Letzte Aktualisierung: um 14:13 Uhr

Streit um Entgelte

Rosenkrieg zwischen Airlines und Flughafen Hamburg

Drei Fluglinien reduzieren ihr Angebot in Hamburg, zwei aufgrund der dort geplanten Entgelterhöhung. Der Airport wehrt sich - und bekommt nun von einem Airline-Verband Unwissenheit vorgeworfen.

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Zuerst kündigte Ryanair an, wegen hoher Standortkosten ihr Angebot an mehreren deutschen Flughäfen abzubauen im kommenden Sommer – darunter auch in Hamburg um 60 Prozent. Anschließend verkündeten außerdem Eurowings und Condor für den Flughafen Hamburg eine Reduzierung des Angebots im Sommer 2025. Die beiden deutschen Fluggesellschaften verwiesen auf den geplanten Anstieg der dortigen Flughafenentgelte.

Der Flughafen setzte sich gegen die Kritik der Airlines zur Wehr. Es verstärke sich nach Condors Kritik der Eindruck, «dass der Flughafen Hamburg hier zum Spielball eigentlich bundespolitischer Auseinandersetzungen geworden ist», so Airport-Chef Christian Kunsch. Man müsse zwei Dinge auseinanderhalten: «Das eine sind die hohen Abgabenbelastungen für Fluggesellschaften auf Bundesebene und das andere die geplante, sehr moderate Entgelterhöhung des Flughafens Hamburg», sagte Kunsch.

Sind es 4 bis 6 Prozent Anteil, …

Bei der in Hamburg geplanten Entgelterhöhung gehe es «lediglich um 2,30 Euro mehr pro abfliegendem Passagier», argumentierte Kunsch. Das könne nicht darüber entscheiden, ob ein Ziel noch angeflogen wird oder nicht. «Am Beispiel von Hamburg wollen die Airlines ihre Muskeln spielen lassen, um bei den kommenden Entgeltverhandlungen an anderen deutschen Flughäfen ihre Macht zu demonstrieren», so der Airport-Chef.

Der Flughafen schrieb in einer Mitteilung außerdem: «Flughafenentgelte haben nur einen sehr geringen Anteil an den Gesamtkosten für Fluggesellschaften, und zwar lediglich 4 bis 6 Prozent.» Zudem gebe es gute Gründe für die Entgelt-Erhöhung, etwa gestiegene Kosten für Energie, Personal und Fremdleistungen. Man beabsichtige daher, die «wichtigsten Flughafenentgelte zum 1. April 2025 um rund 9 Prozent zu erhöhen. Selbst mit dieser Erhöhung können noch nicht alle Kosten gedeckt werden.»

… oder doch eher 15 Prozent?

Am Donnerstag (16. Oktober) feuert der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften BDF zurück, zu dem Lufthansa, Condor, Eurowings, Tuifly und Lufthansa Cargo gehören. «Wenn der Flughafen weiterhin behauptet, dass seine eigenen Flughafenentgelte nur 4 bis 6 Prozent der Kosten eines Fluges ausmachen, dann weiß er entweder erschreckend wenig über die Kostenstrukturen seiner Kunden oder übersieht etliche Rechnungspositionen in seiner eigenen Entgeltordnung», sagt BDF-Geschäftsführer Michael Engel.

Laut BDF machen die Entgelte des Flughafens 15 Prozent der Gesamtkosten eines Fluges ab Hamburg aus. «Offenbar weiß man beim Flughafen nicht, wie gering die Ergebnismargen der Airlines sind, und dass 3 Euro mehr oder weniger Belastung sehr wohl einen Unterschied zwischen Gewinn und Verlust für einen beförderten Passagier machen können», so Engel.

Alle Seiten geizen mit Zahlen

Wer in dem Streit recht hat, ist von außen fast nicht zu durchschauen. Denn wie hoch der Anteil der Entgelte an den Gesamtkosten eines Fluges einer bestimmten Fluggesellschaft an einem bestimmten Flughafen ist, lässt sich nicht unabhängig prüfen.

Auch Vergleiche der absoluten Höhe der Entgelte sind schwierig – und die Beteiligten sind nicht auskunftsfreudig. So schreibt der Flughafen Hamburg zwar: «Auch nach der Entgelterhöhung wird der Hamburger Flughafen bei der Höhe der Flughafenentgelte innerhalb Deutschlands auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zirka auf Höhe der Flughäfen Düsseldorf, Stuttgart und Berlin liegen.» Konkrete Zahlen dazu liefern wollte der Airport auf Anfrage von aeroTELEGRAPH aber nicht.

Vergleiche sind schwierig

Auch der BDF wollte auf Anfrage keine Zahlen nennen zur Höhe der Entgelte an verschiedenen deutschen Flughäfen. Zwar sind diese in den Entgeltordnungen der Airports öffentlich einsehbar. Doch die Entgelte, die unter anderem für Starts, Landungen und fürs Parken fällig werden, sind schwer zu vergleichen, da beispielsweise Lärmzuschläge, Abgasklassen und vieles mehr hineinspielen, je nach Flugzeug.

Darüber hinaus gibt es auch Erleichterungen wie etwa das Recovery Programm am Flughafen Hamburg, das nach der Covid-Pandemie eingeführt wurde, aber Ende März 2025 ausläuft. Weiterhin nutzt nicht jede Fluggesellschaft an jedem Flughafen gleichermaßen alles, was entgeltpflichtig ist, denn neben Entgelten fürs Starten, Landen und Parken gibt es auch sonstige Entgelte, etwa für Bustransporte, die nicht jede Fluglinie gleich stark nutzt.