Beispiel Airbus A350
So plant Lufthansa die Business Class zu schrumpfen
Die Fluglinie zeigt erstmals, wie sie die Business Class verkleinern will. Selbst wenn die Nachfrage nach Geschäftsreisen sich gut erholt, hat Lufthansa einen Grund, verstärkt auf Premium Economy zu setzen.
Airbus A350 von Lufthansa: Sind bald 36 Business-Class-Sitze Standard?
Airbus A350 von Lufthansa: Sind bald 36 Business-Class-Sitze Standard?
«Wir rekonfigurieren unsere Flugzeuge.» Diesen Satz sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr Mitte Februar. Und er fügte an: «Es wird kleinere Business-Class-Abteile geben und größere Premium-Economy-Abteile.» Wie groß die Verschiebung sein würde, das ließ er offen. Es seien noch keine Entscheidungen getroffen worden, hieß es.
Am Donnerstag (29. April) gab Finanzchef Remco Steenbergen erstmals Details zum Umbau preis. «Die Zahl der Business-Class-Sitze in einem Airbus A350 kann zum Beispiel von 48 auf 36 reduziert werden», so der Lufthansa-Manager. Im Gegenzug würde es mehr Sitze in der Premium Economy oder der Economy Class geben.
Schon jetzt geringerer Business- und First-Class-Anteil
Lufthansa besitzt schon jetzt zwei Konfigurationen beim A350-900. Eine mit 48 Sitzen in der Business Class, 21 in der Premium Economy und 224 in der Economy. Und eine mit 36 Business-Plätzen, 21 in der Premium Economy und 262 in der Economy. Bei Bedarf könnte Lufthansa etwa ihre 26 noch nicht ausgelieferten A350 mit nur 36 Business-Sitzen ausstatten.
Airbus A350 von Lufthansa in der Variante mit 48 Business-Class-Plätzen. Bild: Lufthansa
Allerdings nannte Lufthansas Finanzchef die Schrumpfung der Business Class nur eine Option. Denn die Airline ist für die Geschäftsreisen auf der Langstrecke nicht völlig pessimistisch. «Wir erwarten, dass Videokonferenzen und Nachhaltigkeitsüberlegungen vor allem Kurzstreckenreisen betreffen, die für uns weniger profitabel sind», so Steenbergen.
Lufthansa hofft auf deutschen Mittelstand
Kundenbefragungen würden zudem zeigen, dass es im für Lufthansa wichtigen deutschen Mittelstand einen großen Nachholbedarf nach Geschäftsreisen gebe, sagte der Finanzchef. Dort rechne man schneller mit einer Erholung der Nachfrage als bei den Großkonzernen.
«Nordamerika-Routen, auf den der Anteil an Geschäftsreisenden überproportional hoch ist, sollten zudem von der schnelleren Erholung in den USA profitieren», so Steenbergen. Daraus werde man auch durch die Partnerschaften mit United Airlines und Air Canada Nutzen ziehen.
Geschäftsreise-Erholung auf 90 Prozent bis 2025
Lufthansa rechnet damit, dass sich der Geschäftsreiseverkehr bis 2024 wieder auf 80 Prozent des Vorkrisenniveaus erholt. Das entspricht immer noch einem Minus von 20 Prozent, das auch Swiss erwartet. Während die Schweizer Tochter daraus tiefere Einschnitt ableitet, rechnet Lufthansa für 2025 mit einer Rückkehr auf mindestens 90 Prozent.
Allerdings heißt Geschäftsreiseverkehr nicht zwingend auch Business Class. Und so nannte Steenbergen ein Argument, das für eine Schrumpfung der Business Class und eine Vergrößerung der Premium Economy spricht, selbst wenn sich das Segment so gut erholt, wie Lufthansa erwartet. Es ist ein finanzieller Vorteil: Die Premium Economy liefert laut Lufthansa pro Quadratmeter einen 39 Prozent höheren Ergebnisbeitrag als die Business Class.