaßnahmen Zinsen von rund neun Prozent zahlen.