Bis zu 60.000 Euro
Merkwürdige Geldtransporte an Bord von Lauda-Fliegern
Gemäß einem Medienbericht sollen Flugbegleiter der Billigairline riesige Geldbeträge durch Europa geflogen haben. Warum, ist unklar. Ryanair und Lauda dementieren.
Sitz von Lauda: Was geschah wirklich?
Sitz von Lauda: Was geschah wirklich?
Irgendwann im Jahr 2019 soll die Lauda-Geschäftsleitung die neue Anweisung gegeben haben. Barumsätze aus Bordverkäufen dürften fortan nicht mehr wie bis dahin üblich im Tresor am Stützpunkt eingelagert werden, so die Order. Vielmehr müssten sie in etwa DIN-A3 großen, versiegelten roten Kunststofftaschen mit schwarzem Reißverschluss zu anderen Basen von Ryanair geflogen werden. Besonders oft reiste das Geld offenbar von Deutschland und Österreich nach Palma auf Mallorca.
Dies berichten das Magazin Profil, der TV-Sender ORF, die Zeitung Welt und der Südwestrundfunk in einer gemeinsamen Recherche. Bis zu 60.000 Euro seien so von einer Station zur nächsten geflogen worden, heißt es im Bericht. Das ist weitaus mehr als das Jahresgehalt manch eines Flugbegleiters. Das Geld soll in den Cash-Bags genannten roten Taschen am Ende in Dublin gelandet sein. Dies bestätigten gemäß den vier Medien mehrere Flugbegleiter von Lauda «unabhängig voneinander übereinstimmend».
Austrian Airlines verzichtet auf Bordverkauf auf EU-Flügen
Der Geldtransport ist innerhalb der EU grundsätzlich legal. Nur in Spanien müssen Ein- und Ausfuhren von mehr als 10.000 Euro angegeben werden. Ob das getan wurde ist ebenso unbekannt wie es unklar ist, wo die so bewegten Einnahmen versteuert wurden. Gemäß dem Bericht von Profil, ORF, Welt und Südwestrundfunk müsste die Mehrwertsteuer auf den Bordverkäufen grundsätzlich dort abgerechnet werden, wo der Flug gestartet ist.
Interessant ist aber in diesem Zusammenhang, dass Ryanair und Lauda an Bord grundsätzlich keine Papierquittungen abgeben. Wer sie digital erhalten möchte, muss nach dem Flug zuerst online ein Formular ausfüllen. «Bitte halten Sie hierfür das Datum Ihrer Reise und Ihre Flugnummer bereit», heißt es auf der Webseite der Billigairline. «Verkäufe an Bord von Lauda-Flugzeugen werden in der Buchhaltungen und Steuererklärungen von Lauda vollständig erfasst. Da Lauda verlustbringend arbeitet, zahlt sie keine Steuer auf diese Bordverkäufe in Österreich», kommentiert eine Sprecherin gegenüber aeroTELEGRAPH.
«Ja, das Geld hat die große Reise angetreten»
Die Flugbegleiter von Lauda machten zur ungewöhnlichen Praxis eindrückliche Aussagen. «Bei Einnahmen an Bord, durch den Verkauf von Snacks und solchen Dingen – das ging wirklich über 100.000 Euro die Woche. Das Geld wurde immer in bar eingezahlt in unseren Tresor in Düsseldorf. Und dort waren dann Leute abgestellt, die dieses Geld in kleine Häufchen packen. Das heißt, Pakete mit knapp unter 10.000 Euro packen. Und sie wurden dann von den Crews mitgenommen in andere Stationen. Ja, das Geld hat die große Reise angetreten.»
Viele Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter waren angesichts der Praxis und derart großer Summen verunsichert. Dies bestätigt die österreichische Gewerkschaft Vida. Mitarbeiter seien zu ihnen gekommen und hätten gefragt, «wie sich die Situation rechtlich darstellt, etwa im Haftungsbereich», erklärte Vertreter Daniel Liebhart den vier Medien. Sie hätten Angst gehabt, falls die Tasche einmal abhanden kommen sollte.
Ryanair dementiert
Ryanair und Lauda dementierten. «Diese falschen Behauptungen einiger verärgerter ehemaliger Mitarbeiter werden durch die Tatsache widerlegt, dass sie alle Provisionen für diese Bordverkäufe erhalten, was nur dann möglich ist, wenn diese Verkäufe in Laudas Buchhaltung korrekt verbucht werden, wie es in allen Fällen der Fall war», so die Sprecherin. Die Transporte hätten vor der Umstellung auf bargeldlose Bezahlung stattgefunden. Deshalb sei da «das Bargeld aus Laudas Bordverkäufen in Übereinstimmung mit den EU-Vorschriften und Zollbestimmungen transportiert, um die zentrale Abwicklung in den Kassen in Spanien, Großbritannien und Irland zu sichern».