Letzte Aktualisierung: um 20:53 Uhr

Flughafenchef Maximilian Wildt

«Haben bei null begonnen, als wir Flughafen Klagenfurt übernommen haben»

Der kleinste Regionalflughafen Österreichs durchlebte in den vergangenen Jahren chaotische Zeiten. Seit der Rückverstaatlichung führt der 33-jährige Maximilian Wildt den Flughafen Klagenfurt aus der Krise. Mit Erfolg.

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Die Stimmung ist locker, als Maximilian Wildt durch die Einrichtungen spaziert. Der jüngste Flughafenmanager Österreichs wird von den Mitarbeitenden freundlich gegrüßt und er grüßt ebenso freundlich zurück. Der Klagenfurt Airport ist klein und überschaubar, die Wege sind kurz und das Arbeitsklima ist familiär.

Dennoch ist er nicht frei von Problemen. Nach einer missglückten Privatisierung, die den Flughafen in den letzten Jahren fast täglich in die Schlagzeilen der lokalen Medien brachte, hat Wildt es aber geschafft, wieder Ruhe und frischen Wind nach Klagenfurt zu bringen. Dabei ist seine Aufgabe alles andere als einfach. Nachdem die früheren Privatinvestoren Peter Orasch und seine Lilihill-Gruppe den Versprechungen nicht einhielt, zogen das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt als früherer Eigentümer die Notbremse – eine Call-Option zum Rückkauf des Flughafens.

Austrian Airlines mit Flügen zufrieden

Für Maximilian Wildt und sein Team begann damit eine neue Zeitrechnung. Die finanzielle Lage, die Struktur, sowie die personelle Aufstellung des Flughafen Klagenfurt unter Privatinvestor Lilihill waren nicht ideal, wie der 33-Jährige im Gespräch mit aeroTELEGRAPH bestätigt: «Wir haben bei null begonnen, als wir den Flughafen übernommen haben. Im ersten Jahr haben wir die Struktur so aufgestellt, dass wir wieder gut arbeiten können. Nach dem ersten Jahr funktioniert das nun schon deutlich besser und wir sind auf einem guten Weg».

Im vergangenen Jahr haben nur rund 153.000 Passagiere den südlichsten Flughafen Österreichs genutzt. Dennoch sieht der ambitionierte Flughafenmanager doch einiges an Potenzial für Klagenfurt: «Wir haben bewiesen, dass der Flughafen einen deutlichen Mehrwert für Kärnten hat, das belegen auch viele Studien. Sowohl die Wirtschaft als auch der Tourismus sind an einer guten Anbindung Kärntens nicht nur auf der Straße, der Schiene, sondern auch am Luftweg interessiert und gerade aus der Wirtschaft erhalten wir ein positives Feedback über die neue Tagesrandverbindung zum Austrian-Airlines-Drehkreuz nach Wien».

Ideen aus Linz

Seit April gibt es wieder 13 wöchentliche Flüge zur AUA-Basis in Wien. Sie erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit: «Für Austrian Airlines macht es Sinn zwischen Wien und Klagenfurt zu fliegen, wie die guten Passagierzahlen auf der Strecke belegen. Die ATR 72-600 ist das passende Fluggerät für die Tagesrandverbindung und die AUA zeigt sich über die Auslastung zufrieden. Wir arbeiten ja immer noch am Aufbau dieser Verbindung, die einst 180.000 Passagiere jährlich zählte. Aktuell stehen wir erst bei rund 70.000 Passagieren, es gibt also hier noch viel Potenzial».


ATR 72 von BRA in Klagenfurt: Die schwedische Airline für Austrian Airlines nach Wien. Bild: Martin Dichler/aeroTELEGRAPH

Der Fertigstellung der Koralmbahn – eine Schnellzugverbindung zwischen Klagenfurt, Graz und Wien die bis zum Jahr 2031 fertiggestellt werden soll und die Städte in rund drei Stunden miteinander verbinden wird – sieht Wildt entspannt entgegen: «Ich bin mit Austrian Airlines in sehr gutem Austausch und sollte es daher einmal tatsächlich dazu kommen, dass die Wien-Flüge nicht mehr durchgeführt werden können, dann müssen wir uns Gedanken machen, welche Verbindungen wir vielleicht sonst anbieten könnten. Der Flughafen Linz zeigt die Möglichkeiten mit seiner neuen Austrian-Verbindung zwischen Linz und Frankfurt ganz gut auf».

Mehr Potenzial im touristischen Verkehr

Neben Austrian Airlines fliegt derzeit nur Ryanair regelmäßig ab der Kärntner Landeshauptstadt. Der irische Billigflieger bedient London, Alicante und Palma de Mallorca. Bei der Bewerbung von Klagenfurt als attraktive Destination bei den Fluglinien müsse man viel Überzeugungsarbeit leisten, bestätigt Wildt: «In den letzten Jahren ging es mit dem Flughafen stetig bergab, wir haben die wichtigsten Verkehrsströme – wie nach Deutschland – verloren, aber wir sehen durchaus gute Chancen, im Incoming-Verkehr etwas bewirken zu können».

Bereits jetzt sieht Wildt beste Voraussetzungen für eine Rückkehr der Airlines: «Ich sehe ein Interesse von Fluglinien, darunter auch von Eurowings, wieder nach Klagenfurt zu kommen. Es gibt bereits ein attraktives Anreizprogramm. Wir arbeiten eng mit der Kärnten Werbung zusammen, um neue Destinationen zu bewerben, weshalb ich der Überzeugung bin, dass wir gute Rahmenbedingungen für neue Airlines schaffen können».

Wieder Bauprojekte

Gleichzeitig muss sich der Flughafen Klagenfurt mit seinen Mitbewerbern der sogenannten Alpe-Adria-Region in Graz, Ljubljana und Triest messen, wobei es dabei zu einem «Geben und Nehmen» kommt, wie Wildt erklärt: «Wir ziehen Passagiere aus den benachbarten Regionen ab, dafür fliegen natürlich auch die Kärntner:innen ab den Nachbarflughäfen». Wir sehen aber unter anderem anhand unserer beiden Ryanair-Verbindungen nach Palma und Alicante, dass Passagiere aus den genannten Regionen unser Angebot gerne nutzen. Als Beispiel: Palma ab Ljubljana gibt es nicht und nach London wurde das Angebot durch die Einstellung der Wizz Air- und British Airways-Flüge während der Wintermonate drastisch gekürzt, weshalb wir zukünftig mit mehr Passagieren aus Slowenien rechnen».

Nachdem es in den letzten Jahren am Flughafen Klagenfurt zu einen Investitionsstau kam, wird wieder vermehrt in die Modernisierung des Flughafen Klagenfurt investiert: «Die größten Projekte derzeit sind die Anpassung von Gateflächen zu Räumlichkeiten, die wir in einer Doppelfunktion nutzen können, da es Bedarf im Raum Klagenfurt für Eventflächen mit einer Größe von bis zu 500 Gästen gibt. Wir gestalten außerdem im Terminal einen ehemaligen Hoteltrakt aus den 80er-Jahren in Büroflächen um, errichten ein neues General Aviation Center, und der Bau eines neuen Hubschrauberstützpunktes ist derzeit unser größtes Projekt».

Ziel: 300.000 Passagiere

Für die weitere Zukunft des Flughafens Klagenfurt wurden Wildt klare Zielvorgaben gemacht.  Er muss wieder mehr Fluglinien nachhaltig nach Klagenfurt locken. «Das ist ein Thema, das in den vergangenen Jahren leider viel zu kurz gekommen ist», sagt er. Zudem muss er den Flughafen, der derzeit noch jährlich ein rund fünf Millionen Euro verliert, finanziell selbsttragend machen. «Hier sind wir bereits auf einem sehr guten Weg.»

Das Wichtigste sei aber definitiv, dass man wieder mehr Verbindungen bekomme. Läuft es nach Plan, könnte Klagenfurt bis 2030 wieder über 300.000 Passagiere begrüßen.