737 Max 10 kommt später
Boeing verschiebt auch Start des Hoffungsträgers
Der Flugzeugbauer muss nicht nur die Premiere der 777X auf 2023 verschieben, auch die 737 Max 10 wird so lange brauchen. Die größte Max-Version ist enorm wichtig für Boeing.
Boeing 737 Max 10: Das größte Familienmitglied.
Boeing 737 Max 10: Das größte Familienmitglied.
Bei der Boeing 787 gibt es Produktionsprobleme, die Erstauslieferung der 777X rückt in immer weitere Ferne. Beides macht eine erfolgreiche Rückkehr der 737 Max für den Hersteller noch wichtiger, als sie eh schon ist. Bisher liefert Boeing die 737 Max 8 und die 737 Max 9 aus, während die kleinere Max 7 und die größere Max 10 noch nicht so weit sind.
Nun gibt es Verzögerungen. Ende Januar hatte Boeing mit seinen Jahreszahlen 2020 nur mitgeteilt, dass der Start der 777X sich auf Ende 2023 verschiebt. Im Jahresbericht für die amerikanische Börsenaufsicht SEC heißt es jetzt: «Wir erwarten nun, dass die ersten Auslieferungen von 737 Max 10 und 777X im Jahr 2023 stattfinden.» Gründe seien unter anderem «eine aktualisierte Einschätzung der globalen Zertifizierungsanforderungen, Diskussionen mit den Aufsichtsbehörden und der daraus resultierenden Entscheidung des Managements, Änderungen an der Konstruktion der Flugzeuge vorzunehmen».
Boeing muss zusätzliche Anzeige einbauen
Details zu den geplanten Änderungen nennt Boeing nicht. Bekannt ist aber, dass der Hersteller unter anderem auf Drängen der europäischen Luftfahrtbehörde Easa die Max mit einer Anzeige für die sogenannten Synthetic Airspeed ausstatten muss. Sie zeigt das Tempo des Flugzeugs an, indirekt berechnet aus Daten der Anstellwinkel-Sensoren sowie aus anderen Quellen. Boeing werde dies bis zur Zertifizierung der Boeing 737 Max 10 umsetzen, die etwa im Jahr 2022 anstehen könnte, sagte Easa-Chef Patrick Ky im Januar.
Schon da war klar, dass sich die 737 Max 10 verspäten wird. Noch vergangenen Sommer hatte man auf eine Zertifizierung Ende 2021 spekuliert. Ursprünglich hatte Boeing geplant, sowohl die 737 Max 10 als auch die 737 Max 7 erstmals im Jahr 2020 auszuliefern. Für die kleinere Version ist der Start im laufenden Jahr geplant, wie es im Jahresbericht heißt.
737 Max 10 als A321-Neo-Konkurrent
Während die Max 7 als kleinstes Familienmitglied wohl kaum ein großer Kassenschlager wird und bisher nur von Southwest und Westjet bestellt wurde, ist die Max 10 enorm wichtig für Boeing. Sie ist der Hoffnungsträger des amerikanischen Herstellers im Konkurrenzkampf gegen den Airbus A321 Neo.
Gus Kelly, Chef des Leasingunternehmens Aercap prognostizierte im vergangenen Herbst, dass sich die Boeing 737 Max 8 künftig gut verkaufen wird. Die Max 9 sei dagegen kein Erfolg und werde von der Max 10 ersetzt werden, so Kelly. Das Magazin The Air Current berichtete sogar, dass Boeing sich vor dem Beginn der Corona-Krise mit der Idee beschäftigt habe, auf Basis der Max 10 eine fünfte Variante der Max zu entwerfen.
Die größten 737-Max-10-Kunden
Größter Kunde der 737 Max 10 und somit am stärksten von der Verzögerung betroffen ist United Airlines mit 100 bestellten Exemplaren, gefolgt von Vietjet mit einer Order über 80 Flugzeuge. Auch Ryanair hat bereits mit der Max-10 geliebäugelt, ihre Order im vergangenen Dezember dann aber vorerst doch nur mit zusätzlichen Max 8 in der Billigflieger-Variante 737 8-200 aufgestockt.