Spirit-Übernahme in Gefahr
American-Partnerschaft als letztes Ass im Ärmel von Jetblue
Die Übernahme von Spirit Airlines wackelt. Jetblue will ihren Deal aber unbedingt retten - und muss dafür womöglich einen hohen Preis zahlen.
Jetblue und American Airines verbindet die Northeast Alliance: Jetblue könnte die Partnerschaft für die Übernahme von Spirit Airlines aufgeben.
Jetblue und American Airines verbindet die Northeast Alliance: Jetblue könnte die Partnerschaft für die Übernahme von Spirit Airlines aufgeben.
Wer läuft, kennt Sprints, Zehn-Kilometer-Läufe und den klassischen Marathon. Ganz Hartgesottene nehmen an Ultramarathons teil. In den USA gibt es beispielsweise den Western States 100 Run. Es geht 100 Meilen (rund 160 Kilometer) durch tiefe Canyons und über steile Berge. Die Bestzeit liegt bei 14 Stunden 30 Minuten und 4 Sekunden. Die Übernahme von Spirit muss sich für Jetblue wie ein Ultramarathon anfühlen.
Erst beim sechsten Angebot über 3,8 Milliarden Dollar stimmte Spirit Airlines einer Übernahme durch Jetblue zu. Die Ultra-Billig-Airline hatte die Angebote zuvor unter anderem zurückgewiesen, weil sie davon ausging, dass ein solches Geschäft von den Aufsichtsbehörden aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht genehmigt werden würde. Politisch hatte die Regierung von Präsident Joe Biden zuvor angekündigt, härter gegen Monopolbildungen vorzugehen.
Justizministerium will klagen
Das US-Justizministerium setzt diesen Kurs offenbar durch. Es soll kurz davor stehen, eine Kartellklage einzureichen, um die Übernahme zu stoppen, schreibt das Magazin Politico. Dafür soll das Ministerium schon länger Beweise für eine mögliche Anfechtung der Übernahme sammeln und Führungskräfte, Wettbewerber und andere Personen befragt haben.
Mit der Übernahme von Spirit würde Jetblue zur fünftgrößten Fluggesellschaft der USA aufsteigen. Der Marktanteil läge laut aktueller Zahlen des Transportministeriums bei rund 10,3 Prozent. United kommt als Nummer vier auf 14,6 Prozent, Delta und Southwest als gemeinsame Nummer zwei auf je 17,1 Prozent und American als Spitzenreiterin auf 18,1 Prozent.
Ende der Allainz wäre schmerzlich
Neben den Bedenken hinsichtlich der Konsolidierung steht der Deal auch auf der Kippe, weil die als Northeast Alliance bekannte Partnerschaft von Jetblue und American Airlines für Strecken im Nordosten in einem Verfahren steckt. Das Justizministerium hatte zusammen mit einigen Bundesstaaten gegen die Kooperation, die in den letzten Tagen der Trump-Regierung genehmigt wurde, im vergangenen Jahr geklagt. Ein Bundesrichter könnte nun bald das Urteil sprechen.
Wenn es positiv für Jetblue ausfällt, könnte die Allianz zum letzten Ass im Ärmel der Airline werden. Laut dem Magazin Airline Weekly soll die Fluggesellschaft in Erwägung ziehen, die Partnerschaft mit American Airlines aufzulösen, um das Justizministerium gnädig zu stimmen. Dabei gilt die Partnerschaft als besonders lukrativ für Jetblue. Genaue Zahlen veröffentlicht die Airline allerdings nicht.
Weiteren Zugeständnisse für den Deal
Der Plan könnte aufgehen. Es ist bekannt, dass das Justizministerium in der Vergangenheit Airline-Partnerschaften als Druckmittel bei Fusionsverhandlungen eingesetzt hat. 2016 zwang die Aufsichtsbehörde Alaska Airlines, ihren Codeshare mit American zu beenden, als Gegenleistung für die Genehmigung der Fusion von Alaska Airlines mit Virgin America.
Jetblue zieht alle Register, um den Deal zu retten. So hat die Airline schon zuvor angeboten, alle Vermögenswerte und Slots von Spirit in Boston und New York sowie fünf Gates am Flughafen Fort Lauderdale abzugeben. Gates und Slots könnten dann an andere Billigfluggesellschaften gehen. Zudem will die Fluggesellschaft das Justizministerium milde stimmen, indem sie verspricht, in kleineren Städten zu wachsen und neue Verbindungen aufzulegen. Der Ultra-Marathon-Lauf ist noch nicht geschafft.