Flüssigkeiten im Handgepäck
Wieder 100 Milliliter: EU verärgert mit Kehrtwende Flughäfen
Im Frühjahr änderte die EU ihre Regeln. Bei CT-Scannern dürfen Reisende seither 330 statt 100 Milliliter Flüssigkeiten im Handgepäck mitführen. Nun gilt bald wieder die alte Norm. Schuld sind fehleranfällige Geräte.
CT-Scanner am Flughafen München: Flüssigkeiten dürfen drin bleiben.
CT-Scanner am Flughafen München: Flüssigkeiten dürfen drin bleiben.
Schwupp – und das Haargel landet im Abfalleimer. Zack – und der Herr an der Sicherheitskontrolle nimmt einem das teuere Spezialschampoo ab. Dies passiert an europäischen Flughäfen täglich. Denn nicht alle Reisenden halten sich an die Vorschriften für Handgepäck. Verpackungen dürfen maximal 100 Milliliter Flüssigkeit enthalten. Zudem müssen alle Shampoos, Gels, Cremes zusammen in eine maximal einen Liter fassende, durchsichtige Plastiktüte passen, die sich verschließen lässt.
Das macht Sicherheitskontrollen zu Stressfaktoren. Und es verlangsamt sie, weil die Plastiktüten vom Personal erst kontrolliert werden müssen. Im April führte die EU deshalb eine neue Regelung ein. Wird zur Kontrolle des Handgepäcks ein zugelassener CT-Scanner (CT steht für Computer-Tomographie) verwendet, dürfen Reisende seither größere Packungen von 330 Milliter mit sich führen. Denn diese modernen Geräte können dreidimensionale Ansichten der Gepäckstücke erstellen und Flüssigkeiten analysieren.
Deutschland hinkt hinterher
Während es in Deutschland Flughäfen wie Frankfurt und München erst teilweise auf CT-Scanner umgestellt haben, sind andere Länder deutlich weiter. In Großbritannien müssen alle Airports die neue Technologie bis 2025 flächendeckend eingeführt haben. In London-Luton wurde das beispielsweise bereits gemacht. Auch in den Niederlanden sind die neuen Geräte bereits überall eingeführt worden und dort galten wie anderswoe auch zuvor sogar noch höhere Freimengen.
Doch damit ist bald wieder Schluss. Denn die EU-Kommission hat erneut eine Änderung vorgenommen. Zum 1. September gilt für alle Flughäfen – ob mit Röntgen- oder CT-Scannern ausgestattet – wieder die 100-Milliliter-Regel. Betroffen sind alle Airports in der EU sowie in Island, der Schweiz und Norwegen.
Problem: Technische Fehler
Doch warum die Kehrtwende? Nach Informationen von aeroTELEGRAPH sind Mängel bei gewissen Baureihen von CT-Scannern eines Herstellers der Grund für die Anpassung. Die EU-Kommission soll darum eine Überprüfung aller Geräte angeordnet.
Für die Dauer der Überprüfung hat sie die Nutzung eingeschränkt. Wann diese Einschränkungen wieder aufgehoben werden, ist derzeit unklar. Brüssel hat in ihrer Ankündigung keinen Zeitplan veröffentlicht. Verschiedene Quellen sprechen von «einigen Monaten». Danach sollen die 330 Milliliter wieder gelten.
Flughafenverbände mit deutlicher Kritik
Kritik kommt umgehend von verschiedenen europäischen Flughafenverbänden. Der europäische Dachverband ACI Europe bemängelt das Fehlen eines Zeitplans und sieht verschiedene Nachteile für die Flughäfen, die bereits auf CT-Scanner umgestellt haben. Einerseits könnte der Passagierdurchsatz wieder kleiner werden. Gleichzeitig wären die Vorteile im Verhältnis zu den immensen Kosten der neuen Geräte sehr gering.
Auch der Flughafenverband in Deutschland, ADV äußert Kritik. Er erklärt sein Bedauern, dass nun wieder zur 100-ml-Begrenzung für Flüssigkeiten zurückgekehrt werden müsse. Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel: «Die Sicherheitsbehörden in Deutschland und Europa sollten eindringlich alle sicherheitsrelevanten Maßnahmen zügig durchführen, damit der Status Quo wiederhergestellt wird.»
Frankfurt weist auf 100-Milliliter-Regel hin
Auch für Reisende aus Deutschland galt seit April theoretisch, dass sie 330 Milliliter mitnehmen dürfen, wenn ihr Handgepäck durch einen CT-Scanner kontrolliert wird. In Berlin, Frankfurt und München wurde das jedoch nie proaktiv kommuniziert, um Chaos an Flughäfen vorzubeugen, weil ohne CT-Scanner noch 100 Milliliter gelten.
Ein Sprecher von Frankfurt-Betreiberin Fraport erklärt, dass der Flughafen immer rät, das Handgepäck so zu packen, dass Flüssigkeiten schnell und einfach separiert werden können. Es könne aktuell noch passieren, dass Reisende nicht mit einem CT-Scanner kontrolliert würden.
Regeln wurde 2006 eingeführt
Die Vorschriften zu Flüssigkeiten waren 2006 eingeführt worden, nachdem ein Terroranschlag vereitelt wurde, bei dem mindestens sieben Transatlantikflüge mit in 500-Milliliter-Limonadenflaschen verstecktem Flüssigsprengstoff zum Absturz gebracht werden sollten. Erst gab es ein totales Verbot, bald wurde die 100-Milliliter-Regel eingeführt.