Umbau attraktiver
Emirates zeigt A350- und 777X-Frachter die kalte Schulter
Airbus präsentiert die ersten Kunden für den A350-Frachter. Boeing verhandelt mit Lufthansa über eine Cargo-Variante der 777X. Doch Emirates zieht einen anderen Weg vor.
Airbus A350-1000: Auf ihm basiert der A350-Frachter.
Airbus A350-1000: Auf ihm basiert der A350-Frachter.
Airbus hat die ersten beiden Kunden für den A350-Frachter gewonnen. Boeing will Lufthansa von einer kommenden Cargo-Variante der 777X überzeugen. Auch Airlines wie Qatar Airways und Cargolux haben in der Vergangenheit schon Interesse an der neuen Generation großer Frachtflugzeuge signalisiert. Doch wie steht es mit Emirates?
In ihrer Frachtsparte Sky Cargo betreibt Emirates zehn geleaste Boeing 777 F – zwei gerade neu georderte Flieger werden zwei ersetzen, deren Leasingverträge bald auslaufen. Bei der Passagierjets hat die Airline sowohl die Boeing 777X als auch den Airbus A350 bestellt.
Vorerst kein Interesse
Bei den Frachtversionen gibt sich Emirates dennoch sehr zurückhaltend. Von aeroTELEGRAPH nach einem 777X-Frachter gefragt, sagte Airline-Präsident Tim Clark auf der Dubai Airshow, Boeing müsste zuerst einmal die Passagiervariante ausliefern. «Und wenn sie dann 2027 oder 2028 einen 777X-Frachter auf den Markt bringen, wie sieht dann der Preis aus?», fragt Clark. Besonders verglichen mit zu Frachtern umgebauten 777-300 ER.
Emirates hatte auf der Airshow angekündigt, vier 777-300 ER zu Frachtern umzurüsten. «Es ist ein sehr gutes Flugzeug und kann fast 100 Tonnen Fracht transportieren», so Clark. Daraus ergebe sich auch die Antwort auf die Frage, ob Emirates nicht Interesse habe, A350 F zu ordnern. «Warum sollten wir? Angesichts dessen, was wir mit unseren 777-300 ER machen?» Die Fluggesellschaft hat mehr als 120 der Flugzeuge in der Flotte.
Neuer Jet oder Umbraufrachter?
Mit ganz ähnlichen Worten hatte sich im Juli noch John Plueger, Chef der Air Lease Corporation, skeptisch gegenüber dem A350-Frachter gezeigt. Airbus werde «vielen Kunden die Fähigkeiten eines A350-Frachters im Vergleich zu beispielsweise einer umgebauten Boeing 777-300 erst noch beweisen müssen», sagte Plueger damals im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Vergangene Woche wurde dann aber ausgerechnet seine Air Lease Corporation zum ersten Kunden des neuen Airbus-Frachters.
Im Zuge dieser Order erklärte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer, wie er den Vergleich zwischen neu entwickelten Cargojets und Umrüstungsfrachtern sieht. Die Effizienz des Flugzeuges werde umso wichtiger, je größer die Maschine und je größer die Reichweite sei, so Scherer. «Daher werden wir unserer Meinung nach eine Verlagerung sehen: Hin zu einem speziell dafür gebauten A350-Frachter. Und ein wenig weg von umgerüsteten Frachtflugzeugen, die per Definition älter sind und mehr Treibstoff verbrauchen.»
Lob für Lufthansa
Ob Airbus oder Boeing mit solchen Argumentationen auch Emirates schließlich überzeugen können, bleibt abzuwarten. Ganz ausschließen wollte Clark eine künftige Order nicht. Am Ende hänge es vom Timing und vom Preis ab, so der Emirates-Präsident.
Gefragt nach Lufthansas Entscheidung, ihre 777-F-Cargoflotte mit zwei kleineren A321-Umbaufrachtern zu ergänzen, lobte Clark: «Schlau!» Der E-Commerce verändere den Cargomarkt. Selber zeigte der Emirates-Präsident aber vorerst kein Interesse an kleineren Frachtern. Man können derzeit auch die großen problemlos füllen, so Clark.